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Es klappert

Vor zwei Jahren habe ich schon einmal von meiner Blumenwiese berichtet, damals war ich noch nicht ganz glücklich mit dem Ergebnis meiner Bemühungen. Nun, alles ist auch seither nicht so geworden, wie ich es mir am Anfang vorgestellt habe, aber es blüht schon wesentlich mehr als früher. Die Margeriten haben sich etabliert, gelbe Skabiosen sind im Spätsommer der Bienenhit und heuer hatte ich sogar blühende Königskerzen. Hoffentlich haben sie sich versamt. Natternkopf, Wegwarte und Acker-Glockenblumen gehen stur ein, wenn ich versuche, sie in die Wiese zu übersiedeln. Vielleicht tauchen sie irgendwann doch noch von selber dort auf, überall anders schaffen sie es ja auch. Die Pfirsichblättrigen Glockenblumen fühlen sich wohl und vermehren sich ständig. Das Echte Labkraut (aus Stainz, siehe „Natur pur„) hat zwar diesen Sommer noch nicht geblüht, ist aber buschiger geworden und die Karthäuser-Nelke war zumindest zwei Monate lang präsent. Sonnenhut und Herbstaster haben sich reingeschummelt. Sie sind zwar keine echten Wiesenblumen, aber solange sie nicht das Regiment übernehmen, dürfen sie bleiben.

Sehr zufrieden bin ich mit meinem Entschluss, die Wiese entgegen allen Empfehlungen nicht zweimal zu mähen, sondern nur im Herbst. Zwei Jahre lang habe ich mir ab Ende Juni eine traurige Gstettn anschauen müssen, noch einmal hochgekommen ist die Blumenwiese nicht mehr. Jetzt im September war freilich schon vieles abgeblüht und braun, die Wiese machte aber über den Sommer trotzdem einen besseren Eindruck. Umso mehr fiel mir auf, wieviel Gras noch in dem Bereich hoch vor sich hin wuchert und den Blumensamen den Weg zum Boden blockiert. Klappertopf muss her! Diese parasitäre Pflanze zapft die Wurzeln von Gräsern an und bringt sie allmählich um. So sorgt der Klappertopf für artenreiche Wiesen.

Selbst gesammelte Samen, die ich zu Beginn in der Wiese ausgestreut hatte, waren nie gekeimt. Mittlerweile weiß ich auch warum, denn die Samen brauchen einen offenen Boden. Sie einfach nur in das dichte Grün zu streuen, bringt in den seltensten Fällen etwas. Meine Methode, kleine Grasbüschel komplett auszustechen und auf den freien Fleck auszusäen, hat hingegen Erfolge gebracht. Geduld muss man in jedem Fall haben, so ist das halt mit einer Blumenwiese. Als erstes fragte ich in einem Gartencenter nach Klappertopfsamen. „So eine Pflanze gibt es nicht, vielleicht meinen Sie…“ Den Rest habe ich nicht mehr gehört. Hier war ich falsch. Also wieder einmal Internet. Ich fand einen Samenhandel, der Klappertopf anbietet – in Holland. Nein, das wollte ich nicht, das muss doch regional auch gehen. Schlimmstenfalls mache ich mich lieber selber auf die Suche nach abgeblühten Pflanzen in der Umgebung. Dann fielen mir die Voitsauer Wildblumensamen ein, auf deren Website ich mich schon mehrmals herumgetrieben habe. Bingo!

Auf der Seite werden gleich vier Klappertopfsorten angeboten. Da es ohnehin kein vorgefertigtes Formular gibt, sondern die Bestellung per E-Mail mit genauen Angaben zu Standort, Boden, Licht etc. erbeten wird, schilderte ich mein bisheriges Projekt und überließ die Entscheidung für den richtigen Klappertopf den Experten. Ich bekam ein Päckchen Kleinen Klappertopf (Rhinanthus minor) und machte mich diese Woche an die Arbeit. Zunächst musste ich die Wiese mähen. Ich schnippelte die letzten Blüten für die Vase ab, riss Berufkraut und Wilde Möhre mitsamt Wurzeln aus (was sich bis jetzt versamt hat, reicht für nächstes Jahr) und kämpfte mich mit der Grasschere durch die ca. 10 m². Die Sichel, die ich zu diesem Zweck angeschafft habe, ist ein rechtes Klumpert. Obwohl sie mir der Opa einer Bürokollegin zweimal nach allen Regeln der Kunst gedengelt hat, ist die Klinge nach wenigen Schnitten wieder stumpf und ich reiße mehr ab als dass ich schneide. Man sollte die Fläche ja auf zweimal mähen (wegen der flüchtenden Insekten) und meine rechte Hand wäre damit auch sehr einverstanden gewesen, aber da am folgenden Tag Regen angesagt war und der nächste Urlaub vor der Tür steht, schnippelte ich an diesem Tag die ganze Wiese kurz und klein.

Um nur ja kein Schnittgut liegen zu lassen, holte ich den grobzinkigen Rechen und fuhr mit einigem Druck durch die Wiese. Unglaublich, was sich da an abgestorbenem Material und Moos angesammelt hat! Es reichte, um das gesamte Feuerdornbeet damit zu mulchen. Nun grub ich in der ganzen Wiese kahle Stellen aus, wo ich gezielt Klappertopf aussäte, und verstreute noch zusätzlich Samen über den ganzen Bereich, der nach dem „Vertikutieren“ viel Zugang zur Erde bietet. Ich engagierte meinen Mann und gemeinsam trampelten wir die Samen fest, damit sie der Wind nicht holt. Klappertopf ist ein Lichtkeimer, der auch noch einen Kältereiz benötigt. Also heißt es wieder einmal auf das Frühjahr warten… Dann weiß ich erst, ob ich im nächsten Sommer die Frage stellen kann:

Der letzte Rest

Was hat der Klappertopf
in seinem hohlen Kopf?
Nur wieder Klappertöpfe,
ihr Plapperköpfe!

aus dem „Heiteren Herbarium“ von Karl Heinrich Waggerl

Eure Flora

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