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Diese Töpfe!

Kübelpflanzen sind in einem Garten nahezu unverzichtbar, so viele Vorteile haben sie. Man kann sie überall dort hinstellen, wo man nichts dauerhaft pflanzen kann oder will, man kann dunkle Ecken damit aufhellen, man kann sie, wenn sie abgeblüht sind, in den Hintergrund platzieren, man kann nicht winterharte Pflanzen bewundern, auf die man ohne Gewächshaus oder Wintergarten verzichten müsste, man kann empfindliche Schönheiten vor den Schnecken in Sicherheit bringen und schließlich sind dekorative Töpfe ja schon für sich genommen eine Zierde im Garten.

Stimmt alles. Leider haben Kübelpflanzen genauso viele Nachteile. Man muss sie für den Urlaub  in den Schatten schleppen, man muss sie im Winter entweder gleich ins Haus verfrachten oder bei frostharten Insassen zumindest dick einmummeln, man muss die Töpfe mit Kupferband umwickeln, sonst wird das mit dem Schneckenschutz gar nichts, man muss sie regelmäßig umtopfen, man muss immer wieder nachdüngen und man muss, und dies vor allen Dingen, sie täglich gießen. Im Vergleich zu Pflanzen im Beet beanspruchen sie entschieden mehr Zuwendung.

Wegen all dieses Aufwandes bemühe ich mich ständig, mein Topfsortiment so klein wie möglich zu halten. Die Liste meiner Kübel- bzw. Topfpflanzen ist dennoch lang genug (siehe „Meine Pflanzen„-„Kübelpflanzen„). Auch wenn ich Keramiktöpfe liebe, sie sind schwer, heikel, was Frost betrifft, und die besonders schönen glasierten sind auch noch glitschig und schlecht anzupacken. Mittlerweile kaufe ich nur mehr Kunststofftöpfe nach, umso mehr, als Kübelpflanzen die Tendenz haben, nach immer größeren Gefäßen zu lechzen.

Nicht alles gedeiht im Topf zufriedenstellend. Ich habe vor zwei Jahren, angeregt durch ein Buch über Wildpflanzen in Töpfen, ein paar davon angelegt. Obwohl mir der Autor versprochen hat, dass die Karthäusernelke den ganzen Sommer durchblüht und dass das kriechende Gipskraut an Wuchsfreude nicht zu überbieten ist, blieb der Bottich äußerst mickrig. Völlig daneben war seine Versicherung, man könne Wildpflanzen in Töpfen getrost sich selbst überlassen und müsse sie nicht gießen. Ich habe heuer die Karthäusernelke in die Blumenwiese umgesetzt, wo sie zwar auch nicht mehr blüht, aber vielleicht hält sie nächstes Jahr länger durch. Das Gipskraut hat den Umzug ins Beet nicht überlebt. Der Nelkentopf besteht nur mehr aus Hufeisenklee, die anatolische Nelke darbt in der Erde vor sich hin, ich hoffe auf einen kräftigen Neuaustrieb im nächsten Frühjahr. Das Lampenputzergras wies trotz täglichem intensiven Gießens nur mehr braune Spitzen auf, es war der nächste Kandidat, der ins Staudenbeet wanderte.

Die Zuckerhutfichte fühlt sich einstweilen im Topf wohl, sie stelle ich tatsächlich dorthin, wo ich gerade Platz habe (wenn mir nur ein guter Standort für sie einfallen würde!). Zistrose und Staudenclematis wachsen brav, letztere hat sogar Blüten angesetzt, die sich allerdings quälend langsam entwickeln. Immerhin, sie denkt ans Blühen, ganz im Gegensatz zu der einjährigen Sternwinde „Spanische Flagge“, die zwar die Terrasse mit ihren langen Trieben umrankt und das in so rasantem Tempo, dass ich mit dem Aufbinden nicht mehr nachkomme, aber bis jetzt keine einzige Blüte hervorgebracht hat. Viel Zeit hat sie nimmer.

Ach ja, meine Strelitzien! Den Hinweis im Internet, es könne bis zu einem Jahr dauern, bis die Keimung erfolgt, hielt ich für einen schlechten Scherz, aber anders kann ich mir nicht erklären, dass sich gestern ein neuer (!) Sproß zeigte. Denn heuer habe ich nur EINEN vergessenen Samen in die Erde gestopft, der tatsächlich aufgegangen ist. Jetzt habe ich also drei Strelitzien. Es steht zu befürchten, dass auch ein weiterer Satz aus dem Artikel stimmt, dass es nämlich mindestens sechs Jahre dauert, bis sich die erste Papageienblume hervorwagt.

Diese Woche kam ich völlig ungeplant zu einem weiteren Topf. Wenn ich mir überlege, wie viele Faktoren da mitgespielt haben, kann ich nur den Kopf schütteln über so viel Zufall:

  1. Ich habe mir im Mai spontan ein Klimaticket gekauft.
  2. Ich habe mit meiner Tochter einen Tagesausflug nach Salzburg gemacht.
  3. Es war so heiß in der Stadt, dass wir uns früher als beabsichtigt in den klimatisierten Zug nach Hause geflüchtet haben.
  4. In Hietzing habe ich meinen Bus verpasst und da ich nicht in der prallen Sonne 15 Minuten warten wollte, habe ich eine andere Linie genommen.
  5. Deswegen bin ich von einem anderen Eingang durch die Anlage gekommen und an den Misttonnen vorbeigegangen.
  6. Genau in dem Moment karrte ein Mann eine prächtige Agapanthe mitsamt Topf zu den Tonnen.

Dass ich ihm sofort ein Bein stellte (natürlich nur verbal), war klar. Ziemlich erschöpft von der Hitze und der Anstrengung führte er den schweren Topf zu meinem Garten, entnervt war er nur, als er merkte, dass ich fast eine Nachbarin seiner Mutter bin. So hatte er die Agapanthe völlig sinnlos zweimal durch die Anlage schleppen müssen, nur weil sie seinen Vorschlag, erst einmal rundherum nach Abnehmern zu fragen, abgelehnt hatte (sie wollte sie übrigens loswerden, weil sie im Herbst den Topf nicht mehr ins Haus schaffen kann). Jetzt habe ich also zwei Terrassenwächter, wobei es nächstes Jahr wahrscheinlich mehr werden. Denn beide müssen dringend umgetopft werden und noch größere Töpfe könnte ich nicht mehr bewegen. Also teilen.

In diesem Leben wird’s wohl nix mehr mit weniger Töpfen. Immer wenn ich reduziere und auspflanze, taucht eine neue Kübelpflanze auf, als Geschenk, als „haben wollen“ oder als gerettetes Mistkübelopfer. Oder um meine schönen Keramiktöpfe zu füllen. Oder das Eckregal zu dekorieren. Braucht es wirklich einen Grund?

Eure Flora

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