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Bilanz 2024

Was, es ist schon wieder so weit? Wenn ich aus dem Fenster schaue, ist der Sommer tatsächlich vorbei. Aus dem Wohnungsfenster wohlgemerkt, denn bei dem Kälte-, Regen- und Sturmwetter hat mich mein Mann heute aus dem Gartenhaus evakuiert. Er selbst ist schon vor einigen Tagen geflüchtet. Hoffen wir, dass noch ein paar schöne Herbsttage bevorstehen. Es macht mir aber auch nichts aus, dass die große Hitze vorbei ist und dass mein Garten endlich wieder einmal von der Natur gegossen wird. Nur gleich so viel hätt’s auch nicht sein müssen.

Im Frühsommer war ich sehr zufrieden mit meinem Garten. Vieles, das ich in den letzten Jahren gepflanzt habe, hat sich zum ersten Mal zu schönen Beeten zusammengewachsen. Eine Zeitlang dachte ich sogar, ich müsste gar nichts mehr ergänzen (siehe „Fertig???„). Das hat sich mittlerweile wieder geändert, der nächste Besuch beim Sarastro Anfang Oktober ist fix eingeplant.

Also schauen wir einmal, wie die heurige Bilanz aussieht:

GUT

  • Mein größter Triumph war die Fertigstellung des Liegeplatzes. Nach langem Zaudern und fehlgeschlagener Hilfsangebote habe ich endlich die perfekte Lösung gefunden und konnte sie ohne größere Probleme und ganz alleine umsetzen. Halt, nicht ganz alleine, Christian leistete einen wertvollen Beitrag mit zwei zusätzlichen Händen beim Montieren. Wie soll man auch gleichzeitig Brett, Wasserwaage, Schraube, Hammer und Akkubohrschrauber halten?
  • Die Himbeeren hinter dem Haus tragen immer besser. Heuer sind sich nach vielen Jahren wieder vier Gläschen Marmelade ausgegangen.
  • Wir hatten erste eigene Pfirsiche! Der Geschmack war zwar fad und die Früchte waren mehlig, aber das schieben wir auf die Trockenheit. Auch eine Bekannte erzählte mir, dass ihre Weingartenpfirsiche heuer gar nichts taugen.
  • Die Traubenernte fiel genau richtig aus. Wir hatten auch schon Jahre, in denen uns am Ende grauste vor lauter Weintrauben. Und voriges Jahr ließ unser DOC59 ganz aus. Heuer hatten wir zwei Wochen lang täglich was zum Naschen, perfekt.
  • Einziger Lichtblick im Gemüsebeet waren die Erdäpfel. Ohne Kosten (Christian wollte die ausgewachsenen Kartoffeln schon wegschmeißen) und Mühen (einmal anhäufeln und basta) holte ich aus acht Erdäpfeln eine ganze Steige aus der Erde. Köstlich waren sie obendrein.
  • A propos köstlich: Vom Bärlauch hinterm Haus gab es einmal ein herrliches Spaghettipesto. Leider war es so warm, dass er wenige Tage später schon in voller Blüte stand.
  • Da der Mexikanische Salbei, den ich vorigen Herbst im Botanischen Garten erstanden habe, zwar den Winter überlebt hat, aber am Fuße der Eibenhecke nicht weiter gewachsen ist, habe ich ihn ausgegraben und in ein Bierfass gepflanzt. War es die frische Blumenerde oder die fehlende Wurzelkonkurrenz, jedenfalls treibt er seither ganz prächtig aus und um die Überwinterung muss ich mir auch keine Sorgen machen. Er zieht einfach ins Haus um.
  • Besonders viel Freude haben mir die neuen Zwiebelpflanzen gemacht: Buschwindröschen, weiße Traubenhyazinthen, Wildtulpen, Sibirischer Blaustern und Byzantinische Wildgladiolen brachten fröhliche Farbtupfer ins Frühjahr. Ich hoffe auf zahlreiche Verwilderung.
  • Erdkröten, Frösche, Molche, Libellen, Äskulapnatter, Gottesanbeterin und Heupferd waren auch dieses Jahr bei mir unterwegs und das Gesumse der zahlreichen verschiedenen Bienen macht viel Spaß. Die Wespen tummeln sich zuhauf im Veitchii, finden aber dort anscheinend genug Nahrung, sodass sie auch dort bleiben und unser Essen in Ruhe lassen.
  • In der Blumenwiese tut sich immer mehr, erstmals blühten ein paar Margeriten und Natternkopf und die gelben Skabiosen, die ich vor zwei Jahren (!) eingesät habe, sind an mehreren Stellen aufgetaucht. Kuckucksnelken gehen im ganzen Garten auf, ich setze sie alle in die Wiese um. Nächstes Jahr wird eine Nachtkerze blühen, die Rosette ist schon da.
  • Ich habe eine zweite Agapanthe! Wahrscheinlich habe ich ab dem nächsten Frühjahr noch viel mehr, denn beide Schmucklilien muss ich zerteilen und neu topfen, aber das ist ein Problem für 2025, das kann ich noch gaaanz lange aufschieben.
  • Habe ich EINE aus einem Samen gekeimte Strelitzie schon als Sensation empfunden, schwelge ich bei DREI Pflanzen im siebenten Strelitzienhimmel. Meine kostbaren Schätzchen lasse ich nicht im kalten Haus, sie kommen mit mir in die warme Wohnung und dürfen auf meinem Schreibtisch überwintern.
  • Den Hopfenoregano „Kent Beauty“ hatte ich längst abgeschrieben, da kam er mir plötzlich beim Jäten im Kräuterbeet unter! Langbeinig und blass zwar, was aber unter dem Rosmarinbusch kein Wunder ist. Schnell habe ich ihn von dem dunklen Standort befreit und in die Brunnenumrandung umgesetzt. Da sollte es ihm nächstes Jahr besser gehen!

SCHLECHT

  • Das ärgste Problem war die Hitze. Ich musste Bereiche gießen, die ich sonst nie bewässere! Manche Pflanzen verharrten wie in einer Schockstarre. Storchschnäbel, Salvien, Beinwell, Färberkamille und die gesamte Blumenwiese schafften es nach dem Rückschnitt nicht mehr zu remontieren, ein paar kümmerliche Blättchen waren alles, was trotz aller Gießerei zum Vorschein kam. Dilys und Tiny Monster, sonst meine verlässlichsten Spätblüher, haben schon vor Wochen aufgegeben. Von der Blutpflaume sind die ganze Zeit über dürre Blätter herabgerieselt, der Schatten war viel schütterer als sonst.
  • Das Gemüse wird und wird nicht bei mir. Die Zucchinipflanze hat ZWEI Früchte hervorgebracht, von zwei Pflanzen konnte ich DREI Paprika ernten. Wenn ich denke, wieviel Wasser ich da hingeleert habe, kann man sie mit Gold nicht aufwiegen. Nach den Schnecken bedrohen die Wanzen (Siehe „Die neue Nr. 1„) meine Ernte. Die Zuckertomaten, die fleißig angesetzt haben, sind allesamt verdorben. Die Haut ist lederig und eingeschrumpelt von den Saugern. Erst ließ ich mich davon nicht abschrecken, bis ich in eine Tomate hineinbiss, in die eine Wanze ihr Sekret gespritzt hatte. Pfui Deibel!
  • Die meisten Samen, die ich ausgestreut habe, brachten kein oder nur ein mickriges Ergebnis. Zwei kleine Feldrittersporne (von einem ganzen Päckchen!), eine winzige Weinraute im Topf, die den Winter kaum überstehen wird, nicht eine Sommeraster, sogar die Schmuckkörbchen haben ausgelassen. Die Sternwinde hat außer Blättern nichts gezeigt, nicht eine einzige „Spanische Flagge“ war mir vergönnt. Na ja, Ich und 1000 Samen halt.
  • Mit den Spaniern hatte ich überhaupt kein Glück. So sehr habe ich mich auf die Spanischen Gänseblümchen gefreut, überall bilden sie üppige Buschen – nur bei mir nicht. Spindeldürre Stängel tragen wenige winzige Köpfchen, sowohl im Bauerngarten als auch in der Brunnenumrandung. Da schauen ihre Verwandten in der Wiese noch protziger aus.
  • Die Tage von Feuerdorn und englischer Strauchrose „The Pilgrim“ sind gezählt. Die roten und gelben Beeren sind weitgehend verschorft und unansehnlich, die Rose hat im März (!) mit dem Sternrußtau begonnen und steht seit Ende Juni kahl da. Der Gärtner ist schon informiert, aber viel Freude hat er nicht mit dem Auftrag. Die zwei Feuerdorne sind immerhin an die vier Meter hoch.

links: Harmonie im Großen Staudenbeet
oben: Hier lässt sich’s gut vom nächsten Urlaub träumen.

Ohne ein paar Wermutstropfen geht’s halt nicht in einem Garten. Solange die Freude überwiegt und das tut sie bei mir, sind Rückschläge leicht zu verkraften. Auch wenn mich das Gemüse noch so ärgert, kann ich mir immer noch sagen „Egal, ich leb ja nicht davon!“ und woanders hinschauen. Jetzt fahr ich erst einmal in meine Lieblingsgärtnerei, fülle meine Lücken, dann habe ich den ganzen Winter Zeit, das Eck vom Feuerdorn neu zu planen. Vielleicht eine Teichschale? Eine Clematiswand? Ein Holunder? Ach, ist das schön, einen Garten zu haben.

Eure Flora

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