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Die Stinkerin

Ich liebe Gartenzeitschriften. Eine habe ich abonniert, eine andere kaufe ich mir fast jedes Monat. Ich blättere sie nicht sofort durch, nein, erst wenn ich wirklich Zeit dafür habe, setze ich mich mit einem Kaffee oder einem Glas Wein hin und schlage sie auf. Und ich lese sie von A bis Z, sogar die Artikel, die mich gar nicht betreffen, wie über Mähroboter oder -traktoren, Hausbäume, die 10 Meter hoch werden, oder Formschnitte in französischen Gärten.

Natürlich haben Gartenzeitschriften auch ihre Tücken. Zum Beispiel haben die Gärten, die vorgestellt werden, prinzipiell 2000 Quadratmeter und ihre Besitzer scheinen über unendlich viel Zeit und Geld zu verfügen, wenn man liest, wie sie ihre 200 verschiedenen Rosensorten pflegen, ihre Teiche, Trockenmauern und Senkgärten von Spezialisten anlegen und ihre historischen Bauernhöfe von Architekten mit Originalmaterialien renovieren und funktionell umbauen lassen.
Irgendwie scheinen sich auch sämtliche Gartenmagazine zu verabreden, die eine oder andere Pflanze regelrecht zu pushen. Denn wie auf Kommando schwärmen plötzlich alle gleichzeitig oder in kurzem Abstand von Mangold, Katzenminze, Lerchensporn oder Taglilien. Und wie bei einem Hit im Radio, der unablässig gespielt wird, ist es auch hier schwer, sich diesem Einfluss zu entziehen.
Beim ersten Artikel kann man noch relativ frei entscheiden, ob man dessen Meinung teilt. Wenn mir das „Allroundtalent“ nicht gefällt, kann es noch so pflegeleicht, unkompliziert und klimawandeltauglich sein, ich werde es nicht in meinen Garten holen. Liest man jedoch immer wieder von den hervorragenden Blüheigenschaften einer Pflanze, ihrer Anpassungsfähigkeit an jede Beetsituation und dem geringen, ja eigentlich gar nicht vorhandenen Arbeitsaufwand, sickert doch langsam die Erkenntnis ein, dass der eigene Garten am Mangel dieser Pflanze krankt. Fallen dann noch Worte wie „Geheimtipp“ und „unverzichtbar für wahre Gartenliebhaber“, macht sich das schlechte Gewissen breit, dass man diese botanische Sensation bisher so schmählich ignoriert hat.
So kam es, dass ich unbedingt eine Duftpelargonie haben musste, obwohl ich gar kein so großes Interesse an Pelargonien oder an zitronenduftenden Blättern habe. Ich fand eine Duftpelargonie, deren Blüten auf dem Schild hübsch aussahen. Erst zu Hause kam ich auf den Gedanken, an ihren Blätter zu reiben. Was ich seitdem nicht mehr gemacht habe, sie stinken nämlich nach Terpentin. Die Blüten sind zwar hübsch, aber klein und spärlich. Das Attraktivste an der Pflanze sind noch ihre Blätter, die eine schöne dunkle Zeichnung aufweisen.
Ich habe sie trotzdem überwintert und im Frühjahr mit frischer Erde verwöhnt. Sie kann ja nichts dafür, dass mir ihr „Duft“ nicht unter die Nase geht. Und so stinkt sie weiter vor sich hin. Und ich bin wieder eine Erfahrung reicher.
 
Eure Flora 

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