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Hat sich's gelohnt?

Diese Frage stellte mir mein Mann vor ein paar Tagen. Gemeint hat er die Gärtnereientour vom vergangenen Jahr. Immerhin musste er sich mein Gejammere anhören, dass nicht alle Pflanzen durchgekommen sind. Die paar, die nicht überlebt haben, wiegen halt schwerer als die übrigen, die prächtig gedeihen, aber ist das fair? Ich begann, gründlich nachzudenken.

Als erstes las ich mir noch einmal alle Beiträge über die Gärtnereien (siehe „Gärtnereientour„) durch und sah mir die Videos an. Mit einem Jahr Abstand hat sich die Sichtweise doch verändert, Negatives wie Schlechtwetter, mühsame Anfahrtswege oder Parkplatzsuche hat keine Bedeutung mehr, Positives ruft wehmütige Erinnerungen wach. Die nette Gärtnerin in Syringa, das tolle Café bei der Gräfin von Zeppelin, das interessante Geplauder mit Frank Fischer und die Gärtnerin beim Gaißmayer, die so herzlich lachte über mein „IKEA-System“, das waren die tollen Begegnungen auf der Reise. Die liebevollen Schaugärten, sympathische Lässigkeit in Franks Salvia und Syringa, exakte Gartengestaltung bei der Gräfin und Gaißmayer, überbordende Kreativität hier und da. Eine Idee aus Franks Salvia hat mich so sehr beeindruckt, dass ich sie demnächst nachpflanzen werde: Ein Meer von Federgras mit ein paar Einsprengseln von Bartfaden und Salvien, so soll mein Präriebeet ausschauen. Dabei habe ich monatelang nachgedacht, unzählige passende Pflanzen aus unzähligen Katalogen herausgesucht, alles über Präriebeete gelesen, was das Internet hergibt – bis mir vor kurzem klar wurde, dass ich nur diesem einen Traum nachjage, diesem Meer aus wogender Stipa tenuissima mit ein paar Einsprengseln aus Bartfaden und Salvien…

Jetzt zu den erstandenen Pflanzen: War es das wirklich wert, kreuz und quer durch Süddeutschland zu fahren? Hätte ich das alles nicht auch in Tulln oder sonst irgendwo in Österreich bekommen? Jaaa, vielleicht schon, aber… Freilich gibt es Karthäusernelken auch ums Eck, aber wenn sie vom Gaißmayer sind und das auch noch vor Ort in Illertissen, sind sie etwas Besonderes und daran denke ich jedes Mal, wenn ich sie anschaue. Sie haben heuer schon vier Knospen und ich freu mich wie ein Schneekönig. Die anatolische Nelke aus Syringa hat unzählige Knospen und ich freu mich wie ein Schneekönig. Die Mini-Rambler-Rose von der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin macht Ramblertriebe und hat viele Knospen angesetzt und ich freu mich wie…

Ja, ein paar Pflanzen haben nicht überlebt. Der niedliche Island-Mohn vom Gaißmayer hat sich ziemlich bald vertschüsst, der wuschelige Sonnenhut „Marmalade“ krepierte bald danach. Der Österreichische Salbei war wahrscheinlich meine Schuld, Frank Fischer hatte mir ja gesagt, ich soll ihn in den Halbschatten pflanzen. Die zwei Strauchsalbei haben mich echt geschmerzt, trotz dickem Laubmantel war ihnen der Winter zu kalt (oder unter der Laubschicht zu nass?). Für die zwei Glockenblumen kann der Gaißmayer nix, das war der Fuchs, der sie ausgegraben und zerstört hat. Also – 7 von 34 (die zwei Einjährigen reche ich nicht dazu, die habe ich erneut ausgesät, weil sooo schön) – ungefähr 20% Ausfall, kann mir das wirklich im Nachhinein die Reise vermiesen? Nein, absolut nicht.

Eine liebe Gartenfreundin ist vorgestern zu einer Gartentour nach England (Cornwall) aufgebrochen. Ich habe ihren genauen Reiseplan, verfolge ängstlich den Wetterbericht (heute sonnig, hurra!) und beneide sie unendlich. Mein Mann weiß, dass ihm diese Reise eines Tages auch noch bevorsteht, aber mit ein paar Pubs krieg ich ihn schon rum, hab ich mit ein paar Brauereien in Süddeutschland auch geschafft. Ich bin schon sehr gespannt auf  ihren Bericht, ihre Fotos und ihre Mitbringsel. Ja, Garten- oder Gärtnereienreisen zahlen sich aus, lohnen den Aufwand auf jeden Fall, verbinden die schönsten Hobbys, die man haben kann, nämlich Reisen und Garten.

Eure Flora

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