Erste Erfolge
Es tut sich was.
Hatte ich am Anfang die Befürchtung, dass außer Ferkelkraut und Berufkraut nichts in der Blumenwiese hochkommt, keimen jetzt endlich schüchtern und zaghaft die Samen, die ich seit zwei Jahren einstreue. Freilich nicht alle, mit Samen hatte ich ja noch nie viel Glück (siehe Ich und 1000 Samen). Der Wiesensalbei etwa, von dem ich eine ganze Packung verteilt habe, konnte sich bisher nur zu ein paar winzigen Blättchen aufraffen (wenn meine LieblingsApp richtig liegt). Aber die Margeriten, die voriges Jahr auch nur mit viel Mühe zu identifizieren waren, blühen heuer. Die größte Freude machen mir die gelben Skabiosen, von denen ich vor zwei Jahren in der Südsteiermark Samen gesammelt habe. Jetzt sind sie endlich da, hurra! Die Wegwarte lässt sich leider nicht blicken, dabei mag ich ihr fröhliches Blau so gerne.
Lästig ist das Berufkraut. Obwohl ich es meistens auszupfe, setzt es sich immer wieder durch und ich muss höllisch aufpassen, dass es nicht die ganze Blumenwiese übernimmt. Meine zehntätige Abwesenheit hat es schamlos ausgenützt und steht nun in voller Blüte. Hübsch sind die kleinen weißen Korbblütler ja, wenn sie sich nur nicht so breit machen würden. Wenn ich in zwei, drei Wochen die Blumenwiese zum ersten Mal abmähe, werde ich wieder alles Berufkraut entfernen. Auch die Wilde Möhre nimmt schön langsam überhand, aber die Insekten stürzen sich mit wahrer Begeisterung auf den heimischen Doldenblütler, was soll ich da dagegen haben.
Zusätzlich zu den Samen habe ich ein paar Wiesenblumen in die Wiese gepflanzt. Natternkopf, Färberkamille, Klatschmohn, Mutterkraut, Esparsette, Herzgespann, Kuckuckslichtnelke, Karthäusernelke und Kornblume habe ich an anderen Orten ausgegraben und dort, wo das Gras am dichtesten wächst, die Polster entfernt und stattdessen die Pflanzen eingesetzt. Versamen müssen sie sich jetzt selber. Die Kornblume hat das heuer auch schon gemacht, allerdings anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte ja eine SCHWARZE Kornblume, die Abkömmlinge blühen aber – kornblumenblau. Sei’s drum. Da fällt mir ein, dass ich letzten Sommer einen Haufen wilde Froschgoscherl (Löwenmäulchen) vom Straßenrand mitgenommen habe, die sind nicht wieder aufgetaucht.
Was findet sich noch in meiner Blumenwiese? Dem Wundklee, den ich vor zwei Jahren noch hatte, hat es anscheinend nicht gefallen, er hat sich verabschiedet. Oder legt er nur ein Päuschen ein? Wiesenflockenblumen habe ich nun schon an drei Standorten, Pfirsichblättrige Glockenblumen gehen mehrfach auf, im Frühjahr hat viel Vergissmeinnicht geblüht. Das Gewöhnliche Leimkraut wird hoffentlich noch üppiger und gegen etwas mehr Hirtentäschel hätte ich auch nichts. Ein Storchschnabel macht sich mit einem auffälligen Blattschopf wichtig, blüht aber (noch) nicht. Vom Bauerngarten schummelt sich natürlich Jungfer im Grünen herein. Im Wegstreifen eines Nachbargartens (die Besitzerin habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und der Sohn kommt dreimal im Jahr Gras mähen) wächst eine Gemeine Ochsenzunge. Ich bin noch unschlüssig, ob ich sie ausgraben will, soll, darf oder ob ich mich mit Samen begnügen soll. Aber ich und Samen? Das wird nix. Ich werde im Morgengrauen mit dem Schauferl ausrücken und hoffen, dass mich niemand beobachtet. Die Esparsette habe ich auch dort geklaut.
Alles in allem finde ich die Liste schon recht beeindruckend. Und es ist spannend: Was legt nächstes Jahr zu, wem ist es zu trocken, zu schattig (ein Teil der Blumenwiese wird von der Eberesche abgedeckt), zu beengt (zwischendurch rupfe ich immer wieder besonders dichte Grasbüschel aus)? Taucht ein neuer Gast auf, mit dem ich gar nicht (mehr) gerechnet habe? Werden die Kornblume wieder schwarz? Warum blüht im gemähten Teil der Klee ausschließlich weiß und in der Blumenwiese ausschließlich rosa? Es macht soviel Spaß, mit meiner LieblingsApp unbekannte Blättchen zu erforschen und ungeduldig auf das Ergebnis zu warten. Und wenn ich wie ein Storch mit zwei Schritten zu meinem Kaffeeplatz unter der Eberesche gestakst bin und mitten im Gewuchere und Gesumse sitze, werde ich nicht fertig mit Schauen. Ich liebe meine Blumenwiese.
Eure Flora