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Das Bankerl

Seit ich vor drei oder vier Jahren neben dem „Brunnen“ einen kleinen Sitzplatz eingerichtet habe, träume ich von einem weißen Metallbankerl, verspielt und romantisch, very british, mit ein paar Polstern mit Rosenmuster. Vor der dunklen Eibenhecke muss das einfach zauberhaft ausschauen und wenn dann noch die „Weiße Wolke“ daneben ihre Blüten öffnet…

Da mir ohnehin ein wenig Vintage-Chic vorschwebte, machte ich mich zuerst im Internet auf diversen Marktplatzbörsen auf die Suche. Ohne Erfolg, die meisten Bänke entsprachen nicht dem Bild, das ich vor Augen hatte, waren ein „tolles Stück für Bastler“ oder sie standen in Vorarlberg zum Verkauf. Ich gab einen Suchagenten mit dem Parameter „weiße Gartenbank“ einen, den ich aber bald wieder abbestellte, als ich mit Vorschlägen für hässliche Plastikmöbel überschüttet wurde. Also begann ich, Gartenabteilungen in Möbelhäusern und Möbelabteilungen in Gartencentern zu durchstöbern. Ich entdeckte zwar so manche hübsche Metallbank, aber nie in weiß. Eine Zeitlang spielte ich mit dem Gedanken, die braune oder schwarze Farbe einfach abzuschleifen und das Bankerl weiß zu streichen. Ich befürchtete aber, dass die originale Pulverbeschichtung wahrscheinlich hartnäckiger wäre als mein Gekleckse, und die Vernunft siegte.

Dann sah ich es in einem Gartencenter. Weiß, zierlich, auch noch klappbar, sodass ich es im Winter vor der Witterung im Haus schützen konnte. Der Preis war höchst annehmbar. Hurra! Christian, schnell, komm her, hinsetzen, das ist es! Kaum saßen wir, war klar, dass es das nicht war. Mein Leben lang bin ich noch nie auf so einer unbequemen Bank gesessen, wir hatten praktisch von der ersten Sekunde an Kreuzschmerzen. Und noch ein Problem wurde mir erst damals bewusst. Wenn ich Hand in Hand mit meinem Mann den Sonnenuntergang genießen will, brauche ich etwas Stabileres, das sein Gewicht aushält.

Ich legte meinen Bankerlwunsch vorerst auf Eis. Auf dem Sitzplatz standen einstweilen zwei unserer bequemen Gartensessel, also war der Druck nicht vorhanden, etwas anzuschaffen, was nicht genau meinen Vorstellungen entsprach. Irgendwann werde ich schon über das perfekte Bankerl stolpern, dachte ich mir. Tortzdem hörte ich nicht auf, danach zu suchen oder hin und wieder darüber zu reden. Und da trat meine Tochter auf den Plan, die das Gesudere wegen dem weißen Bankerl wahrscheinlich nicht mehr hören konnte. Sie flüsterte meinem Sohn, der ohnehin nie weiß, was er seinen Eltern schenken soll, wovon die Mutter seit langem fantasiert und zu meinem Geburtstag im März verkündete er mir strahlend: „Du kriegst ein Bankerl von mir!“ So sehr mich seine Absicht auch freute, wurde mir bei dem Gedanken auch ein wenig flau. Seit Jahren suche ich vergeblich, warum sollte ich ausgerechnet JETZT das Richtige finden?

Mein Sohn war überaus optimistisch, nahm sich einen ganzen Tag Zeit, um mit mir alle in Frage kommenden Geschäfte abzuklappern. Sein Gesicht wurde immer länger. „Das gibt’s doch nicht, so ausgefallen ist dein Wunsch doch gar nicht?“, meinte er am Ende, zückte das Handy und hatte bald etwas Passendes gefunden. Zumindest auf dem Foto. Jetzt oder nie, dachte ich mir, Schluss mit dem Zaudern und Zögern und der besessenen Suche nach etwas noch Besserem. Ich wollte zwar keinesfalls ohne Probesitzen im Internet bestellen, aber wenn ich nicht von meinem hohen Ross heruntersteige, kriege ich nie ein Bankerl. Als mir die Produktbeschreibung 300 kg Tragekraft versprach, schob ich alle Bedenken beseite.

Ein paar Tage später war der Karton da, das Zusammenbauen war nicht schwierig. Aus der Nähe betrachtet ist die Verarbeitung etwas lieblos, aber nach einer kurzen ersten Enttäuschung beschloss ich, einfach nicht so genau hinzuschauen. Die Fernwirkung ist jedenfalls genauso großartig, wie ich es mir ausgemalt habe, und man sitzt gemütlich wie auf einer Parkbank. Gleich am nächsten Tag habe ich den neuen Sitzplatz mit meinem Nachbarn (dem Techniker, siehe „Wo man hinschaut„) mit einer Flasche Wein eingeweiht. „Das ist ein richtiger Kraftplatz geworden“, stellte er fest und blieb sitzen, bis uns Dunkelheit und Kühle in unsere Häuser trieben.

Ich habe endlich ein weißes Bankerl! Danke, mein Sohn, du hast mir eine Entscheidung abgenommen und es ist, wie schon beim „Froschkönig„, perfekt . Und wenn erst die „Weiße Wolke“ daneben ihre Blüten öffnet…

Eure Flora

Froschkönig (ganz links versteckt), Bankerl und "Weiße Wolke" - die perfekte Kombination

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