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Natur pur

Ihr wisst ja, ohne Garten läuft bei mir kein Urlaub. Derzeit sind wir für ein paar Tage in der Südsteiermark und da der Kurzurlaub ein Geschenk zu unserem Hochzeitstag ist, habe ich mir einen Tag ausbedungen, an dem ich meiner Gartenleidenschaft frönen kann. Ziel unseres heutigen Ausflugs war der Therapiegarten in Stainz. Also eigentlich ist er in Herbersdorf, aber das gehört zu Stainz, was schon wieder Weststeiermark ist. Garten der Vielfalt wird er im Internet auch genannt und ich wurde durch unseren Gartenclub Acanthus darauf aufmerksam. Dann hörte ich noch, dass rund um Schloss Stainz ein toller Park ist und stolperte beim Stöbern über eine „Genussgärtnerei“. Auf nach Stainz!

Hätte ich nicht im Navi die genaue Adresse des Therapiegartens eingegeben, hätten wir nie hingefunden. Es irritierte mich etwas, dass wir links, rechts, links abbogen und nirgendwo ein Hinweisschild auf den Garten zu sehen war. Erst bei der Einfahrt zum Gelände war ein kleiner, leicht zu übersehender Pfeil. Wir quetschten unser Auto ins Gebüsch und stiegen misstrauisch aus. Eine Dame mit Krücken (Dr. Marlies Ortner, die Betreiberin, wie sich später herausstellte) begrüßte uns freundlich und beäugte als erstes meine Sandalen. „Die Schuhe!“, meinte sie, „es ist halt recht unebenes Gelände.“ „Das schaff ich schon“, versicherte ich ihr. Sie erklärte mir den Rundgang: vorbei an der Kräuterspirale, dann am Folientunnel, durch das Wäldchen zum Teich, und dann von der anderen Seite zum Haus zurück. Im Folientunnel dämmerte mir, dass es vor allem um Samen geht. Ausgewachsene, blühende Salate allerorts.

An einer riesigen Himbeerpflanzung kamen wir vorbei – aber ich sah keine einzige Himbeere. Später fragte ich warum und sie erklärte mir, dass die Himbeeren erst heuer von einem Helfer mit dem Mäher abgeholzt worden waren, weil sie einfach zu sehr gewuchert hatten. „Der Pflege entwischt“ oder so ähnlich bezeichnete sie das Problem. Überhaupt sieht der ganze Garten so aus, als fehlte seit einiger Zeit eine ordnende Hand, was ja auch stimmt, denn nach einer Hüftoperation kann Dr. Ortner einfach nicht so, wie sie möchte. Trotzdem leuchtet das ambitionierte Konzept des Gartens eindeutig durch die Pflanzungen und das lautet: Alles für die Natur, die Tiere, die Pflanzen. Also genau meins.

Je länger wir uns in dem Garten aufhielten, desto mehr Details entdeckten wir. Als wir uns dem Teich näherten, platschte es rund um uns herum und viele Froschaugen glotzten uns aus dem Wasser an. In den Beeten entdeckte ich unglaublich viele verschiedene Pflanzen, aber auch immer wieder dieselben, sodass ich den Verdacht nicht loswurde, dass sich da einiges selbständig machte. Wie bei mir. Und schon war mir der Garten noch ein Stück sympathischer. Dr. Ortner erzählte mir, dass sich aus ihrer ganz persönlichen, privaten Gartenleidenschaft eine kleine Samengärtnerei entwickelt hatte. Dann kam die Zusammenarbeit mit der Arche Noah. Eines Tages wurde ihr aus heiterem Himmel ein Autobus angekündigt. Heute finden Workshops statt, jedes Jahr die Tomatenausstellung, es gibt mehrere Bücher aus ihrer Feder über Permakultur und Wildpflanzen und noch vieles mehr.

Im Samenshop wurde ich natürlich schwach, obwohl ich mir im ersten Moment schwor, NICHTS mitzunehmen. An einer Brennenden Liebe und einem roten Sauerampfer konnte ich aber nicht vorbeigehen. Und dann fragte ich nur so nebenbei, ob sie auch Stauden zu verkaufen hätte… Nach drei Töpfchen sagte ich genug, nach sechs riss ich mich endlich mit Gewalt los. Alant, Rainfarn, Schaben-Königskerze, Echtes Labkraut, Steinsame und eine hinreißende Nelke, einen Malabar-Spinat bekam ich noch als Draufgabe geschenkt. Begeistert zogen wir ab. Auch meinen Mann hatten der naturnahe Garten und die liebevolle, sympathische  Gärtnerin beeindruckt.

Der Schlosspark in Stainz ist leider nicht zu besichtigen, die prächtige Stiftskirche ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Aus der Genussgärtnerei konnte ich natürlich auch nicht ohne Kauf herauskommen. Eine leuchtend rote Dahlie, ein ebenso leuchtendes Wandelröschen und eine rot-gelb gestreifte Mittagsblume, die den ganzen Sommer durchblühen soll, hüpften in den Karton.

Nach so viel Botanik musste die Kulinarik auch noch zu Wort kommen, schließlich kurvten wir im Schilcherland herum. Wir fanden einen großartigen Buschenschank, stopften uns mit Brettljause, Schinkenteller und Käferbohnensalat voll und mein Mann kostete sich durch die Weinkarte (als Fahrerin blieb ich grummelnd beim Holundersaft). Ach, war das ein schöner Tag!

Eure Flora

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