Gemüsebeet, 2. Anlauf
Das war dann wohl nix. Oder wenig. So wenig, dass es den Aufwand nicht lohnt.
Zur Erinnerung: Im Herbst habe ich voller Enthusiasmus roten Zwiebel und Knoblauch gestupft, im Frühjahr Kartoffeln. Dazwischen habe ich Mangold, Dille und Asiasalate ausgesät. Und eine gelbe Zucchini gepflanzt. Die Dille hat mir gleich was gehustet, die Asiasalate wurden von irgendwelchen Mücken zerfressen, der Rest hat grad für eine Salatzutat gereicht und nach nichts geschmeckt, die Zucchini war Schneckenfutter. Das Kartoffellaub ist jetzt schon gelb und braun und von den Schnecken zerfressen, ob die 3 cm-Knöllchen da noch viel wachsen werden, ist fraglich. Ich habe zwar ein paar Knoblauchhappeln geerntet, allerdings ist die Ausbeute nicht überragend. Die Zwiebel sind nicht viel größer geworden als die ursprünglichen Steckzwiebel, sind aber rot und mild und schmecken gut im Salat. Dem Mangold war es in dem ganzen Blattgewuschel zu finster, er beginnt erst jetzt zu wachsen. Die zwei Kürbisse, die ich zum Zaun gepflanzt habe, damit sie sich dort hochschlängeln können, wachsen nur zögerlich. Meine Schneckensperre (siehe Gartentagebuch 7. Juni) hilft zwar ein wenig, bietet aber keinen 100%igen Schutz. Manche Biester schaffen auch diese Hürde. Zumindest werden die Blätter nicht schneller abgefressen als sie sprießen können, ich hoffe doch, dass der Kürbis noch an Tempo zulegt und den Schnecken davonwächst. Alles in allem ziemlich enttäuschend.
Wenn ich zum Mistplatz wandere, komme ich bei zwei Gärten mit prächtigen Gemüsebeeten vorbei. Zwei ältere Damen, die ich schon mein Leben lang kenne, bauen dort nach Herzenslust Salat, Fisolen, Kürbisse, Spinat, Erbsen, Karotten, Gurken, Paradeiser, Paprika und noch viel mehr an und alles trägt üppig. Dazwischen Petersilie und Dille, Erdbeeren, ein paar Kohlrabi… Mich frisst der Neid. Ich habe das Gefühl, wenn die beiden eine Pressspanplatte in die Erde versenken, wird auch noch ein Baum daraus. Ich plaudere gern mit ihnen, habe mit ihnen schon so manchen Ableger getauscht und sie waren auch meine treuesten Abnehmerinnen, wenn es der alte Herr wieder einmal übertrieben hat (die Zeiten sind, fürchte ich, endgültig vorbei, er wird immer mehr zu einem alten Zausel). Was ich denn jetzt noch anbauen könnte, fragte ich vor zwei Tagen eine der beiden. Nach der Knoblauchernte und dem Aus für mein Ribiselhochstämmchen habe ich ziemlich viel freie Fläche. Fisolen, schlägt sie mir vor, aber mit denen habe ich bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht. Pflücksalat, empfiehlt sie mir, und Rettich. Wenn ich an meine Radieschenversuche denke, nein, das lasse ich auch.
Ich fahre ins Gartencenter und schaue, was es da noch an Jungpflanzen gibt. Paprika und Paradeiser, die sind wenigstens vor den Schnecken sicher. Ich finde kleine Zuckertomaten und nehme ein Pflänzchen zum Naschen mit, dazu einen gelben Spitzpaprika und einen gelben Blockpaprika. Schön langsam komme ich in Fahrt. Rote Salate werden angeblich von den Schnecken gemieden, also landet eine Tasse Pflücksalat Lollo rosso und eine Tasse Batavia-Salat in meinem Einkaufswagen. Kohlrabi könnte ich auch probieren, sicherheitshalber nehme ich auch hier eine rote Sorte. Zuletzt siegt der Übermut und ich nehme noch eine Zuchinipflanze mit.
Schön schaut es aus, mein frisch bepflanztes Gemüsebeet. Also gestern hat es schön ausgeschaut, heute fehlen bereits vier von den zwölf Pflücksalaten. Die Kohlrabiblätter sind ein bisschen angefressen. Die Zucchini ist unversehrt, ich habe ihr über Nacht einen Kübel übergestülpt. Auch wenn das biologische Schneckenkorn, das ich in der ganzen Umgebung ausgestreut habe, komplett weg ist und ich daher in den nächsten Nächten auf weniger Besucher hoffe, werde ich das beibehalten, bis die Zucchini zu groß dafür ist. Vielleicht fange ich auch wieder mit dem Absammeln und Wegtragen der Schnecken an, obwohl ich voriges Jahr keinen sichtbaren Erfolg damit hatte. Und im Herbst werde ich mein Gemüsebeet mit Kompost überschütten, wie es die No dig-Methode empfiehlt. Ich geb nicht auf, ich werde ein tolles Gemüsebeet haben, ihr werdet schon sehen. Und wenn ich eine der beiden Gemüsegärtnerinnen kidnappen muss!
Eure Flora