• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Nistkästen

Dass ich eine Vogelfreundin bin, ist spätestens seit dem Beitrag „Meine gefiederten Freunde“ bekannt. Als ich den Garten übernahm, hing im Marillenbaum ein uralter Nistkasten für die Kohlmeisen. Jedes Jahr nistete ein Pärchen darin und wir hatten viel Spaß dabei, den Jungvögeln beim Flattern zuzuschauen – sei es, dass sie um Futter bettelten oder selber erste Flugversuche starten wollten. Im zeitigen Frühjahr räumte ich den Kasten aus und schon bald zogen neue Mieter (oder dieselben vom Vorjahr?) ein. Wie gesagt, der Nistkasten war uralt und eines Tages zerbröselte er mir in den Händen. „Wir müssen einen neuen kaufen“, beschlossen wir sofort, aber irgendwie war immer etwas Anderes wichtiger, dann war es für dieses Jahr schon zu spät, im nächsten Jahr verpassten wir auch den rechten Zeitpunkt, schließlich waren wir mit dem Großziehen unserer eigenen Kinder beschäftigt, kurzum, die Sache geriet in Vergessenheit.

Vor einigen Jahren wünschte ich mir zum Muttertag (traditionell kriege ich immer etwas für den Garten, dann brauchen meine Lieben nicht lange nachzudenken) statt einem dritten Insektenhotel einen neuen Nistkasten. Ich bekam ihn auch, aber da war das Problem mit dem Aufhängen, das ich nicht bedacht hatte. Einen Nagel in meinen alten Herrn zu schlagen, kam gar nicht in Frage, war er doch gerade damit beschäftigt, sich von seinem ersten Gärtnerschnitt zu erholen. So blieb die kleine Luxusvilla erst einmal im Garten stehen. Macht nichts, dachte ich mir, im ersten Jahr riecht das Häuschen eh noch viel zu neu, da kommt sowieso kein Vogel. Das nächste Frühjahr war auch wieder bald um, im Sommer braucht man es nicht, aber im Herbst gab ich mir einen Ruck. Mit der Hilfe meines Sohnes wickelte ich den Nistkasten mit Draht auf den Marillenbaum. Er hing zwar windschief, weil wir es nicht schafften, ihn anders wackelfrei zu befestigen, aber so heikel werden die Meisen doch nicht sein…

Gut gelüftet, fest verankert, vorschriftsmäßig nach Osten ausgerichtet, in der richtigen Höhe, katzensicher – ja was wollen diese kapriziösen Geschöpfe denn noch?! Nicht einmal besichtigt haben sie meinen schönen Nistkasten, nicht in diesem Jahr und auch nicht im nächsten. Heuer im Sommer habe ich endlich eine Kohlmeise gesichtet, die einen Blick durch das Loch geworfen hat, ist aber gleich wieder weggeflogen. War auch keine Zeit für den Nestbau mehr. Da die Saison für Nistkästen schon vorbei war, waren im Gartencenter Nistkästen im Sonderangebot und zwar so spottbillig, dass ich noch einen erstand. Diesmal mache ich aber alles richtig! 

Ich besorgte mir in der Bücherei ein Sachbuch über Nisthilfen und – erschrak fürchterlich. Meine Nistkästen hatten eine Lochgröße von exakt drei Zentimetern. Da passen nur Blaumeisen durch (die es bei uns nicht gibt), die etwas fülligeren Kohlmeisen brauchen mindestens zwei bis drei Millimeter mehr. Kein Wunder, dass die Wohnung leer blieb, wenn keiner durch die Haustür kommt! Ich nahm den Kasten vom Baum, raspelte in beiden Kästen die Löcher auf 3,3 cm und hängte sie wieder auf, einen im Marillenbaum (der Einfachheit halber in eine Astgabel, schaut halt nach Süden, jedoch schattig und absolut gerade) und den zweiten in die Blutpflaume Richtung Osten. Jetzt gibt es aber keine Beschwerden bei der Mietervereinigung mehr! Wehe, ich höre im Frühjahr wieder kein Kindergeschrei, dann könnt ihr mich gern haben mit euren Wohnungsproblemen. Jawoll!

Eure Flora

Schreibe einen Kommentar