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Abschied

Diesmal geht es ausnahmsweise nicht um meinen Garten, sondern – um mich. Es geht um meinen Abschied vom Berufsleben, der unmittelbar bevorsteht.

Nach über 40 Jahren, die ich bei der Stadt Wien gearbeitet habe, bin ich müde, sehr, sehr müde. Die ersten zwanzig Jahre habe ich im Sozialbereich verbracht, eine interessante, aber auch aufreibende Tätigkeit. Das Juristische an der Sache hat mir großen Spaß gemacht, der ständige Umgang mit Menschen weniger. Ein Hoch auf alle Beamtinnen und Beamte, die es schaffen, stets freundlich und geduldig auf jeden Einzelnen und seine Anliegen einzugehen. Im Großen und Ganzen habe ich das auch hingekriegt, aber gemocht habe ich es nie.

Dann wechselte ich in den Bereich der Buchhaltung und ich liebte die Zahlen vom ersten Moment an. Sie wollten nichts von mir, meckerten mich nicht an, ließen nicht ihren Frust an mir aus und es war ihnen egal, ob ich gut drauf war oder nicht. Das komplexe System einer großen Buchhaltung hat mich immer fasziniert und die meiste Zeit durfte ich in einem sympathischen, großartigen Team arbeiten. Daran liegt es also nicht, dass ich die Pension herbeigesehnt habe. Was mich mit zunehmendem Alter störte, war das Eingesperrtsein in einer 40-Stunden-Woche, in der ich nichts Anderes tun konnte als zu arbeiten. Als absoluter Morgenmensch ist es traurig zu sehen, dass alle Energien ab sechs Uhr morgens vor dem Computerbildschirm verpuffen. Auch wenn ich mir noch so viel für den Nachmittag vornahm, meist fehlte mir in den letzten Jahren die Kraft dazu.

Ab 2. März ist alles anders. Außer die Rücksicht auf meinen schlafenden Mann hindert mich nichts mehr, schon in aller Herrgottsfrüh loszulegen, mich auf den Ergometer zu schwingen, meine Rückenübungen zu absolvieren, Nordic walken zu gehen, die Wäsche zusammenzulegen, den Geschirrspüler einzuräumen… Christian fürchtet sich schon davor, dass ich seine geruhsamen Tage (er ist ja schon seit zwei Jahren in Pension) gehörig durcheinanderwirbeln werde. Keine Angst, mein Schatz! Spätestens ab April habe ich wieder so viel im Garten zu tun, dass du mich gar nicht bemerken wirst. Ich muss düngen, jäten, auflockern, abschneiden, gießen, mähen, pflanzen, dann erst recht düngen, jäten, auflockern, gießen… Vielleicht schaffe ich es heuer endlich einmal, Jauchen anzusetzen, dann ist da noch der leere Streifen vor der Eibenhecke…

Also zwei Tage noch. Keine Arbeitstage mehr, den Montag werde ich wohl den ganzen Tag telefonieren und mich von all meinen Kontakten verabschieden und am Dienstag werde ich eine Abschiedsfeier im kleinen Kreis mit Sekt und Brötchen starten. Wahrscheinlich werden Tränen fließen, ich bin ja schon seit Wochen ziemlich sentimental. Den Start in den neuen Lebensabschnitt verbinde ich im März mit einem zweiwöchigen luxuriösen Wellness-Urlaub, den ich schon immer einmal machen wollte. Ich, nur ich. Kein Mann, keine Freundin. Ich hab viel zum Nachdenken.

Eure Flora

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Roman

    Genieße deinen Abschied 🥂 und vor allem deinen nächsten Abschnitt 👍👍👍….liebe grüße roman

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