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Schnipp, schnapp

„Warum schneidest du alles so klein?“, fragte mich der Freund meiner Tochter letzten Sommer, als er sah, wie ich verblühte Stängel in 5 cm-Stücke verwandelte. Ich erklärte ihm, dass das Schnittgut auf den Kompost wandert und dass es besser und schneller verrottet, wenn es sich um kleine Stückchen handelt. In diesem Moment, fürchte ich, beschloss der junge Mann, dass er, egal was das Leben noch für ihn bereithält, niemals einen Komposthaufen besitzen wird.

Ich mag die Schnippelei. Erstens taugt mir alles, was mit der Kompostproduktion zu tun hat (siehe „Kompost„) und zweitens ist es eine gemütliche, höchst meditative Angelegenheit, Behälter um Behälter mit dem wertvollen Rohstoff zu füllen. Viel anstrengender finde ich es, einen schweren Sack durch die ganze Anlage zur Biotonne zu schleppen. Ganz erspart bleibt es mir allerdings nicht, denn alles Stachelige oder zuviel Verholztes muss ich ja doch extra entsorgen. Aber zurück um Schnippeln: Meistens schneide ich sofort alles klein, wenn ich es schon in der Hand habe. Das verlangsamt zwar die Arbeit im Beet, aber dafür ist immer gleich alles weg. Wenn sehr viel auf einmal anfällt (z.B. wenn ich im Frühjahr das Chinaschilf oder die Fackellilien abschneide), komme ich auch schon einmal auf die Idee, zuerst alles abzuschneiden und erst anschließend zu zerkleinern. Eine Idee, die ich regelmäßig bereue, denn anscheinend wird der Haufen nie weniger. Manchmal schnappt sich dann Christian eine Schere und hilft mir, aber so ein Mitleidsanfall ist selten.

Bei soviel Aufwand wäre natürlich ein Häcksler von Vorteil. Gleich nachdem ich mit dem Kompostieren begonnen hatte, liebäugelte ich mit so einem praktischen Gerät. Ein Bekannter warnte mich vor einer unnötigen Ausgabe und schlug vor, mir den wenig benutzten Häcksler seines Vaters probeweise zu borgen. Schon nach wenigen Minuten wusste ich, warum die Maschine wenig in Gebrauch war. Sie verbreitete einen Höllenlärm, der gut und gern in der halben Anlage zu hören war, und stolperte über jedes dritte Ästchen. Ständig musste ich ihr Zweige entreißen, in denen sich die Messer verfangen hatten (dabei passte ich ohnehin sehr auf, keine dicken Stücke reinzustecken). Zeitsparend war das nicht und das Ergebnis war ebenfalls nicht befriedigend. Statt kleiner Stückchen produzierte der Häcksler langfaserige zerquetschte Fetzen, die ich erst recht händisch nachschneiden musste. Enttäuscht gab ich das Gerät zurück und fand mich damit ab, ein lebender Häcksler zu sein. Jahre später erzählte mir eine Kollegin, dass es bei ihr in der Gemeinde einen großen, leistungsfähigen Gemeinschaftshäcksler gäbe, wo man zu bestimmten Zeiten mit seinem Schnittgut auftauchen konnte. Das geht dann ruckzuck. Kurz überlegte ich, so eine Anschaffung bei der nächsten Vereinssitzung vorzuschlagen, aber wenn ich die Komposthaufen in allen Parzellen abzähle, setze ich mich damit nur in die Nesseln. Eher geht ein Betonmischer durch (siehe „Schotter„).

Nun, meine Erfahrungen liegen viele Jahre zurück, vielleicht gäbe es mittlerweile stärkere Geräte auch für kleine Gärten. Leiser sind sie jedoch keinesfalls geworden, denn zwei Gärten weiter wurde so eine Maschine angeschafft und dröhnt (Gott sei Dank nicht allzu oft) vor sich hin. Bis sie steckenbleibt…

Also bleibe ich bei meiner Schnippelei. Seit einigen Jahren investiere ich dafür in hochwertige Scheren und schleife sie auch jeden Sommer nach. Früher hatte ich mich mit den geerbten Scheren von meinen Eltern herumgeschlagen und dachte, die sind ja noch gut. Bis ich einmal auf einer Gartenmesse eine richtig gute Schere in der Hand hatte. Seither spare ich nicht mehr am falschen Fleck, meine Hände danken es mir (siehe auch „Das liebe Werkzeug„). Trotzdem, bei aller Leichtigkeit komme ich zu Beginn der Saison um ein paar Blasen nicht herum, bis sich meine Finger an die nach dem Winter fremde Arbeit wieder gewöhnt haben. Mein Daumen hat heuer schlimm ausgesehen, heilt jedoch schon wieder ab. Dafür ist der Komposthaufen schon zur Hälfte gefüllt!

Eure stolze Flora

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