Planten un Blomen
Ich geb’s ja zu, man muss schon einen gewissen Vogel haben, im Dezember einen Garten zu besichtigen. Aber wenn man schon so verrückt ist, im Dezember nach Hamburg zu fahren, ist das auch schon egal. Wir sind bei Nieselregen angekommen und acht Tage später bei Nieselregen heimgefahren. Dazwischen hat es zwar Gott sei Dank aufgehört zu nieseln, wegen Dauernebels war es trotzdem ziemlich feucht. Sonne oder blauen Himmel haben wir die ganze Zeit nicht zu Gesicht bekommen, beim Tageslicht sind wir uns nur zu 75% sicher. Dass sie dort „Die toten Augen von London“ (ein S/W-Edgar-Wallace-Krimi aus den 60ern) gedreht haben, konnten wir uns gut vorstellen. Es war trotzdem eine tolle Reise mit vielen neuen Eindrücken.
Christian hat mit Schaudern meinen Wunsch gehört, durch den bekannten Park Planten un Blomen (also Pflanzen und Blumen) zu spazieren und war ziemlich erleichtert, als ich ihm den Vorschlag machte, das alleine durchzuziehen. „Alleine“ trifft es recht gut, denn ich war abgesehen von einem japanischen Pärchen die Einzige im Park. Zuerst verwirrten mich Schilder, die mit eindeutigen Pfeilen auf „Planten un Blomen“ hinwiesen. Ich war doch schon im Park?! Nein, war ich nicht, wie ich dann auf einem Übersichtsplan entdeckte. Gleich neben dem Park liegt der Alte Botanische Garten, den ich voller Begeisterung über die mächtigen Bäume mit meinem Ziel verwechselt hatte. Ich stellte fest, dass sich das Gelände in den Großen und Kleinen Wallanlagen fortsetzt und so eine breite grüne Verbindung zwischen Alster und Elbe schafft. Wäre doch sehr reizvoll, das alles zu durchwandern… aber nicht im trüben Nachmittagsgrau, ich beschränkte mich auf meinen ursprünglichen Plan.
Von den tollen Wasserspielen und den prächtigen Blumenrabatten war natürlich nichts zu sehen, auch der Rosengarten ist wenig attraktiv um diese Jahreszeit. Aber ich war neugierig auf den Japanischen Garten mit Teehaus. Tatsächlich bietet dieser Teil, dessen Wirkung ja in erster Linie auf unterschiedlichen Strukturen beruht, auch im Winter interessante Blickwinkel. Bei dem Versuch, ein kleines Häuschen zu fotografieren, ohne mich mit meiner winterweißen Hose hinzuknien, bekam ich durch dicke Jacke und Rucksack das Übergewicht nach hinten und plumpste wenig elegant auf meinen Allerwertesten. Wenigstens hat’s keiner gesehen, aber die Hose war jetzt erst recht dreckig. Danach war ich bedeutend vorsichtiger, auf die großen Platten im Teich traute ich mich nicht mehr.
Besonders reizvoll fand ich die Spiegelungen der kahlen Äste im Wasser, auch der Fernsehturm gab ein hübsches Motiv ab. Eingestreut in die Anlage sind mehrere originelle Spielplätze, meinen Kindern hätten es wohl die Bullerberge am meisten angetan. Auch wenn der Park im Sommer sicherlich mehr zu bieten hat, fuhr ich doch befriedigt zurück ins Quartier.
Warum die Fotos schwarz-weiß sind? Nach den ersten enttäuschenden Probeaufnahmen vom Zimmerfenster aus stellte ich die Kamera kurzerhand auf „monochrom“ um. Wenn schon farblos, dann gleich richtig. Meine Einschätzung hat sich bestätigt, die Vergleichsfotos meines Mannes sind auch nicht viel bunter. Ich finde, die Retrofotos spiegeln die Grau-in-Grau-Stimmung dieser Woche gut wider und wer weiß, vielleicht kommen wir ja einmal im Sommer wieder.
Eure Flora