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Das Gartenfest

„Ich will ein Gartenfest machen.“
„Spinnst du? Wir haben November!!!“
„Ja eh, im Dezember. Punsch, Würsteln, Kekse. Am Christkindlmarkt stehen die Leute ja auch.“
„Wir haben kein Wasser, wir haben kein Klo.“
„Na und? Dann sperren wir halt für einen Tag auf.“

Am Ende ließ sich mein Mann für die Idee begeistern und fing an, Punschrezepte auszuprobieren. Also schrieb ich eine launige Einladung an alle, die uns einfielen.

Ein paar fragten nach einer Indoor-Party und waren entsetzt, als wir ihnen warme Kleidung empfahlen. Gekommen sind sie trotzdem alle. Es wurde ein legendäres Fest. Unsere Freunde fragen bis heute nach einer Wiederholung.

Jeder meint, ein Fest im Garten
muss bis zum nächsten Sommer warten.
Doch im Juli, liebe Leut,
ein Fest die Nachbarn gar nicht freut.
Weil Fröhlichkeit um Mitternacht
im Kleingarten nur Ärger macht,
suchen wir uns eine Zeit,
wo keiner grantig „Ruhe“ schreit.

Am 17. Dezember öffnen wir
Schnapsvorrat und Gartentür.
Nächtens wird’s ein bisserl kalt,
prosten wir zu Mittag halt.
Drum laden wir Euch herzlich ein,
ab 12 Uhr gestellt zu sein.
Kommen kann jeder, wann er mag,
wir erwarten Euch den ganzen Tag
mit Glühwein, Punsch und Würstelessen,
Bier und Schmalzbrot nicht zu vergessen.
Wer’s bis 17 Uhr nicht schafft,
hat die große Chance verpasst.

Wir wüssten gern im vorhinein,
wie viele Frankfurter sollen’s denn sein.
Drum sagt uns bitte bald Bescheid,
ob Ihr kommt und wie viele Ihr seid.
Wer sich bis 10.12. gar nicht rührt,
den streichen wir ganz ungeniert.

Allerdings war es logistisch wirklich eine Herausforderung. Wir borgten uns bei einer Eventfirma einen Würstelkocher und zwei Glühweinkocher aus (einen hatten wir selber), aber unser FI-Schalter belehrte uns bald eines Besseren. Sobald wir das vierte Gerät ansteckten, ging gar nichts mehr. Also blieb uns nur ein Punschkocher und ein Glühweinkocher, der alkoholfreie Früchtetee blieb auf der Strecke (gab es trotzdem für hartnäckige Antis, mussten wir aber auf dem Herd einzeln zubereiten). Im Haus wollten wir kein Wasser einleiten, also gab es Wasser nur beim Gartentor und jeder hatte Auftrag, mit der Gießkanne nachzufüllen, was er auf dem Klo verbraucht hatte. Am Ende des Tages stellten wir fest, dass nur die Frauen diese Bitte ernst genommen hatten.

Eine Freundin hatte drei Stehtische von ihrer Zeit als Eventmanagerin, die stellten wir zusätzlich zu Tapezierertischen auf der Terrasse in der Wiese auf (die Wiese war im Folgejahr komplett ruiniert), den Schmuck bastelte ich mit meinen Kindern aus Stöcken, Eibenzweigen, Blättern und Teelichtern und kaufte Lichterketten für die Bäume. Wir hatten schon ab 12.00 Uhr Open House. Manche kamen pünktlich zu Mittag und stopften sich mit Würsteln voll, andere erst zur Jause um 15.00 Uhr zu den Keksen. Manche blieben eine halbe Stunde, um sich dann bibbernd vor Kälte (es war wirklich extrem kalt an diesem Tag) bedauernd zu verabschieden, andere hielten stundenlang durch und hielten sich mit heißen Getränken warm. Als es dunkel wurde, sah mein Garten so romantisch aus wie nie zuvor. Leider dachte niemand daran, ein paar Fotos zu machen.

Gegen 17.00 Uhr beschloss Christians bester Freund: „Wir gehen nicht nach Hause, bis der Punsch ausgetrunken ist.“ Als er nach weiteren vier Häferln Punsch noch immer keinen Boden in dem Gefäß sehen konnte, gab er mit schwerer Stimme klein bei: „Des pack ma heit nimmer.“ Taten wir auch nicht. Ein Freund kletterte in völliger Dunkelheit in den Wasserschacht, drehte uns das Wasser ab und entleerte die Leitungen, so gut es ging. Wir räumten alles ins Haus und fuhren nach Hause, wo wir uns erst einmal in die heiße Badewanne legten.

Ich weiß nicht, wann mir endlich wieder warm wurde. Das Haus klebte von oben bis unten und das noch den ganzen Sommer lang, egal wieviel wir wischten und schrubbten. Der Punsch-Glühweindampf hatte sich überall festgefressen. Natürlich hatten wir im Frühjahr einen Wasserschaden. Aber egal, es war DAS Event.

Es ist nicht leicht, so einen Hit zu wiederholen. Aber nächstes Jahr, wenn ich schon in Pension bin, wenn kein Lockdown ist, wenn… wer weiß?

Eure Flora

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