Ein Hauch von Süden
Bevor wir uns auf den langen Weg in Frankreichs Norden machen, verbringen wir noch ein paar Tage im Süden Österreichs. Freunde haben an der Südsteirischen Weinstraße ein kleines Weingut, vermieten Zimmer und die Gegend ist voll mit lauter großartigen Buschenschenken. Unsere Kinder sind mit von der Partie, was der einzige Wermutstropfen an der Sache ist: Niemand gießt meinen Garten, und das bei der derzeitigen Hitzewelle! Ich habe alle Kübelpflanzen, die ich schleppen konnte, unter der Blutpflaume im Schatten versammelt, damit sie nicht gar so durstig sind. Die hübschen Petunien habe ich für den Rest der Saison einer Nachbarin geschenkt, ihr allerdings dafür die Pflege meines Strelitziensprösslings anvertraut. Den Garten habe ich vor unserer Abreise zwei Stunden lang eingewaschelt, das muss bis Dienstag reichen. Am Dienstag fährt meine Tochter zurück, während Christian und ich uns gleich auf den Weg nach Straßburg machen.
Das Gebiet rund um die Südsteirische Weinstraße wird nicht umsonst „die steirische Toscana“ genannt. Wie auf italienischen Prospekten reiht sich Hügel an Hügel, Weinhang an Weinhang, an den höchsten Punkten thronen Weingüter und sogar die schmalen Silhouetten der Zypressen haben hier ein optisches Pendant: Schlanke Pappeln sehen aus der Ferne ganz gleich aus. In den Wäldern wachsen Kastanien, und zwar die richtigen Maroni und in dem milden Klima gedeihen Pflanzen, die ansonsten ein Gewächshaus oder zumindest im Winter sehr viel Schutz benötigen.
Wenn ich mir anschaue, mit welcher Unbekümmertheit unsere Freundin Palmen, Bananenstauden, Feigenbäume und sonstige Exoten behandelt (nämlich so gut wie gar nicht), wurmt es mich schon. Agapanthen, Strelitzien, Oliven, Kumquats – das alles wächst in riesigen Kübeln fast von selbst. Im Winter werden sie mit dem Traktor aufgeladen und in den Weinkeller verbannt und im Frühjahr treiben sie Jahr für Jahr besser und prächtiger aus und verbreiten mediterranes Flair auf der Terrasse.
Ich tröste mich mit dem Klimaunterschied und sage mir, dass es nicht an meinem gärtnerische Unvermögen liegt. Dass die Rosen keinerlei Pilzkrankheiten aufweisen, liegt auch auf der Hand. Sie werden ja bekanntlich nicht als Zier-, sondern als Zeigerpflanzen ans Ende der Rebenzeilen gesetzt: Fängt die Rose an zu kränkeln, ist das ein Alarmsignal, dass der Wein der nächste ist, und der Weinbauer kann entsprechend reagieren.
Für heute muss ich mich schon wieder verabschieden, meine Familie steht in den Startlöchern für die nächste Brettljause (oder Genussteller oder Lumpensalat oder Brüstlschmankerl oder…), möchte euch aber noch den Blick von der Terrasse zeigen, den wir täglich beim Frühstück genießen dürfen. Die Hügel im Hintergrund befinden sich schon in Slowenien. Wie ich immer zu unserer Freundin sage: „Hätte ich so eine Terrasse, könnte ich den ganzen Tag nichts arbeiten. Ich würde nur dasitzen und schauen…“
Eure Flora