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Das große Kribbeln

Morgen fahre ich in meinen Garten!

Kaum zu glauben, nach all den Wochen in der Wohnung, in denen mich mein Garten kaum interessierte. Hinzufahren, um nach den Kübelpflanzen zu sehen oder etwas zu holen, das wir im Herbst im Haus vergessen haben, war eine lästige Verpflichtung. Den Gärtner habe ich gleich ganz meinem Mann überlassen, obwohl ich sonst über jedem Ästchen wache, erst recht über meine Eibenhecke. Die Gartenzeitschriften, die auch im Winter eintrudeln, habe ich erst nach Tagen lustlos durchgeblättert. Ausgerechnet in diese gartenferne Zeit fällt die jährliche Pachtvorschreibung, ein ungeliebter Brocken Anfang Jänner. Könnten wir stattdessen nicht besser in Urlaub fahren? Man kann doch auch ohne Garten leben.

Man kann. Und zwar genau bis zu jenem Sonnenstrahl, der im richtigen Winkel zum Fenster hereinfällt. Bis zu dem ersten Tag des Jahres, der nach Frühling riecht. Bis zu dem zaghaften „Dülilü“ eines zu früh aufgestandenen Amslerichs. Dann ist es mit einem Schlag vorbei mit der graubraunen Gartenmüdigkeit, es macht „klick“ in meinen Gedanken und plötzlich ist da eine große Sehnsucht: Garten. Jahr für Jahr erwacht die Gartenlust nach diesen trüben Wochen und Monaten, in denen ich mich immer frage, ob ich jetzt endgültig von diesem Hobby genug habe, aufs neue. Was heißt Hobby? Garten ist Liebe, Leidenschaft, Leben. Wie konnte ich nur einen Augenblick an diesem Fleckchen Erde zweifeln? Gibt es etwas Schöneres als die ersten Tulpenspitzchen zu entdecken, etwas Prächtigeres als eine aufblühende Rose, etwas Verschwenderischeres als ein Baum voller Blüten? Nach dem langen Winter jeden Strauch, jede Staude und jeden Vogel wie einen lang verschollenen Freund zu begrüßen?

Das größte Abenteuer in meinem Leben waren immer meine Kinder, vom ersten Lächeln bis zu den Tränen, als sie ihre Koffer packten. Morgen kommen sie, zur Superbowlnight. Mein Mann schwelgt in Hotdogs und Burgern, Nachos und Guacamole, Pommes und Salsa und Käsesoße, sogar amerikanisches Bier hat er besorgt. Ich weiß nicht, ob sich unsere Kinder am meisten auf uns, aufs Essen oder auf die Superbowl freuen, auf alle Fälle wird es eine tolle Nacht und ich freu mich darauf. Ich freu mich so sehr darauf, dass es in meinem Bauch kribbelt, wenn ich daran denke.

Genauso wenn ich daran denke: Morgen fahre ich in meinen Garten!

Eure Flora

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