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Wildtulpen

Bisher habe ich um frühblühende Zwiebelpflanzen immer einen großen Bogen gemacht. Schließlich blühen sie im März, wenn ich noch nicht im Garten wohne und sie folglich kaum sehe. Bei Versuchen mit Schneeglöckchen und Krokussen bin ich jämmerlich gescheitert (siehe „Das Schneeglöckchen„). Meine Tulpen sind die spätesten Blüher, die ich auftreiben konnte.

Doch im Laufe der Gärtnerjahre haben sich meine Ansprüche verändert. Es geht nicht mehr nur darum, ob ICH mit meinem Garten glücklich bin, sondern vermehrt um die Tierwelt, die ich anlocken und schützen will. Steinhaufen sind dazugekommen, Totholzstapel, ein Igelhaus mit Strauchschnittfüllung, Miniteiche, Insektenhotels… Also kam ich irgendwann um das Thema Hummelköniginnen nicht mehr herum. Nicht, dass ich schon einmal eine hungrige Hummelkönigin im März beobachtet hätte, aber schon der Gedanke, dass sich eine in meinen Garten verirren könnte und sie dann keinen gedeckten Tisch vorfände, ist unerträglich. Aus diesem Grund habe ich schon mit Freuden die versoffene Schneeforsythie (siehe „Säufer„) eingepflanzt und werde sie trotz ihrer Unansehnlichkeit nach der frühen Blüte im Garten belassen (Allerdings streue ich nächstes Jahr irgendwelche Einjährigen drumherum, um die kahlen Äste zu verstecken.) Doch was kann EINE kleine Schneeforsythie schon ausrichten, ich brauche mehr, was zeitig blüht. Ich habe um diese Jahreszeit auch noch Gänseblümchen, Veilchen und Elfenblumen im Angebot, aber Wildtulpen sind so hübsch und sie verwildern und machen Teppiche und sie… Ich brauche Wildtulpen.

Meinen ersten zaghaften Versuch, Wildtulpen zu erstehen, startete ich schon vor zwei Jahren auf einer Gartenveranstaltung. Ein großer Stand mit Zwiebelpflanzen war da, 40 oder 50 Stück Wildtulpen, namenlos und bunt gemischt, zu einem Dumping-Preis und ich hatte sie schon in der Hand. „Blühen die früh oder spät?“, fragte ich die junge Verkäuferin. Die Antwort kam prompt: „Die blühen im Frühjahr!“ „Ja, das weiß ich schon, aber früh oder spät?“ Aus ihrem verständnislosen Schulterzucken schloss ich, dass ich die billigen Zwiebeln doch nicht haben wollte und legte die Packung zurück. Ohnehin war Frühsommer und die Zwiebeln hätten bis zum Herbst bei mir herumgelegen. Als mir die Wildtulpen wieder einfielen, war Dezember und ich verschob die Wildtulpenpflanzung um ein Jahr.

Auch letztes Jahr verpasste ich den richtigen Zeitpunkt. Mein Ärger führte dazu, dass ich mir für den nächsten Herbst eine Erinnerung im Handy erstellte, und pünktlich am 15. September ploppte sie auf. Vor zwei Tagen war ich einkaufen, erstand drei verschiedene Farben mit den klingenden Namen „Polychroma“, „Little Beauty“ und „Little Princess“ und überlegte einen Tag lang, wohin damit. Meine Wahl fiel auf das Schattenbeet, das im Frühjahr noch über Sonne verfügt, wo die Farne und die Blätter der Elfenblumen die einziehenden Zwiebelpflanzen überdecken und wo ich auch im Sommer nicht viel gieße, sodass die Zwiebeln nicht verfaulen. Ich hatte auch noch rote Wintersteckzwiebel und Pflanzknoblauch für den Bauerngarten mitgenommen (irgendwas MUSS ich doch finden, was die Schnecken nicht fressen) und ich begann damit, das Gemüse einzubuddeln. Bei der herrschenden Trockenheit eine schwierige Angelegenheit, denn selbst die kompostgesättigte Erde im Gemüsebeet bestand aus steinharten Klumpen, die ich mühsam zerklopfen musste. Die Erde war so hart und trocken, dass ich das Beet danach mit dem Gartenschlauch befeuchtete, auch wenn das eigentlich weder bei Zwiebeln noch bei Knoblauch nach der Pflanzung nötig ist. Das Schattenbeet goß ich im vorhinein, um mir beim Pflanzen leichter zu tun.

Als erstes nahm ich die weißen Tulpen und studierte die Anweisungen auf der Packung. Wie bitte?! Pflanztiefe 8 cm?! Ich holte die Grabegabel und legte einen Fleck frei. Also, ich legte Wurzeln frei. Die Blutpflaume hat jetzt ein paar Wurzeln weniger. Rote Wildtulpen mit blauem Auge passen sicherlich gut dazu. Gott sei Dank sind die Zwiebelchen kleiner, da brauche ich sicher nicht so tief… Pflanztiefe 10 bis 15 cm???!!! Warum habe ich nicht im Geschäft auf die Anleitung geschaut, grummelte ich vor mich hin und wühlte zwischen weiteren Blutpflaumenwurzeln. Die dritten wollten zwar nur 7 bis 10 cm Tiefe, dafür mehr Abstand voneinander, was wiederum einen größeren Fleck zum Umgraben bedeutete. Ich brauchte den ganzen Nachmittag, bis 26 Wildtulpenzwiebeln unter der Erde waren.

So, meine Lieben. Im Frühjahr komme ich nachschauen und abzählen. Wehe, es sind nicht 26. Und wehe, ihr tut nicht das, was auf der Packung steht, nämlich verwildern. Und wenn eine Hummelkönigin vorbeikommt, richtet ihr bitte schöne Grüße von mir aus.

Eure Flora

Und jetzt schön verwildern!

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