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Ein Garten in der Wüste

Die Kapverdeninsel Sal ist ein großer Sandhaufen im Meer, mancherorts von Steinen durchsetzt. Es gibt kein natürliches Wasservorkommen auf Sal und die Tage, an denen es regnet, sind an einer Hand abzuzählen. Das Leitungswasser stammt aus einer hiesigen Entsalzungsanlage, Trinkwasser muss importiert werden.

Dementsprechend absurd mutet die Idee an, hier einen botanischen Garten anzulegen. Doch anscheinend ist das Bedürfnis des Menschen nach einer grünen Umgebung größer als jede Vernunft. Eine engagierte Privattruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesamte Vegetation der zehn Kapverdeninseln zusammenzutragen. Dabei achten sie, wenn man ihrer Webseite Glauben schenken darf, auf größtmögliche Nachhaltigkeit, vermeiden so gut es geht Abfall und nutzen nur aufbereitetes Wasser von der Insel. Der Pachamama Eco Park, der auch als Veranstaltungsort genützt wird, wirbt mit dem Slogan: „Ein magischer Ort, wo das Unmögliche möglich ist.“

Terra boa - eine atemberaubende Landschaft

Im Garten leben zahlreiche Tiere, Pferde, Esel, Ziegen, Schildkröten, Papageien, Enten und Pfaue, die meisten aus schlechter Haltung gerettet. Auch zwei kleine Affen turnen in Käfigen herum. Wie auch immer, die Tiere haben Platz und artgerechte Gehege (oder laufen überhaupt frei herum) und der kleine Zoo strömt keineswegs die Trostlosigkeit mancher südlichen Anlagen aus.

Natürlich kannte ich die meisten Pflanzen nicht. Ich staunte über die vielen Palmenarten, die es gibt. Dattelpalme, Kokospalme, Fächerpalme war mein Wissensstand bis dahin. Aber da gibt es ganz fein gefiederte, welche mit steifen Fächern, mit hellen Wedeln und ganz dunklen. Bizarr sehen sie aus, wenn die unteren dürren Wedel nicht geschnitten werden (was sicher einen guten Grund hat, denn der Garten ist sehr gepflegt). Eine Palme mit roten Früchten war als „Weihnachtsbaum“ beschriftet. Allzu viele Schilder gab es aber nicht. Macht nichts, sie hätten mir eh nichts gesagt.

Ich hatte gehört, dass dort Affenbrotbäume stehen würden. Seit der Lektüre des „kleinen Prinzen“ im Französischunterricht war ich neugierig auf den Baobab und fragte einen Gärtner danach. Er führte mich hin. Ich war nicht auf einen kahlen Baum vorbereitet. Im Jänner, erklärte er mir, könne man leider keine Früchte sehen und justament um diese Jahreszeit lässt er auch noch die Blätter fallen. Aber er treibt bald wieder aus, tröstete mich der nette Mann. Nur bin ich dann nicht mehr dort, aber dafür kann der Baobab ja nichts.

Die Weihnachtspalme
Der Baobab im Winter

Die Pflanzen werden vor Ort vermehrt, zum Gewächshaus haben Besucher aber keinen Zutritt. Man hätte Samen oder Jungpflanzen um wenig Geld kaufen können. Christian sah sich schon gottergeben von Palmen umringt im Flieger sitzen. Da ich den armen Pflänzchen kein heimatliches Klima bieten kann, ließ ich es bleiben. Obwohl, so eine Palme…

Neben Palmen, Kakteen und exotischen Blüten bietet der Garten ein kleines Café und eine Fülle von originellen Dekoideen. Dabei stehen Naturmaterialien und Recycling an erster Stelle. Am lustigsten fand ich das 5-Sterne-Insektenhotel. Überall auf dem Gelände sind  Sitzgelegenheiten verstreut, was einen Besuch sehr gemütlich macht. Beim Café sind sogar Liegen aufgestellt.

Der Garten liegt mitten in der Wüste, ein Taxi brachte uns hin und der Fahrer fragte auch gleich, wann er uns wieder abholen solle. Eine hervorragende Idee, sonst hätten wir vier Kilometer über eine staubige Straße zu unserem Hotel zurückwandern müssen. 2 1/2 Stunden erwiesen sich als eine gute Schätzung, so blieb nach einem ausgiebigen Rundgang auch noch Zeit für eine kurze Rast.

Ihr seht, ich finde überall einen Garten zum Anschauen, sogar auf einer Wüsteninsel.

Eure Flora

PS.: Nach unserem Besuch verirrte ich mich auf die Seite mit den Bewertungen. Ein Mann regte sich doch allen Ernstes darüber auf, dass der Botanische Garten auf Teneriffa weniger Eintritt koste und mehr biete. Die Antwort der Betreiber fand ich köstlich. Sie bedankten sich für den schmeichelhaften Vergleich, wiesen aber darauf hin, dass sie weder im Besitz des spanischen Königs sind noch von diesem unterstützt werden (der Jardim Botanico besteht seit 200 Jahren und wurde als königliche Sammlung gegründet).

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