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Recycling

Ich hänge mein Herz nicht nur an Pflanzen, sondern auch an Dinge, die mir eine Geschichte erzählen. Diese Dinge müssen weder wertvoll noch schick sein, sie müssen nicht perfekt zur Einrichtung passen und dürfen auch Kratzer oder Sprünge haben, sie können längst überholt oder nutzlos sein, aber sie sollen mich an etwas erinnern.

Ein paar dieser Erinnerungsstücke habe ich in meinem Garten verwendet. Shabby chic im Garten ist ja in, allerdings passe ich sehr auf, es nicht zu übertreiben, es soll ja nicht nach Flohmarkt ausschauen. Manche Bücher zu diesem Thema wirken auf mich eher abschreckend als originell.
Als ich vor drei Jahren die Fenster in meinem Gartenhaus erneuern ließ, tat es mir um die alten Fenstergitter leid, die mich mein Leben lang begleitet hatten. Also habe ich zwei davon aufgehoben, ohne vorerst zu wissen warum und wozu. Sie lehnten die ganze Zeit an der Gerätehütte, die Farbe blätterte schön langsam ab und ich freundete mich schon mit dem Gedanken an die Mülldeponie an. Erst als ich heuer im April mein Storchschnabelbeet anlegte, kam mir endlich eine Idee. Als Abgrenzung zum Nachbarbeet schlug ich zwei Pfosten ein und schraubte das größere Gitter dazwischen. Dann bekam es einen neuen Anstrich in der Farbe der Haustür.
Mittlerweile habe ich zu Füßen des rechten Pfosten den Topf mit meiner (überwinterten! Ich bin ja so stolz auf mich!) dunkelgelben Schwarzäugigen Susanne eingegraben und sie mit Stäbchen und Schnüren zum Gitter hingeleitet. (Das Foto reiche ich nach, ich bin ja noch auf Urlaub.)

Ein Recycling der anderen Art tummelt sich unter meinem „Kaffeehaustisch“. Mein Mann, ein begeisterter Biertrinker, kauft hin und wieder für gesellige Abende mit Freunden ein 5 Liter Fass. Ich fand es einmal schade, die leere Stiegl-Dose einfach wegzuwerfen. Mein Sohn bewaffnete sich mit einem Messer und einem Hammer (etwas kaputtzumachen hat ihn immer schon fasziniert) und klopfte die obere Platte heraus. In den Boden stanzte er ein paar Löcher und schon war die Dose fertig zum Bepflanzen. Seither müssen unsere Freunde jedes Mal ein anderes Bier trinken und jedes Jahr kommt eine neue Dose hinzu. Die hübsche Paulaner-Dose war schon ein Gastgeschenk.

Und dann sind da noch die Wanderschuhe meiner Eltern, die ich mit Erde ausgestopft und mit Hauswurzen bestückt habe. Eine Freundin fragte mich, welchen Sinn das hätte. Gar keinen, antwortete ich. Aber das stimmt nicht. Für mich hat es doch einen.
 
Eure Flora 

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