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Mikroplastik

In meiner Lieblingsgartenzeitschrift war in der letzten Ausgabe ein Beitrag über Mikroplastik im Gemüsebeet. Mit ein paar erschreckenden Erkenntnissen. Forscher haben festgestellt, dass die Böden bei weitem mehr mit Mikroplastik verunreinigt sind als die Meere. Von den Ozeanen kennt man das Problem schon länger, die mediale Aufmerksamkeit richtet sich seit einiger Zeit auf Plastik im Meer. Böden, wo die Verschmutzung nicht so ins Auge fällt, werden vergleichsweise erst seit kurzem untersucht. Immerhin hat man in den letzten Jahren festgestellt, dass sich in der EU pro Kilogramm Boden rund 3000 Mikroplastikartikel finden.

Nun, gegen die großen Verursacherquellen wie Folien und Klärschlamm in der Landwirtschaft oder Reifenabrieb kann ich als Einzelperson kaum etwas ausrichten, aber wie kann ich auf meinen 352 m² dieser Entwicklung entgegenwirken?

Die Biologen empfehlen, auf den Einsatz von Plastik im Garten komplett zu verzichten. Jedes Plastik wird unter Sonneneinstrahlung und sonstigen Witterungseinflüssen brüchig und zerbröselt im Laufe der Zeit zu Mikropartikeln. Mein Gewissen meldete sich sofort zu Wort. Im Geiste bin ich meinen Garten durchgegangen: Wo habe ich denn Plastik in Verwendung? Gießkanne, Blumentöpfe, Pflanzenschilder, Erdsäcke… das wär’s dann eigentlich, mehr fällt mir nicht ein. Also, wo kann ich ansetzen?

Die Empfehlung, eine Gießkanne aus Plastik nach Gebrauch in den Schuppen zu räumen, um sie vor der Sonne zu schützen und ihre Lebensdauer zu verlängern – nein, bei aller Liebe, das werde ich nicht machen. Meine Gießkanne steht stets griffbereit neben der Regentonne (Hoppla, die ist ja auch aus Plastik! Gibt es überhaupt andere?), ohnehin im Schatten unter dem Marillenbaum. Das Einzige, worauf ich achten werde, ist, sie sofort zu ersetzen, wenn sie zu brechen beginnt, und nicht wie die Vorgängerin bis zum letzten Atemzug zu behalten. Ganz darauf zu verzichten, kann ich mich nicht entschließen. Ich habe zwar noch eine zweite Gießkanne aus verzinktem Metall, für die großen Töpfe nehme ich aber doch bei weitem lieber die Plastikkanne, weil größer und leichter.

So schön meine großen Keramiktöpfe auch sind, sie haben einen Riesennachteil: das Gewicht. Sind sie schon leer kaum zum „Derzahn“ (hochdeutsch: zu schleppen), kann ich sie bepflanzt teilweise nur noch rollen oder mein Mann und ich verreißen uns gemeinsam das Kreuz. Erst heuer hat mir eine Nachbarin erzählt, dass ihr ihr Sohn jede weitere Hilfe im Garten verweigert hat, wenn sie sich nicht von ihren geliebten italienischen Keramiktöpfen trennt. Seither stehen die herrlichen blauen Geschirre aufgestapelt neben ihrem Haus und ihre Kübelpflanzen wachsen in weniger prächtigen Plastikkübeln. Auch ich werde meine Keramik nicht weiter aufrüsten und bei Bedarf größere Kunststofftöpfe anschaffen.  Schon wieder keine Alternative!

Ganz abgesehen von den Stapeln an Pflanztöpfen, die bei jedem Pflanzenkauf übrigbleiben. Ich sammle sie „falls ich einmal welche brauche“, aber wofür soll ich sie schon brauchen? So landen sie letztendlich doch im Plastikmüll. Ich werde im Frühjahr in der Gärtnerei fragen, ob sie welche zurückhaben wollen. Meine bisherige Praxis, die Pflanzenschilder zu neu gesetzten Pflanzen dazuzustecken, werde ich in Zukunft streichen. Bisher habe ich gedankenlos zur Kenntnis genommen, dass die Schilder eines Tages verwittert auseinanderfallen, es hat mich aber nicht weiter gestört, da ich bis dahin eh schon genauestens über die Pflanze Bescheid wusste. Ab sofort werde ich mir bei Neuankömmlingen einen kleinen Beetplan zeichnen, wo ihr Standort verzeichnet ist, und die Schildchen extra aufbewahren.

Bleiben noch die Erdsäcke. Erde, auch die umweltfreundliche torffreie Bio-was weiß ich-Erde, wird nun einmal in Plastiksäcken verkauft, und ich bin auch gar nicht böse darüber. Denn für meinen gesiebten Kompost oder Biomüll brauche ich die Säcke. Wenn sie löchrig werden, entsorge ich sie ganz brav im Plastikmüll, bis dahin sind ohnehin genug neue dazugekommen. Voriges Jahr habe ich welche unter den Holzfliesen neben dem Brunnen aufgebreitet (vorher hatte ich Unkrautfolie, die jedoch nach Jahren schon sehr zerfetzt war, und neue wollte ich nicht kaufen), weil da die Wiese gar zu sehr durchgedrängt hat. Gut, die kommen heuer weg, und ich werde (peinlich, werden meine Kinder sagen) die Kartonagencontainer nach großen Pappstücken durchwühlen. Aber die sollen ja auch unbedruckt sein, sonst umweltschädlich… Man hat’s nicht leicht.

Wunderschön, aber kaum zu heben.

Die Idee, im Garten komplett plastikfrei zu leben, ist ziemlich unrealistisch. Besonderen Pflanzen nachzulaufen ist schon manchmal mühselig, dann auch noch einen Anbieter zu finden, der das ersehnte Objekt wurzelnackt oder in plastikfreien Hanftöpfchen verkauft, grenzt an Utopie. Zu meinen Plastiksäcken fällt mir auch keine praktikable Alternative ein. Ich habe zwar einen großen dauerhaften Gartensack mit Henkeln für Strauchschnitt, aber das Gewebe ist – mit Kunststoff beschichtet. Es bleiben nur winzig kleine Schritte wie das Entfernen der Pflanzenschildchen. Hilft zwar nicht viel, aber schon das Bewusstsein für ein Problem ist ein Anfang, meint

Eure Flora

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