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Ich und 1000 Samen

Ich kann’s einfach nicht.

So sehr ich es immer wieder versuche, so sehr ich alle Anweisungen auf dem Samenpackerl befolge, so liebevoll ich den Boden vorbereite und die Stellen täglich feucht halte – ich kann’s einfach nicht.

Wiesensalbei, Königskerzen, Feldrittersporn, Zinnien, Schmuckkörbchen, Sommerastern, Dille, Fisolen, Karotten, Radieschen – was hab ich in den letzten Jahren nicht alles ausgesät! Nichts davon hat zum Erfolg geführt. Von etwa 90 Samen Wiesensalbei ist EINER aufgegangen, allerdings beschränkt sich das Pflänzchen auf ein paar Blatterln am Boden ohne jede Chance auf Blüte. 250 (!) Samen Königskerze – nicht EIN Keimling. Die Fisolen schauten kurz vorbei, dann haben sie die Schnecken gekillt. Die Dille zeigt ein paar dünne Fädchen, von den Sommerastern keine Spur, Radieschen – ha! Wenigstens der getupfte Mohn aus England, den ich im Herbst gestreut habe, zeigt ein paar schüchterne Blüten, die Frühjahrssaat lässt auf sich warten. Die feinen Klatschmohnsamen, die ich über der Blumenwiese ausgeschüttelt habe, hat anscheinend der Wind vertragen, sie haben nun das Gemüsebeet im Würgegriff. Der Kalifornische Mohn aus England in dem ganz besonderen Orange ist zwar aufgegangen, kommt bis jetzt aber über 1 1/2 Zentimeter nicht hinaus und ist weitgehend von den Schnecken abgefressen worden. Der dunkelrote Goldlack (auch aus England) keimte im Herbst kaum, wenigstens bei den Samen vom Frühjahr tut sich ein bisschen was. Die vielen, vielen Margeriten – na ja, sei nicht unbescheiden, immerhin streben an drei Stellen Blütenköpfchen der Sonne entgegen.

Wenigstens ein paar Blüten!

Wesentlich erfolgreicher sind die Samen, die ich NICHT ausgestreut habe, für deren Fortkommen ich gar nichts tue und die ich in den meisten Fällen gar nicht will. Die Jungfer im Grünen, vor vielen Jahren in den Anfängen des Bauerngartens ausgesät und damals nur mit ein paar mickrigen Sprösslingen vertreten, würde problemlos den ganzen Garten übernehmen, wenn ich sie nicht großflächig jäten würde. Die Nachtviole, EINMAL gepflanzt, taucht an den unmöglichsten Stellen auf. Sonnenblumen, dort wo ich sie hinsetze? Auf gar keinen Fall, Schnecken, Wind, Dauerdurst bringen sie schnell zu Fall. Mitten im Storchschnabel hingegen, ungeschützt, ungegossen, wachsen die prächtigsten Exemplare und hungern meine anderen Pflanzen aus. Die Liste ist endlos und frustrierend.

Heute haben wir die Reste vom Asia-Salat in den Salat geschnippelt. Die Reste, die uns irgendwelche Viecher gelassen haben, die in die ohnedies schütteren Blätter Löcher gefressen haben (ausnahmsweise keine Schnecken, eher Fliegen, Wanzen oder ähnliches). Wir freuten uns auf den frischen, leicht scharfen Geschmack, kosteten gespannt und saßen mit langen Gesichtern da: Das Grünzeug schmeckte nach – gar nichts. Nichtsdestotrotz habe ich nach dem Abendessen Weinraute ausgesät, an zwei sonnigen Stellen, 3 bis 5 mm tief, und zur Sicherheit noch im Topf zum Vorziehen. Ich werde die Stellen ganztägig feucht halten, die Schnecken im Auge behalten… Nächste Woche säe ich blauen Hokkaido-Kürbis aus.

Auch wenn ich mir immer schwöre, nie wieder Samen zu kaufen, nie wieder auf die bunten Packungen hereinzufallen, mich nie wieder von der Beschreibung „Anzucht einfach“ verführen zu lassen, ich werde ja doch nicht aufgeben. Mein gärtnerisches Ego hält es einfach nicht aus, dass ich zu blöd dafür bin, Samen zu streuen. Sogar für Kinder werden in jeder Gartenzeitschrift Radieschen oder Kapuzinerkresse empfohlen, weil da so schnell Erfolge zu sehen sind. Erfolge! Na ja, mir bleibt immer noch der Mangold, der mich nie im Stich lässt und bereits wieder wie wild treibt. Im Laufe des nächsten Winters werden wir die eingefrorenen Portionen vom Vorjahr bewältigt haben, zu dumm, dass außer Christian und mir keiner Mangold mag, wir könnten eine Großfamilie ernähren. Drei, vier Samen in die Erde und fünf Mahlzeiten sind gesichert. Und mein Ego platzt vor Stolz.

Eure Flora

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