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Bilanz 2023

Gestern siebte ich noch im Bikini meinen Kompost, heute sitze ich mit Weste und Jogginghose im Haus und schaue in einen durchnässten Garten. Bei diesem Anblick wird auch der schönste Ort der Welt zu einer tristen Angelegenheit. Noch soll sich der Sommer in den nächsten Tagen aufbäumen, aber die Luft ist draußen. Ich werde gartenmüde.

Nun, das darf ich auch sein. Ich habe heuer viel umgesetzt, Großprojekte und dementsprechende Kraftakte waren das Entfernen der Berberitze und die Neuanlage des Gemüsebeetes, das Präriebeet und die Blumenwiese. Da und dort habe ich ergänzt, umgesetzt und – nachgedacht, damit ich auch nächstes Jahr noch etwas zu tun habe. Zur Umgestaltung meines Liegeplatzes ist es nun doch nicht mehr gekommen, das nehme ich mir für den nächsten April vor. 

Wüstenmalve im Präriebeet

Wie immer ist nicht alles gut ausgegangen, im Großen und Ganzen bin ich aber recht zufrieden. Hier die Übersicht im Einzelnen:

GUT

  • Das Präriebeet ist ein voller Erfolg. Das Federgras hat sich schon fast flächendeckend ausgebreitet, die Wüstenmalve blüht den ganzen Sommer und ist mir fast schon ein bisschen zu üppig, die Bartfäden haben das Umsetzen während der Blüte gut überstanden. Dass die hübsche Salvie „Schwellenburg“ nach der Schneckenattacke noch einmal austreibt, bezweifle ich, aber die Lücke ist bereits geschlossen.
  • Die Enfernung der Berberitze war eine gute Idee, im Gemüsebeet ist jetzt endlich ein bisschen Platz für Experimente. Ernten konnte ich heuer (tonnenweise) Mangold, Knoblauch und demnächst Erdbeermais, weder Fisolen noch Paradeiser haben sich bewährt. Dafür war nach vielen Jahren das Liebstöckl prächtig und lieferte reichlich getrockneten Vorrat für den Winter. Die kleine Melone ist ein unerwarteter Gast, ich hoffe, sie reift in den nächsten warmen Tagen noch fertig aus.
  • Sehr viel Freude hatte ich heuer mit den Chilis. Zweimal haben wir schon reichlich geerntet (siehe „Chilis, Chilis, Chilis„) und haltbar gemacht.
  • Auch Kräuter habe ich bereits für den ganzen Winter getrocknet. Geschmackliche Neuentdeckungen sind Vietnamesischer Koriander, Indisches Basilikum und Zitronengras, die ich versuchen werde zu überwintern.
  • Die Himbeeren wieder hinters Haus zu setzen, hat sich bewährt. Zum Einkochen hat es zwar nicht gereicht, aber wir hatten jeden Tag eine Handvoll zum Naschen.
  • Die Blumenwiese ist ein interessantes Experiment, mit dem ich viel Spaß habe. Auch wenn Wiesenblumen, die ich ausgesät habe, mit der Blüte noch auf sich warten lassen, überwiegt nicht der Frust, sondern die Spannung. Ein paar Pflänzchen hat meine Bestimmungsapp ja schon gesichtet: Wiesensalbei, Ackerwitwenblumen, Wiesenmargeriten. Wildes Löwenmaul, Wegwarte, Natternkopf und Kronwicke habe ich anderswo ausgegraben und eingepflanzt. Ich freu mich schon aufs nächste Jahr!
  • Die Agapanthe hat sich mit sieben riesigen Blütenbällen heuer selbst übertroffen. Und dass es mir gelungen ist, aus den Strelitziensamen eine Pflanze zu ziehen, rechne ich unter die Rubrik „Sensationen“.
  • Mit verdünnter Milch habe ich gegen Mehltau das perfekte Hausmittel gefunden. Haselnüsse, Hainbuchen, Beinwell und die Minirambler-Rose – sie alle waren nach wenigen Spritzungen geheilt.
  • Die Eibenhecke ist nach dem Radikalschnitt wieder weitgehend grün. Die „Kapelle“, so nennen wir die halbkreisförmige Lücke, die ich mit Mini-Rambler und Balkanstorchschnabel gefüllt habe, ist ein hübscher Blickfang geworden.
  • „Bowle“ hat vier Pfirsiche angesetzt. Für ausgereifte Früchte hat es zwar heuer noch nicht gereicht, aber trotzdem vielversprechend. Keine Kräuselkrankheit!
  • Die Tierwelt in meinem Reich hat mit Molch und Frosch wieder Zuwachs bekommen. Eidechsen, Erdkröten und Äskulapnatter sind nach wie vor anzutreffen, bei den Insekten freue ich mich besonders über Heupferdchen und Gottesanbeterin.

SCHLECHT

  • Schnecken sind das Thema Nr. 1. Obwohl ich wochenlang fleißig abgesammelt und weggetragen habe, werden es gefühlt immer mehr. Schneckenkorn schafft nur kurzfristig Abhilfe, dann hat die ungebremste Zuwanderung die Ausfälle wieder wettgemacht. Auf ihr heuriges Konto gehen Fisolen, Salvien, Fetthennen, Sonnenblumen, eine Glockenblume und zahlreiche Jungpflanzen, unter anderem meine geliebten Lupinen.
  • Die größten Sorgenkinder waren heuer meine Miniteiche, vor allem der Brunnen, der die meiste Sonne abbekommt. Weder Tannenwedel noch Wassersalat konnten die Algen in Schach halten, teilweise habe ich täglich abgefischt. Im Oktober werde ich die gesamte Bepflanzung zurückschneiden und mich im Frühjahr von Fachleuten beraten lassen.
  • Die Brunnenumrandung wird spärlicher, die Bartfäden habe ich wohl zu viel zurückgeschnitten, das Schleierkraut hat den Geist aufgegeben und die Perlkörbchen haben sehr unter der Hitze gelitten. Nächstes Jahr werde ich spanische Gänseblümchen nachsetzen. 
  • Nicht eine einzige Weintraube! Schon im Frühjahr kam der Stock nur schwer in die Gänge, setzte wenig an und das meiste verrieselte. Die Hitze während unseres Urlaubes ließ die restlichen paar Beeren zu Rosinen verfaulen.
  • Der alte Herr wird immer morscher, seine Früchte schmecken fad und werden meist schon am Ast braun. Als Schattenbaum für die Terrasse ist er allerdings unersetzlich, umso größer war mein Schrecken, als bei einem Sturm ein großer Ast brach. Im Winter lasse ich wieder den Baumpfleger kommen, um der Krone Gewicht zu nehmen.
  • „The Pilgrim“ steht ziemlich kahl da, der Sternrußtau hat wieder zugeschlagen. Zwar später als im vergangenen Sommer, da ich im Frühjahr fleißig mit Schachtelhalm gespritzt habe, aber im Spätsommer ist die Rose ein unerfreulicher Anblick.
Ein echter Hingucker: Mini-Rambler "Crimson Siluetta"

Die „gute“ Liste ist also wieder länger geworden als die „schlechte“ Seite. Dabei gibt es noch viele kleine Erfolge, die ich gar nicht aufgezählt habe. Die Ausbreitung des Bärlauchs etwa, im nächsten Frühjahr können wir schon ernten. Wie prächtig die Blauraute blüht. Wie die wilde Weigelie das Loch zu den Nachbarn zuwuchert. Wieviel Kompost ich in Säcke füllen konnte. Wie die Zuckerhutfichte zugelegt hat.

Und selbst manch schlechter Erfahrung kann ich etwas Gutes abgewinnen. Gut, dass rund um den Brunnen ein bisschen Platz geworden ist, ich habe mir schon den ganzen Urlaub hindurch den Kopf zerbrochen, WO um alles in der Welt ich spanische Gänseblümchen unterbringen könnte. Und sollte es mit dem alten Herrn eines Tages gar nicht mehr gehen, wird mein Traum von einem Apfelbaum wahr. Le roi est mort, vive le roi! wie die Franzosen sagen. Der König ist tot, es lebe der König! – Man kann den König auch durch Garten ersetzen.

Eure Flora

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