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Seid ihr alle da?

Die Vogelwelt in meinem Garten (siehe „Meine gefiederten Freunde„)ist einer ständigen Veränderung unterworfen.

Waren es in meiner Kindheit noch alle, die ich aus dem Kinderlied kannte („Amsel, Drossel, Fink und Star“), sind aus dieser Aufzählung nur mehr die Amseln übriggeblieben und die sind (zumindest heuer) selten. In meinen Gartenanfängen düdelte uns täglich ein Amslerich pünktlich um 4.30 Uhr aus dem Schlaf und wir verfluchten ihn. Heute würde ich mich darüber freuen. Das Zizibäh der Kohlmeisen, das Gurren des Ringeltaubenpärchens und  das alarmierende Klopfen des Spechts im Alten Herrn sind die verlässlichsten Laute in meiner Umgebung. Schmerzlich vermisse ich diesen Sommer die laute Spatzenbande, die üblicherweise im Feuerdorn residiert und überfallsartig über meinen Garten herfällt. Das zarte Piepsen des Gartenrotschwänzchens habe ich schon lange nicht mehr gehört, früher ist mir stets eines nachgehüpft, wenn ich in den Beeten gearbeitet habe. Eines Tages kam es mit einem aufgeplusterten Schreihals, der dann mit Getier aus der frisch gejäteten Erde vollgestopft wurde. Irgendwie werden es immer weniger gefiederte Freunde.

Dafür habe ich neue Gäste gesehen – oder besser gesagt zuerst gehört, denn zu überhören sind sie nicht: Elstern. Voriges Jahr tauchte ihr durchdringendes „Tschak-tschak“ zum ersten Mal auf, jetzt dürften es schon mehrere Exemplare sein. Dass Elstern nicht den besten Ruf haben, wusste ich vage, aber erst als ich eine Nachbarin sah, wie sie versuchte, eine Elster zu vertreiben, begann ich mich näher damit zu beschäftigen.

Mein Ansatz ist ja, mich in natürliche Vorgänge nicht groß einzumischen. Eine jagende Hauskatze ist ein vom Menschen verursachter Störfaktor, also bin ich sehr dafür, ihnen Glöckchen um den Hals zu hängen, um die Vögel zu warnen. Dass Füchse durch die Anlage wandern, begeistert mich zwar nicht, ich nehme es aber als Verschiebung ihres Lebensraumes hin. Niemals würde ich sie füttern, was leider manche tun, wodurch sie noch zutraulicher (und unverschämter) werden. Dass manchmal ein Falke oder Habicht über uns kreist, macht mir zwar Sorgen wegen meiner Eidechsen, aber ich würde nie eingreifen. Auch eine Elster, die sich in der Anlage niedergelassen hat, ist mir als Vertreter der heimischen Fauna willkommen, aber vertreibt sie die kleinen Singvögel, deren Nähe ich vermisse?

Das Internet ist voll von Berichten, Analysen und Meinungen über Krähenvögel im Allgemeinen und Elstern im Speziellen. Je nach Urheber des Beitrags schwankt der Inhalt von notwendiger Bekämpfung plus zahlreichen Vorschlägen über das Wie bis zu Beruhigung und Verharmlosung der Gefährlichkeit für Singvögel. Wem soll man also glauben? Ich tendiere eher zu naturnahen Seiten (welche Überraschung!) und halte mich meist an die Ausführungen von NABU. Ja, auch hier wird bestätigt, dass Elstern Vogelnester ausräumen und somit kleine Singvögel dezimieren. Allerdings, und das ist das Wichtigste, das Ausmaß dieser Auslese ist Teil des großen Kreislaufs und keinesfalls besorgniserregend. Vielmehr sind die Kleinen vom Verhungern bedroht, weil die Eltern in der Umgebung der Nester nicht mehr genug Insekten finden.

Zu meinem Leidwesen habe ich schon seit vielen Jahren in meinem Garten kein Vogelnest mehr gehabt, allerdings sehe ich oft bettelnde Jungvögel in meinen Bäumen und hektische Vogeleltern, die versuchen, die hungrigen Mägen vollzukriegen. Ich nehme an, dass den Vögeln zwar die Wohnmöglichkeiten woanders besser gefallen (vielleicht bin ich zu aktiv im Garten), aber essen kommen sie zu mir, denn da ist volles Büffet angesagt. Ein schöner Gedanke, der mich tröstet. Demnächst sind die Sonnenblumen abgeblüht, ich hoffe sehr, dass anschließend das alljährliche Spektakel um die Kerne wieder beginnt (siehe „Das große Buffet„). Wenn dann Distelfink und Spatzen, Kohlmeisen und Ringeltauben sich um die Samen streiten, ist meine Vogelwelt wieder in Ordnung.

Eure Flora

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