Kein Problem!
Egal, ob man im Restaurant etwas anders zusammenstellen möchte, im Bus nur einen 50-Euro-Schein hat, eine Gruppe von 10 Radfahrern auch noch eine auf eine bereits volle Fähre will – man hört immer dieselbe fröhliche Antwort: „Pas de problème!“ – Kein Problem. Dafür liebe ich Frankreich. Als wir nach zwei entsetzlich anstrengenden Tagen im Auto (mit einem Tag Pause dazwischen im 34° heißen Straßburg – tolle Stadt, aber auch keine Erholung) endlich in unserem Quartier bei Saint Malo an der Nordküste der Bretagne ankamen und sofort hungrig ins nächste Restaurant stürzten, war mein ansonsten gutes Französisch auf dem Tiefpunkt angelangt. Ich konnte die Bestellung nur noch stammeln und entschuldigte mich mit meiner Müdigkeit nach der langen Fahrt. Was antwortete die Kellnerin? „Pas de problème, Madame. Reposez-vous, c’est pour que les restaurants sont là.“ – Kein Problem, Madame. Entspannen Sie sich, das ist es, wofür die Restaurants da sind. – Und die Muscheln waren auch ein Traum.
Nun habe ich aber keinen Reise-, sondern einen Gartenblog und auch wenn ich mich bemühe, die Gedanken an meine armen durstigen Pflanzen weit, weit beiseite zu schieben (meine Tochter ist selbst eine Woche weg, hoffentlich rafft sich ihr Freund auf und kommt einmal gießen), gehe ich doch mit offenen Augen durch die hiesigen Straßen. Wir wohnen im beschaulichen Vorort Rothéneuf, wo es so gut wie nur Einfamilienhäuser gibt, und ich gucke selbstverständlich in jeden Garten hinein. Die meisten Pflanzen sind mir bekannt. Hortensien, Gaura, patagonisches Eisenkraut, Blaurauten, spanische Gänseblümchen, dazwischen Meerkohl und Wolfsmilch ergeben hübsche Blumenbilder. Was mich sehr verwundert, sind ausgepflanzte Agapanthen und prächtige Pfirsichsalbeibüsche. Offensichtlich ist das Klima an der Atlantikküste zwar durchaus rau (ich werd mich nie daran gewöhnen, dass man das jetzt so schreibt!), aber übers Jahr ausgeglichener. Wenn ich bei einer Gärtnerei vorbeikomme, werde ich danach fragen, immerhin hat von meinen drei Pfirsichsalbeisorten keine den letzten Winter überlebt. Am Markt von Dinard war heute so ein Gedränge, dass ich nicht bis zu der Verkäuferin durchgekommen bin. Ich habe nur festgestellt, dass Schnittblumen und auch Topfpflanzen (ich liebäugelte mit einer dieser sehr blassrosa Hortensien, die in fast jedem Garten wuchern) sauteuer sind.
Die Gestaltung der öffentlichen Plätze weicht doch ein wenig von unseren Grünflächen ab. Während sich in Österreich und, wie wir letztes Jahr feststellen konnten, auch in Deutschland auf öffentlichem Grund eine sehr naturnahe Gestaltung durchsetzt, dominieren hier nach wie vor Prachtrabatten. Wunderschön der Parc de l’Orangerie in Straßburg, herrlich die Bepflanzung vor dem Château in Saint Malo, wo das Rathaus untergebracht ist. Man findet auch Fächerpalmen und Dattelpalmen sowie Maronen, was ich doch eher im Süden erwartet hätte.
Auf meinem Programm stehen (mindestens) zwei Gärten (der Schlossgarten la Roche-Jagu und ein exotischer Garten auf der Île de Batz, wobei ich den in Roscoff auch gerne sehen würde, und…), ich bin schon sehr gespannt, was da alles gepflanzt wurde. Es kommt auch ein bisschen aufs Wetter an, leider hat sich die Sommerhitze in der Bretagne pünktlich zu unserer Ankunft verabschiedet, die Temperatur kommt nicht viel über 20° C hinaus und es schieben sich immer wieder Wolken vor die Sonne. Aber solange es nicht regnet, sind wir zufrieden, bleiben die Badesachen halt im Koffer. Wobei sich manche Leute durchaus ins Meer stürzen, während die anderen mit zugeknöpftem Anorak zuschauen. Wir finden beides übertrieben und spazieren kurzärmelig herum. Oder sitzen im Café. Oder in der Crêperie. Oder im Restaurant. Ach, Frankreich ist herrlich!
Eure Flora