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Das Geburtstagsgeschenk

A., der Freund meiner Tochter, überraschte mich mit einem originellen Geschenk zu meinem Geburtstag. Die beiden luden mich zum Frühstück in die Stadt ein, um anschließend mit mir in den Garten zu fahren und – mir bei der Arbeit zu helfen. Die Idee ist genial, ihn kostet es kein Geld und ich habe eine Riesenfreude. Meine Tochter betonte im Vorfeld zwar immer wieder, dass es SEIN Geschenk sei und sie fahre nur mit, letztendlich packte sie aber tüchtig mit an.

Ich hatte mir Gedanken gemacht, wie ich die jungen Leute am besten einsetzen sollte, und entschied, ihnen eine Aufgabe anzuvertrauen, bei der sie völlig selbständig arbeiten konnten. Der Cotoneaster hinter dem Haus wuchert schon lange ungebremst vor sich hin, schiebt seine Zweige unaufhörlich in den Nachbargarten, wo er etwas mehr Sonne abbekommt, hängt über den Zaun am Weg hinaus und versperrt den Zugang zum „Igelhaus“ (von dem ich immer noch nicht weiß, ob dort je ein Igel überwintert hat). Das Igelhaus selbst ist nach 4 Jahren instabil geworden, das „Dach“ ist eingebrochen, wegen des ausladenden Strauchs komme ich nicht hin zum Reparieren und hinter dem Haus arbeite ich ohnehin nur dann, wenn ich vor dem Haus fertig bin, also wenig bis gar nicht. Hier können sie ungestört werken und so gut wie nichts falsch machen, dachte ich mir. Und es war perfekt gedacht. Als erstes nahmen sie die Dachabdeckung, bestehend aus alten Backblechen und Eternitplatten, ab und A. klopfte die Bretter mit frischen Nägeln fest. Dann, zack, zack, schnitten sie den Cotoneaster in die gewünschte Ostereiform, zerteilten das Schnittgut, füllten damit den Verschlag auf und verschlossen das Ganze wieder mit einer haltbaren Dachkonstruktion. Währenddessen pflegte ich meine Bierfässer, füllte Erde nach und gab den Purpurglöckchen eine Handvoll Dünger dazu. Schon stand A. vor mir und fragte nach der nächsten Aufgabe.

Puh, das war ja schnell gegangen! Ich bat sie, einen Holzstapel im neuen Feuerdornbeet aufzuschichten. Die Äste waren ja da, der alte Stapel war jedoch im Zuge der Efeurodung völlig auseinandergefallen und an seinen Platz habe ich einen der Fingersträucher umgesetzt. Steine zusammensammeln, die ich während des Jätens immer nur auf den nächsten Weg werfe? Kein Problem, einmal durch den Garten gesaust und der Kübel ist voll. Ich musste A. fast mit Gewalt daran hindern, die Steine auch noch zu waschen, damit sie schöner aussehen. Ich geriet schon beinahe in Stress. Da ich an helfende Hände im Garten überhaupt nicht gewöhnt bin (siehe „25 : 327„), war ich überrascht, wie schnell alles geht, wenn mehrere zusammenarbeiten. Als nächstes halfen mir die zwei, Sachen auf den Dachboden zu schaffen. Und dann gab ich ihnen gleich die Terrassenfliesen für meinen Liegeplatz und den Sitzplatz beim Brunnen aus dem Winterquartier hinunter und binnen kurzem waren sie aufgelegt. Eine Arbeit, zu der ich sonst mindestens einen ganzen Nachmittag brauche: Erst das mühsame vom Dachboden Holen, Treppe rauf, Treppe runter, zum Platz bringen, Platte für Platte einpassen, festtreten, dann wieder alles korrigieren, wenn sich die letzte Reihe doch spießt – gestern war es in einer halben Stunde erledigt. Die Abtrennung zum Feuerdornbeet klopfte A. auch gleich in den Boden. Sie war notwendig geworden, da durch das Auf- und Umgraben die Erde im Beet um gut 10 Zentimeter höher steht als vorher und bei jedem Regen auf meinen Liegeplatz geschwemmt würde.

Könntet ihr die langen, geraden Äste, die ich seit dem Herbst sammle, von allen Nebenästen befreien, damit ich schöne Stangen für eine neue Einfassung im Bauerngarten bekomme? Die alte ist schon morsch geworden und teilweise in Stücke zerfallen. Das mache ich dann, wenn ich mit den Beeten fertig bin und… A. sah mich verständnislos an. Warum nicht gleich? Aber, aber, das ist eine Spielerei von mehreren Tagen, das ganze Einpassen und Zurechtschneiden, stammelte ich. Nix da, in einer weiteren halben Stunde waren wir fertig. A. zog sogar ungefragt ein paar der Steher aus dem Boden und passte sie neu ein und meine Tochter brachte einstweilen die morschen Reste zur Biotonne.

Die Sonne verschwand und es wurde merklich kühler und ungemütlich. Also erklärte ich die Arbeiten für beendet, nachem ich noch einmal staunend durch den Garten gegangen war. In nicht einmal vier Stunden hatten wir geschafft, wofür ich alleine mindestens eine Woche gebraucht hätte. Ich war hin und weg. Am meisten verblüffte mich, dass ihnen die Sache anscheinend großen Spaß gemacht hatte, denn A. wollte sofort wissen, wann der nächste Termin sei. Er will mir bei der Raritätenbörse schleppen helfen, mit mir die Agapanthen teilen (wovor mir unendlich graut) und den Sumpf neu bepflanzen und und…

Als wir nach Hause kamen, wartete eine Überraschungsparty auf mich. War die ganze Sache nur ein Trick gewesen, um mich von den Vorbereitungen fernzuhalten? Guter Trick!!!

Eure Flora

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