• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Attacke!

Was wie die letzte Großoffensive der Schnecken auf meine Pflanzen klingt, hat ausnahmsweise nichts mit den schleimigen Widerlingen zu tun. Vielmehr ist es diesmal die Gärtnerin selbst, die zum Halali auf ein Beet bläst. Vor Jahren habe ich sämtliche trockenliebende Kräuter (siehe „Kräuter„) in das sonnige Beet neben der Terrasse zusammengetragen. Der Plan war ein zweigeteilter Fleck, die Küchenkräuter praktisch zum Gebrauch vor der Haustür, zum Zaun hin ein Sichtschutz aus einer Heckenkirsche, umringt von Frauenmantel, Elfenblumen, Kugeldistel, Muskatellersalbei, Beinwell und was sonst noch so zuwandert. Die Heckenkirsche hat es zwischen Haselnüssen und Eibenhecke schwer und wächst nur langsam, von stattlichem Vogelgehölz keine Spur. Als lockere Grenze habe ich einen Steinhaufen aufgeschüttet und Totholz gestapelt.

Als hübschen Aufputz habe ich vor einiger Zeit einen Natternkopf und eine Wegwarte zwischen die Kräuter gesetzt. Wenn sie stören oder sich vermehren, setze ich sie einfach in die Blumenwiese, dachte ich. Ich habe es probiert, zweimal sogar. Keiner der beiden wollte die Umsiedlung und sie verschwanden sofort wieder. Dafür wuchern sie das Kräuterbeet zu, so raffiniert im Verborgenen, dass sie immer kurz vor der Blüte stehen, wenn ich sie nicht mehr übersehen kann. Ich schwöre, sie WISSEN (siehe „Die g’scheiten Blumen„), dass ihnen dann keine Gefahr mehr droht. Der ärgste Wucherer aber ist der Oregano. Einst als zartes Pölsterchen gepflanzt, wächst er mittlerweile brusthoch und verstreut seine Samen. Rund um die Terrasse sprießt er aus den Ritzen und das anfangs so zierlich mit ein paar Blättchen, dass ich die Gefahr nicht gleich erkannt habe. Denn auch hier ist er zu gewaltigen Schirmen herangewachsen. Heuer hat er sich mit einem wuchtigen Natternkopf verbündet, der, nein, nicht IM Beet, in der Fuge zwischen der Steinumrandung und dem Weg herausgekommen ist. Als ich den beiden einmal kurz den Rücken zugewendet habe, standen sie bereits in Vollblüte, lehnten sich unentwirrbar aneinander und waren so sehr von begeisterten Bienen umschwärmt, dass der Weg rund um die Terrasse unpassierbar war. Na gut, ist ja nur für ein paar Wochen.

Jetzt ist der Oregano nahezu abgeblüht und meine Chance ist gekommen. Letzte Woche zückte ich Schere, Grabegabel und Fugenkratzer (eine Machete wäre hilfreich gewesen). Als erstes kappte ich den Oregano im Beet, dann entfernte ich ihn zur Gänze aus den Terrassenfugen. Drei Steigen konnte ich zum Trocknen füllen. Gegen den blühenden Natternkopf (DER Bienenhit!) kann ich vorerst nichts machen, aber der ist im Herbst ohnehin Geschichte. Überrascht hat mich der Ysop, der bisher mit drei, vier Stämmchen nur grade so überlebt hat. Bedrängt von Rosmarin und Oregano hat er sich endlich durchgesetzt. Von einem buschigen Halbstrauch ist er zwar noch weit entfernt, aber immerhin konnte ich ein gutes Dutzend abgeblühte Stängel aus dem Oregano entwirren. Auch er bekam einen kräftigenden Rückschnitt.

Gelitten hat der Majoran unter den dominanten Nachbarn. Üblicherweise liefert er drei üppige Sträuße pro Schnitt, diesmal war es nur einer. Macht nichts, jetzt hat er wieder Platz und im Herbst kommt die nächste Runde. Beim Bergbohnenkraut winkte Christian ab. Die Ernte im Vorjahr war so reichlich, dass noch ein großes Schraubglas an getrocknetem Vorrat da ist. Dem weißen Lavendel verpasste ich einen Bubikopf und drängte den unverschämten Storchschnabel „Tiny Monster“ ins Storchschnabelbeet zurück. Da schau her, ich hab sogar einen Küchenthymian! Am meisten grauste mir vor dem Rosmarinstrauch, der (von wegen mangelnde Winterhärte!) fast schon so groß wie die Heckenkirsche ist. „Soll ich NOCH mehr Rosmarin trocknen?“, fragte ich meinen Mann, habe ich doch erst den zweiten Busch im Bauerngarten kürzlich dezimiert. „Aber ja“, lautete die Anwort, „dann mache ich mehr Rosmarinsalz und wir haben für jede Einladung ein Mitbringsel.“ Ich halbierte das Ungetüm, indem ich alle seitlich wachsenden Zweige kappte (es bleibt immer noch genug übrig!). Der benachbarte Mehlsalbei atmete sichtlich auf. Gott sei Dank war ich so klug, sofort Bündel zu binden, denn kaum war ich fertig, setzte der Regen ein. Die Ernte vom Steinpilzthymian ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

Auch wenn die Hälfte des Beets noch zügellos zugewachsen ist, sieht es bereits ordentlicher aus. Der Natternkopf, seines Kumpels beraubt, liegt quer über den Weg, er bekommt bei der nächsten Regenpause eine Stütze und dann ist der Durchgang wieder frei. Irgendwann muss der Sommer ja zurückkehren und dann mache ich mich auf Entdeckungsreise in der Zaunhälfte. Vielleicht finde ich auch den Steinhaufen nochmal.

Eure Flora

Bald ist der Weg wieder frei.
Rosmarinschwemme

Schreibe einen Kommentar