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Ich bin wieder da

Ein bisschen mulmig war mir schon, als ich vor drei Tagen den Weg zu meinem Garten hineinging. Vier Wochen sind schon lang. Bis zu diesem Moment hatte ich mir keine Sorgen gemacht, ja, schon, die ersten paar Tage, als es in der Steiermark so heiß war, dass wir nichts anderes tun wollten als ins Bad zu gehen (Für alle, dies es nicht kennen, das Leutschacher Bad ist ein echter Geheimtipp!). Aber als wir dann Richtung Bretagne fuhren, wurde ich mit jedem Kilometer gelassener. Ich konnte ja eh nichts ändern und zwischendurch würde es schon regnen. Und meine Tochter war ja auch noch da, zumindest immer ein paar Tage zwischen ihren eigenen Urlauben.

Das erste, was ich sah, waren die vertrockneten Maisstängel. Na geh, jetzt wird’s nix mit Popcorn. Als nächstes tauchten die zwei Tomatenstaden voller Paradeiser auf – alle bereits vergammelt. Das kann doch nicht wahr sein, als wir wegfuhren, waren die noch winzig! Unsere Tochter erwartete uns schon auf der Terrasse und das gute Kind hatte ein Abendessen vorbereitet, nach zwei Tagen im Auto ein großartiger Empfang. Trotzdem konnte ich es nicht lassen, erst einmal eine Runde durch den Garten zu machen. „Jedes Mal, wenn ich da war, habe ich gleich zehn Minuten lang den Schlauch rinnen lassen!“, verkündete meine Tochter stolz. Zehn Minuten?! Das ist doch viel zu wenig… Mutter, halt’s Maul oder bleib das nächste Mal daheim, befahl ich mir energisch, beendete meine Besichtigung und lobte ihren Einsatz. Nur die Hortensien bekamen sofort Wasser, denn die ließen schon alles gar arg hängen.

Am Abend begann es zu regnen, regnete die ganze Nacht durch und ich freute mich, dass ich nicht gleich mit einer großen Gießaktion starten musste. Am nächsten Tag ging ich ganz entspannt durch den Garten und siehe da! Auf einmal sah ich nur mehr Erfreuliches. Die Chilis, die wir vor unserer Reise komplett abgeerntet hatten, haben noch einmal angesetzt und tragen jetzt mehr Früchte als vorher. Der Mangold bietet locker zwei Mahlzeiten an. Die Melone ist noch dran und hat bereits Handballgröße. Der Umfang des Wandelröschens hat sich verdoppelt. Der Balkanstorchschnabel, den ich hinter den Minirambler gesetzt habe, hat die Lücke bereits zugewuchert. Die Buntnesseln haben so zugelegt, dass sie kaum mehr ins Regal passen. Der Vietnamesische Koriander ist zwar völlig verdorrt, treibt aber von unten bereits neue Blätter. Und der Erdbeermais ist zwar rascheldürr, aber die Kolben sind noch dran und leuchten bereits dunkelrot aus den Hüllenblättern. Also doch Popcorn! Die größte Sensation wartete im Schattenbeet: Seit ungefähr zehn Jahren steht da eine Liriope (Glöckchentraube oder Lilientraube) „Ingwersen“, laut Beschreibung ein attraktiver Herbstblüher, pflegeleicht und reichblühend. Zwar schaut der grasartige Polster ganz nett aus, aber mehr kam da zehn Jahre lang nicht (man beachte meine Geduld, siehe „Der Gnadenhof„). Plötzlich stehen da zwei Blütenrispen! Von „reichblühend“ ist das zwar auch meilenweit entfernt, aber Blüten! Und gleich zwei! Da kann ich das Malheur mit den Paradeisern leicht wegstecken.

Dass i des no derleben derf!

Heute habe ich die Miniteiche aufgefüllt und entalgt und dabei einen kleinen braunen Frosch aufgescheucht. Ich habe einen Frosch, herzlich willkommen! Danach habe ich ein bisschen da geschnippelt und dort gejätet und festgestellt: Es ist gar nichts passiert. Auch wenn die eine oder andere Pflanze auf Hitze und Trockenheit schlecht reagiert (die Rudbeckien und der Knöterich sind unansehnlich braun und daran wird sich heuer auch nichts mehr ändern – nächstes Jahr kommen sie halt wieder neu), im Großen und Ganzen ist so ein Garten wesentlich widerstandsfähiger als eine überbesorgte Pflanzenmutter denkt. Und meine Tochter ist das beste Kind aller Zeiten. Mögen ihr der mitgebrachte Roséwein und die bretonischen Kekse schmecken!

Eure Flora

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