• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Obst ist gesund

Und vor allem ist es aus dem eigenen Garten gratis. Das gefiel meiner Mutter am besten an der Sache. Jedem erzählte sie stolz, dass sie es nicht nötig hätte, das teure Obst zu kaufen, weil sie genug davon im Garten hatte.

Ich beneidete jedes Kind, das einen GEKAUFTEN rotbackigen Apfel zur Jause bekam. Unsere Äpfel waren von einem fahlen Grün, so genannte Winteräpfel. Das heißt, sie wurden im Oktober steinhart geerntet und in unserem feuchten Gartenkeller gelagert. Ab Jänner konnte man sie dann essen. Wenn man sie schälte, die faulen Stellen ausschnitt und über den modrigen Geschmack hinwegsah. Dasselbe hatten wir auch in Birne, nur dass die Äpfel mehlig waren und die Birnen steinhart blieben.
 
Die Obstsaison begann mit den Klaräpfeln. Die mochte ich gern, weil man sie direkt vom Baum essen konnte, aber sie wurden meist verarbeitet: Apfelkuchen zum Frühstück, Apfelspalten zu Mittag und abends Kaiserschmarrn mit Apfelkompott. Dann kamen die Marillen, das Menü wurde leicht variiert: Marillenkuchen zum Frühstück, Kaiserschmarrn mit Marillenkompott zu Mittag und abends Marillenknödel. Dann kamen die Zwetschken. Sie ahnen es: Zwetschkenkuchen zum Frühstück… Zur Jause gab es ein Fru-fru, pürrierte Erdbeeren mit Rahm und Zucker. Selbstverständlich von der hauseigenen Erdbeerplantage.
 
Was wir nicht selbst essen konnten, verkaufte meine Mutter steigenweise. Damals in den Sechzigern kochte ja noch jede Hausfrau selber ein und Bestellungen unter 10 kg gab es gar nicht. In der Marillensaison stand mein Vater jede freie Minute auf der Leiter und brockte Marillen. Die Einnahmen legte meine Mutter fein säuberlich in eine Schachtel und zahlte davon jedes Jahr die Gartenpacht. Fallobst konnte man nicht verkaufen, weil Marillen ja bei jeder Druckstelle sofort braun werden, also mussten wir es essen. Egal, wie angestochen und angefault eine Marille/Zwetschke/Erdbeere war („die kann man noch ausschneiden“).
 
Als ich meinen Mann kennenlernte, waren Bananen das einzige Obst, das ich aß. Ich habe Jahre gebraucht, um mich zu Äpfeln und Birnen vorzutasten, Erdbeeren und Marillen esse ich bis heute nicht. Aber vorigen Herbst habe ich einen Apfelbaum gepflanzt.
 
Eure Flora

Schreibe einen Kommentar