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Pachtabrechnung

Pünktlich in den ersten Jännertagen liegt es im Postkasten, das unscheinbare Kuvert des Kleingartenvereins. Es enthält die Jahresabrechnung für das vergangene Jahr und die Pachtabrechnung für das kommende. Heuer war ich besonders schlau, dachte ich. Damit mich der große Brocken im Jänner nicht wie sonst zwei, drei Monate in finanziell magere Zeiten treibt, räumte ich vorsorglich von meinem Weihnachtsgeld einen ordentlichen Batzen beseite, den Betrag vom Vorjahr und ein bisschen was dazu, denn teurer wird ja alles. Dass es mehr als 100 Euro mehr ausmacht als letzten Jänner, hatte ich allerdings nicht erwartet. Nach einem ersten „Das kann aber nicht stimmen“ verglich ich die einzelnen Posten mit der Rechnung 2024 und musste feststellen, dass es doch stimmt.

Da war einmal ein fast entschuldigender Brief vom Verein dabei, dass der Erhaltungsbeitrag von 75 auf 125 Euro angehoben werden musste, weil praktisch jeder Handgriff, den der Verein auslagert (Heckenschnitt, Reparaturen etc.) empfindlich teurer geworden ist. Das sehe ich ein, der Betrag ist ohnehin ich weiß nicht wie viele Jahre lang gleich geblieben. Auch die rechtlich so wichtige Schneeräumung musste neu vergeben werden, da sich die vorige Firma als nicht ganz zuverlässig erwiesen hat, wieder 15 Euro mehr. Meine Gartenversicherung, die ich über den Verein zahle, hat sich gleich um satte 12 Euro erhöht. Die kann ich keinesfalls weglassen, Frost- oder Sturmschäden sind jederzeit möglich.

Der Strom für die Anlage ist hingegen billiger geworden, es scheint sich also doch zu lohnen, dass die Anlagenbeleuchtung ab 22.00 Uhr gedimmt wird (nicht nur für die Tierwelt). Auch die Kosten für die Müllabfuhr sind weniger, anscheinend wird jetzt weniger oft geleert. Das fällt mir nicht besonders auf, weil ich die Biotonnen kaum brauche (Komposthaufen!) und sich der Restmüll ohne Papier, Glas, Plastik und Metall ebenfalls reduziert hat. Den „Sondermüll“ schleppe ich aber nur selten zum Mistplatz, sondern nehme ihn beim Einkaufen zu Containern auf der Straße mit. Na gut, dann zahlt sich Mülltrennung auch für die Geldbörse aus. Wieso aber dann über 100 Euro mehr? Ah, da ist der böse Bube: Wasser/Abwasser. Der trockene und heiße Sommer hat sich mit rund einem Drittel Mehrverbrauch ordentlich zu Buche geschlagen. Statt 31 m³ habe ich im letzten Jahr 43 m³ im Garten verpritschelt, das macht die Differenz aus.

Gleich habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich öfter als sonst den Schlauch aufgedreht habe. War das wirklich nötig, musste ich wirklich zum Gießkannen schleppen zu faul sein? Aber dann fällt mir ein, dass es nicht nur Bequemlichkeit war. Da es wochenlang nicht regnete, waren die Tonnen meistens leer, und als es dann tagelang regnete, konnten die Tonnen auch nicht mehr als voll werden. Alleine das Gemüsebeet mit Salat, Zucchini, Kohlrabi und Kürbis hat eine Menge Wasser gebraucht – nur um dann höchst mickrige Erträge zu liefern. Ich sollte mir wirklich gut überlegen, ob ich nächstes Jahr so viel anbaue. Wegen der extremen Trockenheit musste ich sogar Pflanzen gießen, die ich sonst nie beachte, und alleine der Apfelbaum im Spätherbst hat sicher einen Kubikmeter auf dem Gewissen. Nicht zu vergessen die WC-Spülung, die aufgrund eines defekten Schwimmers, den wir nicht gleich bemerkten, 12 Stunden durchgerauscht ist. Tja, das läppert sich.

Nun ist es ja Gott sei Dank so, dass die Mehrkosten meinen Lebensstandard nicht groß beeinflussen werden und schon gar nicht meine Existenz bedrohen. Trotzdem ist es erschreckend, wie schnell sich das höhere Einkommen (durch die jährliche Anhebung der Steuersätze) wieder in Luft auflöst, weil rundherum alles ein paar Euro mehr kostet. Oder gleich 109 Euro wie bei der Pachtabrechnung oder 84 Euro beim Klimaticket oder…

Die Buchhalterin in mir meldet sich zu Wort. Ich könnte eine Tabelle erstellen, um einmal auszurechnen, was mich der Garten so kostet. Zur Pachtabrechnung kommen noch Strom und Internet dazu. Was ich für Pflanzen, Töpfe, Erde, Dünger, Gartengeräte, Baumaterial ausgebe, macht sicher aufs Jahr gesehen ein hübsches Sümmchen aus. Nicht zu vergessen der Gärtner! Dann setzt sich mein Verstand durch. Lass den Blödsinn, warnt er mich, ist doch ganz egal, was es kostet, solange du es dir leisten kannst. Denn das halbe Jahr in und mit der Natur zu leben, Pflanzen und Tiere zu beobachten, Freude am Wachsen und Gedeihen zu haben, gestalten und experimentieren zu können, vom Morgenkaffee bis zur abendlichen Flasche Wein nach Lust und Laune Sonnenstrahlen oder den Schatten des EIGENEN Baumes zu genießen – das ist doch echt unbezahlbar.

Und schon ist die Pachtabrechnung halb so schlimm.

Eure Flora

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