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Gras mähen

Als ich ein Kind war, trabte jeder hinter seiner „Fit, mach mit“ hinterher. So hießen sie bei uns, die händischen Spindelmäher. Danach wurden die Ränder mit einer Grasschere nachgeschnitten und mit dem Rechen die längeren Halme zu kleinen Häufchen getürmt. Es waren wirklich nur kleine Häufchen, denn man schnitt häufiger, damit man sich nicht so plagen muss. Und die Fitzelchen blieben einfach als Mulch liegen.

Dann kamen die elektrischen Rasenmäher, die ersten (oder die billigeren) noch ohne Auffangkorb, wenn ich mich recht erinnere. Die meisten kauften das kleinste Modell, den „Wölfling“, man war ja schon froh, dass es jetzt leichter ging. Wer einen breiteren Rasenmäher besaß, war in den Augen der Nachbarn ein Angeber. Wofür denn, ist ja eh nicht soviel Wiese da.

Heute ist das anders, obwohl die Wiesen nicht größer geworden sind. Von den rund 350 m² pro Parzelle fallen die Flächen für Haus, Terrasse, Wege, Hecken, Pool, Beete (falls vorhanden) weg, viel mehr als 150 m² Grasfläche bleibt da wohl nicht übrig, allerhöchstens 200 m². Die Rasenmäher aber werden immer riesiger, als ob Fußballstadien zu mähen wären. Es könnte mir ja egal sein, mit welchen Geräten die Anderen fuhrwerken, würde größer nicht gleichzeitig lauter bedeuten. Sind die Leute taub? Bin ich die Einzige, die beim Kauf eines Rasenmähers fragt, wie laut das Ding ist? Jedenfalls bin ich die Einzige, die noch mit einem Wölfling-Nachfolgemodell unterwegs ist. Gott sei Dank sind bei uns in der Anlage keine Benzinmotoren erlaubt, ich bin mir sicher, irgendwer hätte schon einen Aufsitzmäher. Mähroboter sind schon unterwegs.

Die Turbo-Fadenmäher, die einen entsetzlichen Lärm machen, sind wieder rückläufig, seit die gepflasterten oder betonierten Rasenkanten in Mode gekommen sind. Ja, praktisch ist es schon, wenn man mit dem Rasenmäher auf so einer Kante fahren kann, aber es sind halt wieder ein paar Quadratmeter mehr an Bodenversiegelung. Übertreibung? Nein, 10 Meter am Zaun entlang mal 10 Zentimeter Rasenkante ergeben einen Quadratmeter Beton.

Nach getaner Arbeit karren alle in meiner Umgebung den Grasschnitt weg und füllen damit die Biotonnen voll. Ich verteile das Schnittgut unter meinen Sträuchern, ein bisschen auch im Komposthaufen, im Bauerngarten und weg ist es. Gratisdünger für meine Eiben, Mulch für Mangold & Co und die Himbeeren… Ich habe auch schon ausprobiert, die Wege im Bauerngarten mit Grasschnitt zu mulchen (Rindenmulch ist wegen der Gerbsäure nicht ideal). Weil ich dafür ganz schön viel brauchte, fragte ich im Nachbargarten, ob sie mir das Schnittgut überließen. Ja, gern, brauchen wir es nicht zu entsorgen. Leider war ich nicht konsequent genug, denn Grasmulch verschwindet rasend schnell und das Unkraut kam bald wieder durch. Das ist eines meiner Projekte für nächstes Jahr, die Wege ständig gemulcht zu haben.

Und im Hinterkopf habe ich die Idee, mir wieder einen händischen Spindelmäher zuzulegen. Die Grasfläche schmilzt bei meinen Projekten ständig dahin und gleichzeitig wird das Rundherum-Mähen mit dem Kabel immer mühsamer. Nicht gleich, aber wenn der Wölfling-Nachfolger den Geist aufgibt… Wir werden sehen.

Eure Flora

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