Die Gärtnereientour 2022

Das war ja echt verrückt: Wie viele Leute fahren wohl bis an die französische Grenze, um sich Gärtnereien anzusehen und ein paar Pflanzen einzukaufen? Als Rahmenprogramm haben wir uns viel angeschaut: Ulm, Tübingen, Freiburg, Breisach am Rhein, Neuf-Brisach (F), Staufen im Breisgau, Endingen am Kaiserstuhl, Rheinfall und Stein am Rhein (CH), Konstanz und Bad Tölz. Überall hat es uns gefallen und wir haben einen Haufen lokale Bier- und Weinsorten durchgekostet, vom Schlemmeressen ganz zu schweigen. Wusstet ihr, dass man im Badischen zum Spargel ein Schnitzel isst und den Wurstsalat mit Bratkartoffeln? Gewöhnungsbedürftig, aber nicht zu verachten.

Zurück zu den Gärtnereien. Auf dem Programm standen die Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin in Sulzburg, Franks Salvias in Umkirch, die Gärtnerei Ewald Hügin in Freiburg, die Kräutergärtnerei Syringa in Hilzingen und die Staudengärtnerei Gaißmayer in Illertissen.

Jede dieser Gärtnereien hat ihren eigenen Reiz. Bei der „Gräfin“ und beim Gaißmayer überwiegt der Pflanzenverkauf mit entsprechend viel Kundschaft, in den Spezialgärtnereien Franks Salvia und Syringa steht der Schaugarten im Vordergrund und es ist ruhiger. Das Sortiment ist je nach Ausrichtung der Gärtnerei unterschiedlich, es gibt überall viel zum Entdecken. Besonders erwähnenswert ist die freundliche und kompetente Beratung in allen vier Gärtnereien. Selbst bei mehr Andrang ist sofort ein/e Ansprechpartner/in verfügbar und nimmt sich Zeit für ein ausführliches Gespräch.

Und Ewald Hügin? Ja, das war eine traurige Sache. Da die Gärtnerei am 2. Juli wegen Kündigung des Pachtvertrages schließen musste, herrschte dort so eine trostlose Endzeitstimmung, dass wir nach zehn Minuten geflüchtet sind. Der kleine, liebevolle Schaugarten – wird er einfach einem Bagger zum Opfer fallen?

Gärtnerei Ewald Hügin

Ständige Sorge machten mir die bereits gekauften Pflanzen, immerhin hätten sie nicht die ganze Zeit im heißen Auto durchgehalten. Also buchten wir auf der Reise vornehmlich Zimmer mit Balkon, auf dem sie zumindest die Nächte in frischer Luft verbringen konnten. Unterwegs suchten wir Parkplätze im Schatten oder gleich in einer Tiefgarage. Und ich habe ihnen die ganze Zeit gut zugeredet. Eine Pflanze hat es nicht überlebt, ein einjähriger Islandmohn, der fast sofort schlapp gemacht hat. Ich fürchte, ich habe ihn beim täglichen Gießen zweimal übersehen, weil er so klein war.

Die weite Reise hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Nicht nur, weil in meinem Garten jetzt 33 neue Pflanzen stehen, sondern auch und vor allem wegen der vielen netten Begegnungen in Süddeutschland, an die ich gerne zurückdenke. Ständig bin ich ins Plaudern gekommen, bei der Rezeption, im Restaurant, in den Gärtnereien, ja sogar auf der Straße. Dazu kommen die schönen Eindrücke aus den Orten und von der Landschaft und nicht zuletzt in den Gärtnereien. Vor allem die Bilder aus Franks Salvias und Syringa schwirren mir im Kopf herum, diese Atmosphäre möchte ich auch in meinem Garten schaffen. Dieser heitere Gesamteindruck, diese Lockerheit und Natürlichkeit, wo jede Pflanze ganz selbstverständlich ihren Platz und Raum hat und für sich gesehen und mit den anderen zusammen schön ist, das ist große Gartenkunst. Ich kann nicht die ganze Welt verschönern, aber 354 m², das schaffe ich.