• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Gestatten, ...

Ich habe es mir zum Ziel meines Blogs gemacht, KEINE Anleitungen zu geben, wie was im Garten gemacht oder nicht gemacht werden muss. Davon gibt es im Internet bereits genug. Meine Geschichten und Erfahrungen sollen unterhalten und wenn sich der/die eine oder andere denkt, das probier ich auch, soll es mir auch recht sein. Heute habe ich ausnahmsweise doch ein paar Tipps parat. Anlass dafür war der Schlusssatz meines letzten Beitrages, der mich die ganze Woche über beschäftigt hat. Gibt es sie nicht doch, die Dauerblüher, die wochenlang durchhalten, kaum einer Pflege bedürfen, dazu auch noch insektenfreundlich und trockenresistent sind? Ist das wirklich nur ein frommer Wunsch oder habe ich solche Schätze im Garten? Ich habe welche und die möchte ich heute vorstellen. Es soll mich aber niemand beim Wort nehmen, das funktioniert bei MIR, in anderen Gärten kann es ganz anders sein.

Als erstes fällt mir der Ehrenpreis ein: Veronica longifolia „Blauriesin“ habe ich vor vielen Jahren ins große Staudenbeet gepflanzt und seither blüht die Staude üppig, breitet sich aus, verkahlt aber nicht in der Mitte, zieht ganze Bienenschwärme an und das fast den ganzen Sommer über. Gießen muss ich nur bei extremer Trockenheit. Wenn sich die erste Pracht erschöpft hat, schneide ich die Samenstände ab und aus jeder Blattachsel sprießen neue Blütentriebe. Dass die wochenlange Nachblüte nicht mehr ganz an die Erstblüte heranreicht, ist leicht zu verschmerzen. Bis in den Herbst hinein ragen die blauen Kerzen auf. Hin und wieder tauchen Nachkommen in anderen Beeten auf, die ich meist ausgrabe, damit es nicht zuviel des Guten wird. Die Nachbarin hat sich sehr über die Ableger gefreut und auch bei ihr verbreitet sich der Ehrenpreis seit zwei Sommern.

Ähnlich langlebig sind meine Sonnenhüte (Echinacea purpurea). Ich habe welche in weiß, gelb-orange (interessanterweise nicht jedes Jahr), rosa und rot. Früher blühten sie erst im Spätsommer, doch mittlerweile öffnen sich die ersten Blüten schon im Juni und halten dann ohne jede Bewässerung bis August durch. Selbst nach der Blüte sehen sie noch toll aus und im Winter zieren die lustigen Igelköpfe den Garten, die Samen dienen den Vögel als Nahrung (wenn die zahlreichen Futterhäuschen in der Anlage einmal leer sein sollten). Unsympathisch sind sie mir nur im Frühjahr beim Rückschnitt. Die Samenstände sind nämlich so stachelig, dass ich sie extra abschneide und in der Biotonne entsorge. Im Komposthaufen zerstechen sie mir nach einem halben Jahr noch die Finger und wenn ich die Samen mit dem Kompost ausbringe, habe ich überall Sonnenhut. Und das will ich auch nicht.

Als Glückstreffer erwies sich auch die Gaura lindheimerii (Prachtkerze). Obwohl in allen Ratgebern steht, dass man Verblühtes regelmäßig ausschneiden soll, habe ich das noch nie gemacht. Die langen zarten Triebe blühen ja ständig irgendwo, sodass ich abgeblühte Stängel gar nicht recht ausmachen kann. Ab Juni/Juli schaukeln die zierlichen weiß-rosa Blüten im Wind und das bis zum ersten Frost. Im Frühjahr säbele ich den Horst bodennahe ab und das Spiel beginnt von vorne. Düngen? Ja, ein Schäufelchen im Frühjahr, wenn ich den vorjährigen Kompost im ganzen Garten verteile. Gießen? Ja, wenn es sich die Gärtnerin einbildet. Das einzige, wo die Gaura zickig wird, ist ein Umsetzen. Früher hatte ich zwei, versuchte eine in den Bauerngarten umzusiedeln, aber das nahm sie mir krumm und ging sofort ein. Die Wurzel scheint wie beim Mohn senkrecht in die Tiefe zu gehen und man kann gar nicht anders als sie abzustechen.

Beim Storchschnabel habe ich viele verschiedene Sorten und ich liebe sie alle. Nicht jede davon wurde allerdings als Dauerblüher gezüchtet. „Derrick Cook“ etwa blüht umwerfend mit riesigen fein geäderten Blüten Anfang Juni. Das war’s aber dann für dieses Jahr, das Remontieren beschränkt sich auf einen schüchternen Neuaustrieb der Blätter. Ganz anders die robuste „Tiny Monster“. Bei ihr muss ich mich im Frühjahr beeilen, die dürren Ausläufertriebe des Vorjahres zu entfernen, denn als eine der ersten steht sie mit saftigen Büscheln da. Etwa Mitte Juni beginnt sie zu blühen und ihre Triebe um sich herum auszubreiten. Genau genommen durchwuchert sie alles in ihrer Umgebung und schiebt unaufhörlich bis in den Oktober hinein rosa Blüten in die Höhe. Für das Storchschnabelbeet bildet sie den stabilen Hintergrund, ich muss nur aufpassen, dass sie sich nicht zuviel ins benachbarte Kräuterbeet hinüberschummelt. Ebenso ausdauernd ist „Dilys“, die im vergangenen Sommer so sehr gewuchert hat, dass ich sie radikal zurückschneiden musste, um zarter besaitete Gemüter wie den Blutstorchschnabel vor dem Ersticken zu bewahren. Wie die Sonnenhüte hat sie ihre Blühphase merklich nach vor verschoben, erste Kelche öffnen sich bereits im Juni (früher August!, ich hab sie als „späteste“ Sorte gekauft). Die Blüte hält aber bis zum ersten Frost an. Beide Sorten lieben es trocken und karg, werden also nicht gegossen und nur wenig gedüngt.

Ein Blickfang für viele Wochen im Jahr sind auch meine Gräser. Chinaschilf, Kupferhirse, Moskitogras, ab heuer hoffentlich auch das Reitgras punkten zwar nicht mit bunten Farben, ihre Blütenstände zieren aber dafür monatelang die Beete. Das zarte Federgras sieht nach dem Winter schon wie eine einheitliche Fläche aus, ganz wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Gräsergarten wäre mir zwar zu langweilig, ein paar verteilte Horste machen sich aber sehr gut in meinen farbenfrohen Beeten. Mit Nektar schaut es traurig aus, aber Heuhüpfer, bis hin zum imposanten Heupferdchen, halten sich gerne zwischen den Stängeln auf. Abgesehen vom Rückschnitt im Frühjahr machen Gräser gar keine Arbeit. Das mächtige Chinaschilf ergibt auch noch einen Sack voll Stroh zum Mulchen im Bauerngarten.

Ehrenpreis
Sonnenhut
Gaura
Tiny Monster

Nun soll das nicht heißen, dass ich meine Elfenblumen im April, das Immenblatt im Mai oder die Astern im September weniger schätzen würde als die oben vorgestellten Pflanzen. Ich liebe Pfingstrosen und Chrysanthemen, aber ihre Schönheit macht halt leider nicht allzu lang Freude. Wenn ich einmal richtig alt bin und nicht mehr so viele Pflanzen pflegen kann wie jetzt, werde ich mich auf ein Beet mit lauter bewährten Dauerblühern zurückziehen und die Hände in den Schoß legen.

Wer’s glaubt, wird selig.

Eure Flora

Schreibe einen Kommentar