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Ein bisschen Gelassenheit

Ich bin ein sehr strukturierter Mensch, stets strategisch vorausplanend, mit Rücksicht auf sämtliche Eventualitäten und immer alle Für und Wider abwägend. Meine Kinder waren in diesem Punkt eine große Herausforderung für mich, weil sie meine ausgeklügelten Tagesabläufe stets ignoriert und durcheinander gebracht haben.

Was hat das mit meinem Garten zu tun? Viel.
 
Denn auch ein Garten gewöhnt einem exakte Pläne sehr schnell ab. Sei es, dass die sorgfältig ausgesuchte Herbstanemone „White swan“ ihrem Namen zum Trotz rosa blüht, sei es, dass der Waldmeister in meinem Schattenbeet partout nicht dort wachsen will, wo ich ihn hingesetzt habe, dafür aber durch das gesamte Beet wandert, oder dass ein Holunderbusch trotz perfektem Standort und liebevollst betreut nach zweijährigem Dahinsiechen einfach eingeht, während er überall rundherum als lästiger Wucherer bekannt ist.
 

Puristen (oder professionelle Landschaftsgärtner) würden die Anemone durch eine wirklich weiße ersetzen, aber das bringe ich nicht übers Herz. Schließlich habe ich sie in meinen Garten geholt und jetzt kann ich sie nicht einfach rausschmeißen, nur weil sie ein bisschen anders ist, als ich gedacht habe. Sie blüht ja eh erst, wenn der knallrote Türkenmohn daneben längst seine Samenkapseln zeigt. Das erste, was ich also aufgab, waren ausgeklügelte Farbkompositionen.

Das Nächste waren bestimmte Pflanzen, die ich unbedingt haben wollte. Nach drei Jahren vergeblicher Versuche mit Rittersporn, der jedes Mal binnen Wochen das Zeitliche segnete, verbannte ich diese Pflanze von meiner Wunschliste. Ebenso die Stockrosen, die regelmäßig ein paar Tage nach dem Auspflanzen rostig sind und den Rest des Sommers ein Bild des Jammers abgeben.
 
Und schließlich habe ich mich von dem Gedanken verabschiedet, dass meine Beete zu jeder Jahreszeit rundum prächtig sein müssen. Manches hat halt schon Anfang Juli sein Pensum für dieses Jahr erfüllt.
 
Nun ist es keineswegs so, dass mein Garten tun und lassen kann, was er will. Nach wie vor gestalte ich, greife ein, pflanze, teile, rode, setze um, aber längst nicht mehr mit der Verbissenheit der Anfangsjahre. Gelingt etwas, freue ich mich, scheitert es, versuche ich etwas Anderes. Seit mich mein Garten zu dieser Gelassenheit erzogen hat, geht es uns beiden besser.
 

Eure Flora

 

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