• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Nach dem Urlaub

Wenn man nach zwei Wochen Urlaub den Garten betritt, ist immer ein mulmiges Gefühl dabei. Haben alle Lieblinge überlebt? Hat man eine Blüte verpasst? Hat die Tochter alles so gegossen, wie ich es ihr erklärt habe?

Sie hat. Mein Garten steht in voller Pracht da, das meiste üppiger als vor zwei Wochen, nichts ist verdorrt, nichts ersoffen, ich liebe mein Kind. Ich weiß zwar, dass sie eine Party in unserer Abwesenheit geschmissen hat, aber das Haus ist blitzblank geputzt wie ich es hinterlassen habe. Mutterherz, was willst du mehr? Außerdem hat sie mir am Telefon berichtet, dass alle ihre Freunde meinen Garten bewundert haben. Lauter nette junge Leute.

Die persische Rose ist bereits eingegraben, die Fuchsien baumeln am Marillenbaum, das Gras ist gemäht (danke, mein Schatz) und jetzt liegt ein langer, herrlicher Sommer im Garten vor mir.
 
Wenn ich nicht so gerne reisen würde, der Erholung wegen müsste ich gar nicht fortfahren. Es gibt für mich nichts Entspannenderes als Verblühtes abzuschneiden, Unkraut zu zupfen oder mit dem Regenwasser aus den Tonnen meine Chilis und Tomaten zu gießen. Ja sogar Kompost sieben empfinde ich nicht als Arbeit, sondern als höchst befriedigenden Zeitvertreib. Und es gibt nichts Schöneres als an einem noch kühlen Sommermorgen mit dem Kaffeehäferl in der Hand auf der Terrasse zu sitzen und mein Reich zu bewundern. Oder am Abend mit meinem Mann vor dem Haus zu essen, zu plaudern, Karten zu spielen, nach einem heißen Tag darauf zu warten, dass es endlich angenehmer wird, und zuzusehen, wie der Mond aufgeht. Bei Regen sitze ich in der offenen Tür und freue mich mit meinen Blumen über die Erfrischung. Bei Hitze liege ich im Schatten der Blutpflaume, blättere in Gartenzeitschriften und schmiede Pläne für neue Pflanzungen. Langweilig ist mir im Garten nie, jederzeit findet sich eine Beschäftigung.
 
Erst wenn die Blumen im August langsam verblühen und die Farben abnehmen, die Abende immer öfter zu kühl zum Draußensitzen sind und ich Pläne mehr und mehr auf nächstes Jahr verschiebe, beginne ich mich wieder auf die Wohnung, auf Geschäfte und Restaurants, Konzerte und Ausstellungen zu freuen. Ich bin ja doch bei aller Naturliebe ein Stadtkind.
 
Eure Flora

Schreibe einen Kommentar