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Sieh, das Gute liegt so nah!

Aus der Bretagne („Gärten in der Bretagne„) habe ich berichtet, von den Kap Verden („Ein Garten in der Wüste„) und aus dem noch ferneren China und Japan („Kaiser und Samurai„). Diesmal bin ich gar nicht so weit gefahren und habe etwas entdeckt, was ich euch unbedingt ans Herz legen möchte. Ich war mit meiner Tochter zwei Tage in Graz, ein bisschen bummeln, shoppen, schlemmen und quatschen. Der zweite Tag war der 1. Mai und Feiertage sind in der Stadt meistens langweilig, weil alles geschlossen ist. Also schlug ich vor, zum Schloss Eggenberg zu fahren und im Park spazierenzugehen.

Im Schloss findet diesen Sommer zum 400-Jahr-Jubiläum die Ausstellung „Ambition und Illusion“ im Rahmen der Steiermark-Schau 2025 statt. Wir ließen jedoch diesmal Prunkräume und die sicherlich sehenswerte Präsentation links liegen und freuten uns, dass sich der große Besucherstrom vor allem auf das Gebäude zubewegte. So waren wir am Vormittag trotz des prächtigen Wetters im Park ziemlich alleine unterwegs.

Dass ich meinem Kind nicht mit zuviel Geschichte über historische Gärten kommen darf, weiß ich und behielt mein Wissen wohlweislich für mich. Sonst hätte ich ihr erzählen können, dass der Park vor 400 Jahren als prächtiger Barockgarten mit Parterren und Heckencarrés im italienischen Stil angelegt wurde. Eine Orangerie, aufwendige Brunnenanlagen und Volieren durften nicht fehlen. Im 18. Jahrhundert hatte sich der Geschmack gewandelt und der neue Schlossherr, Johann Leopold Graf Herberstein, ließ 1754 alles zu einem französischen Garten umgestalten. Aus dieser Zeit sind noch ein Rokoko-Pavillon und die Umfassungsmauer mit 12 Toren erhalten. Im 19. Jahrhundert wurde der formale Garten, wieder nach der Mode der Zeit, als hässlich und unnatürlich empfunden und so wurde die gesamte Anlage in eine Landschaft im englischen Stil verwandelt. Die strenge Gliederung musste geschwungenen Wegen mit kunstvollen Bouquets weichen. Baumgruppen und ausladende Einzelexemplare, teils exotischer Herkunft, wurden um großzügige Rasen- und Wasserflächen verteilt. Die Staffagebauten und die pflegeintensiven Bereiche gingen im 20. Jahrhundert verloren, seit 2000 bemüht sich jedoch das Land Steiermark, nunmehriger Besitzer des Geländes, um eine Rekonstruktion der historischen Anlage. Mit beachtlichem Erfolg!

Der strahlende Frühsommertag tat sicherlich sein Übriges dazu bei, dass uns der Park so begeisterte. Als erstes kamen wir bei der großen „Picknickwiese“ vorbei und wir bedauerten, dass wir nicht Korb und Decke dabei hatten. Als nächstes entzückten mich zierliche Frühlingsbeete (Biedermeier laut Beschreibung) vor dem Südpavillon. Begleitet wurde unser Rundgang von überwältigendem Fliederduft und ständig wechselnden „Landschaftsgemälden“. Überaus eindrucksvoll sind die Päoniengruppen, die gerade in stolzer Vollblüte stehen. Hier ging niemand vorbei, ohne das Handy zu zücken und den Farbenrausch festzuhalten. Gerne hätte ich die verschiedenen Bäume näher betrachtet, doch dazu muss ich noch einmal alleine herkommen. So entdeckte ich nur einen Taschentuchbaum, den ich vorher noch nie zur Blütezeit gesehen habe.

Im Rokokopavillon ist ein kleines Café untergebracht, das wir bei den warmen Temperaturen durstig ansteuerten. Mit unseren Bechern setzten wir uns auf eine der vielen schattigen Rastbänke und ließen das Ensemble noch eine Zeitlang auf uns wirken. „Dass die Eintritt verlangen, finde ich voll okay“, sagte meine Tochter, „schließlich muss das ja alles gepflegt werden und die 2 Euro tun keinem weh.“ Als wir am Nachmittag den Park verließen (wir mussten an dem Tag ja noch nach Hause fahren), kamen uns Scharen von Menschen entgegen, die meisten mit Körben und Taschen. „Da würde ich auch öfters Picknick machen, wenn ich in Graz leben würde“, meinte meine Tochter. Und ich war bestimmt nicht zum letzten Mal in Eggenberg.

Eure Flora

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