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Das Schattenbeet

Schaumblüte und Waldmeister

Zunächst einmal – ‚Tschuldigung, dass es so lang gedauert hat seit meinem letzten Beitrag. Es war einfach so viel los. Unser Bad wurde renoviert, die künftige Wohnung unseres Sohnes wird saniert und unsere für den Winter geplante Südseereise ist storniert (warum wohl?). Wobei letzteres die meiste Arbeit war, zumindest für mich. Denn so wie ich die Reise Steinchen für Steinchen zusammengetragen und gebucht habe, musste ich nun alles wieder rückgängig machen, diesmal jedoch nicht kribbelnd vor Vorfreude, sondern zitternd vor Angst, dass ich all die An- und Vorauszahlungen nicht zurückkriege. Na ja, sagen wir, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.

Vor einigen Jahren reizte mich der Gedanke, unter meiner Blutpflaume ein Beet anzulegen. Auslöser dafür war das leidige Gras unter dem Baum, das zwar dort ohnehin nur spärlich wuchs (an seiner Stelle umso mehr Unkraut), dafür aber nur höchst unbequem in gebückter Haltung zu mähen war. Also durchstöberte ich Gartenkataloge nach verlässlich bodendeckenden Pflanzen, die tiefen Schatten vertragen, fand eine ganze Menge und mein Sohn hatte wieder einmal etwas zum Umgraben. Weit kam er nicht, denn die flachwurzelnde Blutpflaume verhinderte jeden zweiten Spatenstich. Wir kratzten den Boden auf, so gut es ging, und fuhren am darauffolgenden Samstag in die Gärtnerei.

Dieser Gärtnereibesuch verlief recht witzig. Mein Sohn hatte die Nacht davor bei einem Freund verbracht und kein Auge zugemacht. Aber versprochen war versprochen und so torkelte er todmüde zum Auto. Die Fahrt verschlief er komplett und die Gärtnerei war für seinen Geschmack viel zu schnell erreicht. Er erklärte sich bereit, mir mit dem Einkaufswagen hinterherzufahren, während ich meine Liste zusammensuchte. So wie er mit dem Wagerl dahinschlich, erinnnerte er mich an einen 90-Jährigen mit seinem Rollator, und ich amüsierte mich köstlich. Trotzdem – er beschwerte sich nicht und wartete geduldig, bis ich meine Auswahl getroffen hatte. Nur einmal, als ich mich gar nicht zwischen zwei Sorten Schaumblüten entscheiden konnte, murmelte er ein wenig zynisch (und völlig zu Recht): „Wofür überlegst so lang, am Ende nimmst eh beide.“ Er half mir noch, die Beute in den Garten zu schleppen, das Einpflanzen übernahm ich dann lieber doch alleine.

Schon im nächsten Frühjahr blühten Bergenien, Lungenkraut, Waldmeister und Schaumblüte um die Wette. Wir schlürften köstliche Waldmeisterbowle und ich freute mich schon auf die Herbstblüher Knöterich, Herbstanemone und Liriope (Traubenglöckchen). Lediglich die Tulpen dämpften das Glück ein wenig. Weiße Kelche im tiefen weinroten Schatten, wie schön hatte ich mir das vorgestellt (so wie noch einige andere Tulpenkombinationen in meinem Garten), doch nicht eine einzige der Zwiebel brachte die Farbe hervor, wegen der ich sie gekauft hatte. Die Tulpen im Schattenbeet waren – dunkelrot, fast schwarz.

Seither habe ich so Einiges dazugelernt: Bunter Günsel friert sehr stark zurück und treibt dann nur sehr kümmerlich wieder aus. Elfenblumen können sich auch gar nicht elfenhaft benehmen und wuchern gnadenlos alles nieder. Diese widerwärtigen Schnecken machen nicht einmal vor Bergenienblättern Halt und Waldmeister wächst fröhlich überall – nur nicht dort, wo man ihn hingepflanzt hat. Der allerorts vielgepriesene Lerchensporn („zuverlässig, unkompliziert, mit jedem Jahr schöner“) kann auch sang- und klanglos eingehen. Ach ja, und Schatten ist nicht gleich Schatten. Ich habe (der flachen Baumwurzeln wegen) TROCKENEN, also Hardcore-Schatten. Mit dem Ergebnis, dass ich mein Schattenbeet mehr und öfter gießen muss als alle Sonnenbeete.

Heute habe ich mein Schattenbeet wieder einmal durchgejätet und festgestellt, dass sich ein paar kahle Stellen gebildet haben. Unschöne Lücken, die den prächtigen Gesamteindruck zerstören. Ungeübte Leser/Innen werden sich jetzt denken: „Oje, das ist aber traurig!“ Aber ECHTE Gärtner/Innen werden mich verstehen und wie ich vor lauter Freude und Begeisterung Herzklopfen bekommen: „Hurra, ich kann wieder Pflanzen kaufen!“
 
Eure Flora
 

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