An das Christkind
Liebes Christkind!
Ich habe dir vor zwei Jahren einen Brief geschrieben (siehe „Liebes Christkind!„) und du warst so lieb, mir ein paar meiner Wünsche zu erfüllen. Leider nicht alle, aber das mit den Schnecken und dem Sternrusstau war wohl zu schwierig. Immerhin, wir haben Bärlauchpesto gehabt, die Algen im Brunnen haben sich beruhigt und die Zuckerhutfichte hat einen guten Platz bekommen. Ein starker Mann hat sich auch eingefunden (siehe „Das Geburtstagsgeschenk„) und die Stachelbeeren haben sich eingewöhnt und tragen saftige, weiche Früchte. Vielen Dank, mit all dem habe ich eine große Freude!
Nun darf man ja jedes Jahr zu Weihnachten einen neuen Wunschzettel schreiben. Im Großen und Ganzen bin ich eh zufrieden, aber da wären schon noch ein paar Kleinigkeiten, die den nächsten Sommer perfekt machen würden. Liebes Christkind, könntest du bitte…
… einen Igel bei mir einziehen lassen. Das Igelhaus steht seit Jahren da und ich fürchte, es wohnen nur Insekten drin, vielleicht überwintern auch die Äskulapnatter und die Erdkröten in dem Laub, aber ein Igel wäre mein größter Wunsch, bitte, bitte, bitte!
… das Sumpfvergissmeinnicht daran erinnern, dass es laut Gärtnerei den GANZEN Sommer blüht und sich nicht nach einem kurzen Ausbruch im Juni in sich zurückzieht.
… die hübschen Clematis dazu bewegen, wieder auszutreiben. Bisher habe ich mit ihnen nur Pech gehabt und nach einer Saison war alles vorbei. Ich will da hinten im Feuerdornbeet eine richtige Clematiswand, die sich jedes Jahr prächtiger zusammenwächst.
… der Wegwarte klarmachen, dass es eine eigene Blumenwiese gibt, in der sie sich nach Herzenslust ausbreiten kann. Die Betonritzen sind echt kein guter Platz.
… der Chrysantheme „Mei Kyo“ sagen, dass sie laut allen Beschreibungen im September blüht. Deswegen habe ich sie extra ausgesucht, damit ich nämlich noch etwas von ihr habe. Die Blütezeit bis Ende November zu verschlafen, finde ich ziemlich hinterhältig und sie kann mir auch nicht einreden, dass da noch irgendwelche Insekten herumtaumeln und froh über ihr Nahrungsangebot sind.
… mir nächsten Sommer eine richtige Erdbeerschwemme bescheren. Ich habe heuer den Großteil des Gemüse- und des Beerenbeetes mit Jungpflanzen bestückt, das Laub fachgerecht im Herbst zurückgeschnitten und werde die zwei Beete im Frühjahr mit meinem ganzen Kompost versorgen. Wir wollen Erdbeerbowle!
… den vielen Blumenzwiebeln, die ich in den letzten Jahren eingegraben habe, befehlen, das zu tun, was sie tun sollen, nämlich verwildern und sich vermehren. Die hübschen Byzantinischen Wildgladiolen und die noch hübscheren Buschwindröschen sind weitgehend aus meinem Garten verschwunden, ich vermisse sie schrecklich.
… den Kalt- und den Warm-Kaltkeimern (siehe „Kalt oder nicht kalt„) einreden, dass ihre komplizierten Temperaturwünsche bereits erfüllt wurden. Es war warm, es ist kalt, also seid bitte nicht so penibel mit euren Keimbedingungen. Mit ein bisschen gutem Willen geht das schon.
… den Apfelbaum gaaaanz schnell wachsen lassen, damit er die Terrasse beschattet. Der alte Herr wird von Jahr zu Jahr zauseliger und schafft diese Aufgabe einfach nicht mehr.
Ich hätte auch noch gerne ein großes Kiesbeet, einen Schwimmteich und eine Platane im Garten, ganz zu schweigen von einer Streuobstwiese und einer Wildsträucherhecke. Ein Wintergarten wär auch nicht schlecht und ein Gehege für ein Eselpärchen, die dann viele süße kleine Eselchen… Bin schon still, die Wünsche sind grade mit mir durchgegangen und du sollst mich ja nicht für unbescheiden halten. Wenn du nur das eine oder andere von der Liste herbeizauberst, habe ich dich schon ganz lieb. Danke, liebes Christkind!
Deine Flora
P.S.: Mit diesen Bildern aus dem winterlichen Schlosspark in Pöllau, wo ich das Wochenende verbringe, verabschiede ich mich in die Weihnachtsferien. Ich wünsche allen ein ruhiges, friedliches Weihnachtsfest, Gesundheit und Zufriedenheit und hoffe auf ein Wiederlesen 2026.
Renate Dollesch