Kräuter
Eines der Dinge, die mein Mann an meinem Garten schätzt, sind die jederzeit verfügbaren frischen Kräuter für seine Küche. Gibt es etwas Herrlicheres als Bratkartoffeln mit duftendem Rosmarin oder eine Eierspeis, großzügig mit Schnittlauch bestreut? Das Grillfleisch wird mit Thymian, Oregano und Salbei mariniert und der Tomatensalat mit gehacktem Majoran und Basilikum verfeinert.
Dabei kann sich Christian partout nicht merken, welche Kräuter in meinem Garten wachsen. Nicht einmal erst hat er vom Einkauf Schnittlauch und Thymian mitgebracht und ich war sauer. Sauer, weil ich diese Kräuter extra für ihn und seine Kocherei angebaut habe und dann kauft er sie auf dem Markt, obwohl sie im Garten wuchern! „Aber du sagst doch immer, das wächst bei dir nicht…“, stottert er dann verlegen. Petersilie! Petersilie wächst bei mir nicht, egal wann und wo ich ich sie aussäe oder wieviel ich sie gieße. Nicht einmal die gekauften Pflanzen aus der Gärtnerei überleben bei mir im Gemüsebeet, binnen kurzer Zeit werden die Blätter welk und gelb und es kommt nichts mehr nach. Verschiedene Sorten habe ich schon durchprobiert, glatte und gekrauste, im Topf und im Beet, im besten Fall erhalte ich ein paar dünne Fäden, die zu blühen beginnen noch bevor sich brauchbare Blätter gebildet haben.
Koriander verhält sich in meinem Garten ganz genau so boshaft, er keimt ein bisschen, er blüht sofort. Dabei könnten wir ganze Reihen von Koriander gebrauchen, wir lieben den Geschmack sehr, egal ob im Gemüse oder zu Fisch. Was ich auch schon aufgegeben habe, ist Dille. Als ich sie das erste Mal angebaut habe, vor vielen Jahren, gleich nachdem ich den Garten übernommen hatte, war die Ernte unglaublich. Wir konnten die vielen Büschel gar nicht gleich aufbrauchen und haben haufenweise eingefroren. Einmal und nie wieder. Seither plage ich mich immer wieder mit Dillsamen ab, das Ergebnis ist mehr als dürftig. Eine der beiden Gemüsegärtnerinnen aus der Anlage (siehe „Gemüsebeet, 2. Anlauf„) gab mir den Tipp, die Dille aussamen zu lassen. Denn wenn sie sich den Platz selber aussuchen dürfe, klappe das besser als ordentliche Reihen, die ich ihr zugedacht habe. Hab ich probiert, die Dille hat geblüht, ausgesamt – und ist verschwunden. Mein letztes Aufbäumen war ein Samen für Topfdille, die angeblich genauso aromatisch ist und auf jedem Balkon wächst. Leider habe ich keinen Balkon, auf meiner Terrasse wollte sie jedenfalls nicht.
Vor einigen Jahren habe ich alle trockenliebenden Kräuter beim Haus in einem eigenen Beet versammelt. Rosmarin, Thymian, Steinpilzthymian, Oregano, Majoran, Bergbohnenkraut und Salbei breiten sich fröhlich aus und liefern Jahr für Jahr auch noch Überfluss zum Trocknen für den Wintervorrat. Mittlerweile versorge ich auch noch meine Kinder damit und wir verschenken Rosmarinsalz als willkommenes Gastgeschenk. Meine Tochter hat einen Rosmarinextrakt für die Haare gebraut (tatsächlich scheinen meine dünnen Federn damit etwas kräftiger zu werden). Nur der Ysop, der den Großen im Beet Gesellschaft leistet, kommt über ein paar schmächtige Stängel und zaghafte Blüten nicht hinaus, aber das macht nichts, denn Christian mag den herben Geschmack ohnehin nicht im Essen. Im Gemüsebeet verblieben sind Schnittlauch und Schnittknoblauch, der sich bereits im ganzen Garten ausbreitet. Ich lasse ihn gern gewähren, denn die schmalen Blätter machen niemandem den Platz streitig und die Bienen lieben seine weißen Blüten über alles. Basilikum überlebt nur im Topf auf der Terrasse, im Beet hätten nur die Schnecken ein Festmahl. Nächstes Jahr möchte ich Strauchbasilikum im Gemüsebeet probieren, vielleicht mögen die Schleimer die etwas härteren Blätter nicht.
Wenn wir in der Gärtnerei etwas Besonderes sehen, wandert ein Töpfchen mit. Zitronengras habe ich dreigeteilt und im Garten an verschieden sonnige Plätze gesetzt, es ist überall gleich gut gewachsen. Ich habe es im Herbst wieder ausgegraben (unglaublich, wie groß die Wurzelballen geworden sind!) und versuche es auf der Fensterbank zu überwintern. Vietnamesischer Koriander ist geschmacklich eine Wucht, vor allem jedem Gemüse gibt er eine interessante Note. Leider ist er als eigentliche Sumpfpflanze ein haltloser Säufer. Voriges Jahr hatte ich ihn im Topf und musste mindestens zweimal täglich mit der Gießkanne ausrücken. Im Winterquartier hat er nicht überlebt. Diesen Sommer hoffte ich den Aufwand zu dezimieren und habe ihn ins Beet gesetzt. Er wollte trotzdem zweimal täglich gegossen werden. Vielleicht stopfe ich ihn nächstes Jahr gleich in den Sumpf, denn missen möchte ich seinen Geschmack nicht mehr.
Gestern habe ich bei strömendem Regen und mit klammen Fingern Rosmarin, Thymian, Oregano und Salbei abgeschnitten, denn heute veranstalten wir einen italienischen Abend. Freilich schmecken die Kräuter nicht so intensiv wie im Sommer, aber nehmen wir halt ein bisserl mehr davon. Und der Rest wandert als Deko auf den Tisch. Buon appetito!
Eure Flora