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Wenn eine eine Reise tut...

Und meine liebe Gartenfreundin Silva hat viel zu erzählen. Seit Jahren träumte sie von einer Gartenreise nach England, immer wieder kam etwas dazwischen, aber heuer Ende Mai machte sie sich mit einer Freundin auf nach Cornwall. Weil sie eine ebenso strategische Planerin ist wie ich, bin ich jetzt im Besitz einer ausgeklügelten EXCEL-Tabelle, die das gesamte Reiseprogramm inklusive Internetlinks, Zeitangaben und Regenalternativen enthält. Ich muss nur noch den Flug buchen und alles nachfahren.

Allerdings bezweifle ich, dass mein Mann, bei aller Geduld, die er für meine Gartenleidenschaft aufbringt, bereit wäre, mich auf dieser Reise zu begleiten. Sage und schreibe 19 Gärten haben die zwei in 14 Tagen besucht. Natürlich mit Besichtigung der zugehörigen Herrenhäuser (wo möglich) und der Orte und wenn man sich die Größe manch englischer Landschaftsgärten vor Augen hält… Respekt! Ich fürchte, das wäre sogar mir zu viel geworden. Ausgangspunkt waren zwei Quartiere in Yetminster (1. Woche) und Falmouth (2. Woche). Silva hat es zusätzlich noch geschafft, ein höchst vergnügliches Reisetagebuch zu schreiben und so viele tolle Fotos zu machen, dass sie ganze Bildbände füllen könnte. In ein Pub (das wäre das Einzige, womit ich Christian locken könnte) sind die Golden Gardengirls (Eigendefinition) die ganzen zwei Wochen nicht gekommen, aber das lasse ich sie am besten selbst berichten:

Falls sich jemand gefragt hat, warum das Wort „Pub“ noch nicht vorgekommen ist: Wir waren noch in keinem. Im „The Wild Hart“ hier im Ort gibt es von 12 h bis 14 h Mittagessen (Hunde aber jederzeit willkommen), da sind wir noch unterwegs. Wenn wir zurückkommen, sitzen bei dem schönen Wetter immer etliche Menschen im Freien, alle bei einem Bier – was wir beide nicht wirklich gerne trinken. Bei den Gärten ist im Normalfall eine Art Selbstbedienungsrestaurant angeschlossen. Leitungswasser ist dort gratis, kleines Kuchenbuffet und z.B. Gemüsequiche, großer Braterdapfel mit Salatbeilage, Frühlingsrolle, fertige Sandwiches. Nach meist fünf Stunden fast ununterbrochenen Gehens nehmen wir das Angebot gerne an, ohne lange weitere Suche. Fast immer ist der Landsitz am Ortsrand oder weiter, wo selten ein Inn/Pub steht. Der Shop ist natürlich nachher Pflicht, auch wenn wir uns mit Einkaufen zurückhalten (Wer schleppt es? Hat es Platz? Na eben. Überwintert das bei uns? Na ja…vielleicht – u.U. – doch jaa – Samen sind ja sooo leicht).  Und heute haben wir festgestellt, dass unser Inn/Pub bis zu unserer Abreise am Mittwoch sowieso geschlossen hat.

Dauerthema in Silvas Tagebuch ist die mühsame Anreise zu den Gärten. Nein, nicht der Linksverkehr, den scheinen sie schnell im Griff gehabt zu haben, sondern die zahlreichen Kreisverkehre, oft auch unmittelbar hintereinander angeordnet. Das Bild sagt alles. Das Ganze auch noch im verkehrten Uhrzeigersinn herum und außer diesem Schild VOR der kniffligen Denksportaufgabe gibt es IM Kreisverkehr KEINE weiteren Hinweistafeln. Wer nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfügt, muss halt mehrmals kreisen oder erwischt die falsche Ausfahrt. Jedenfalls war sogar TomTom überfordert: Tipp des Tages: Wenn auch TomTom schon die Nerven verliert, steig aus und frag die Einheimischen: Wenn Du so wie wir Glück hast und sie findest, sagen sie Dir zumindest die richtige Richtung. Das Wort Ehrenrunden fällt des öfteren in Silvas Reisebericht. Und noch ein Hindernis erschwert die Fahrerei: Der Jammer ist, dass durch die Hecken viele Straßen und Ecken gleich aussehen und wir uns einbilden, dass wir eh gleich wie bei der Hinfahrt abbiegen – aber dann ist wieder alles anders. Manchmal gibt es einen unverwechselbaren Eckpunkt, aber eher selten.

Kein Thema war, ganz untypisch für Großbritannien, das Wetter. Silva hat sich vor der Abreise vorsorglich neue Gummistiefel zugelegt und ich habe ihr von Herzen gewünscht, dass das eine unnötige Ausgabe war. Tatsächlich hat sie sie kein einziges Mal gebraucht. An manchen Tagen war es bewölkt, aber auf den meisten Fotos ist der Himmel blau. Auch das kann einem in England passieren (aber es sollte sich niemand drauf verlassen). Silvas Tagebucheintrag endet jeden Abend ähnlich: Wieder DANKE an den Wettergott! Und falls es einen Kreisverkehrsgott gibt, was dürfen wir opfern?

Immer wieder betont sie in ihrem Reisebericht, wie sehr Hunde überall willkommen sind: Bei einer Reinkarnation als Hund bitte darum in Cornwall leben zu dürfen. Dann hat man fast in jedem Garten freien Eintritt – gutes Benehmen vorausgesetzt. Mit anderen Tieren hat sie gefährlichere Erfahrungen gemacht: Tipp des Tages: Wenn man am Strand/Pier essen will, Essen NICHT aus dem Papier herausnehmen. Nur stückchenweise herausschieben, nur den nächsten Bissen. Und immer eng zum Mund halten. Nix herzeigen! Oder gleich freiwillig die Seemöwen füttern, damit sie nicht einen Sturzflug in Richtung Kopf machen. 

Nun zu den Gärten. Wenn ich ehrlich bin, hat mir keiner der Namen irgendetwas gesagt, außer Sissinghurst und Kew Gardens hat sich mir aus England noch nichts eingeprägt und die liegen beide nicht in Cornwall. Ich habe alle aufgelistet, für Interessierte sind die Webseiten verlinkt. Und jetzt kommt der schwierigste Teil für mich: Die GESAMTE Reise mit ihren 1700 Fotos zu präsentieren würde, obwohl sie es durchaus wert wäre, meinen Blog lahmlegen. Also gilt es, eine Auswahl zu treffen, was eine ziemlich knifflige Aufgabe darstellt. Denn auf dieser Reise war, den Fotos nach, alles schön. Weitläufige Landschaftsgärten, idyllische Teiche, verschlungene Pfade, formale Anlagen mit perfekten Hecken und Rasenflächen, prachtvolle Blumenrabatte, stattliche Herrenhäuser, malerische Dörfer und und und. Hier ist eine leider nur sehr kleine Auswahl an Fotos:

Sherbourne Gardens
East Lambrook Garden
Lamorran Garden
Trebah Garden
St. Michael's Mount
Barrington Court
Heligan
Hestercombe Garden
Tintinhull Garden
Montacute Garden
Stourhead Gardens
Trelissick Garden
St. Yves
St. Michael's Mount

Mein persönlicher Favorit ist St. Michael’s Mount, das britische Gegenstück zum französischen Mont St. Michel, nur ist in Frankreich glaube ich kein Garten dabei. (Aber das werde ich demnächst herausfinden, denn unser heuriger Urlaub führt uns in die Bretagne und da machen wir einen Ausflug zu der berühmten Abtei.) Auch Silva schreibt überrascht von einem der schönsten Gärten, die wir gesehen haben. Im Reiseführer stand nämlich gar nix davon und die zwei dachten schon: Einmal kein Garten muss ja auch ohne Entzugserscheinungen möglich sein.

Ich danke meiner Freundin, dass ich ihr Tagebuch und ihre Fotos ein bisschen plündern darf. Mit dem, was ich aus Platzgründen weglassen muss, könnte man einen eigenen Blog gestalten. Falls mein Beitrag so klingt, als würde mich der Neid fressen, kommt das nicht von ungefähr. Zum Trost hat sie mir vier Samenpackungen mitgebracht: einen roten Goldlack (den ich im Bauerngarten bereits ausgesät habe), einen tieforangen Kalifornischen Mohn, einen getupften Mohn und eine Sternwinde, die ihrer Farben wegen den Beinamen Spanische Flagge trägt. Die drei müssen bis zum Frühjahr warten (und ich leider auch). Bin schon gespannt. Und irgendwann kaufe ich mir auch neue Gummistiefel und fahre nach Cornwall!

Eure Flora

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