Das Hochbeet
„Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße der Ngong-Berge.“ So beginnt die berühmte Lebensgeschichte der Baronin Tanja von Blixen. Wer den Film „Jenseits von Afrika“ gesehen hat, weiß, dass die Baronin mit ihrer Kaffeeplantage am Ende scheitert und dieses Scheitern habe ich mit ihr gemeinsam (und die weichen Knie beim Anblick von Robert Redford). Also noch einmal auf Anfang:
Ich hatte ein Hochbeet in meinem Garten, am Fuße des Gartenzauns. Natürlich hatte ich ein Hochbeet, wie soll man sich denn dem allgemeinen Hype auch entziehen. Das Gemüse wächst praktisch von alleine, man arbeitet rückenschonend und bequem und die Schnecken sind auch ausgesperrt. So wird es in jeder Ausgabe jeder Gartenzeitschrift getrommelt und angepriesen. Also brauchte ich ein Hochbeet, umso mehr, als ich bisher kein besonderes Händchen für Gemüseanbau bewiesen hatte und mich dieser Mangel ziemlich wurmte.
Die Fertiglösungen waren mir zu teuer und beim Eigenbau aus Brettern verweigerte meine Familie jede Hilfeleistung. Ich entschied mich für einen Rundkomposter aus Metallgitter, den ich kurzerhand innen mit Müllsäcken auskleidete und außen rundherum eine Schilfmatte befestigte: Fertig war mein Hochbeetsilo. Er bekam den sonnigsten Platz beim Gartenzaun.
Das Befüllen des Hochbeetes erwies sich als ganz und gar nicht rückenschonend und bequem. Tagelang kratzte ich aus dem ganzen Garten jedes Ästchen zusammen, um die geforderte unterste Schicht aus grobem Strauchschnitt zusammenzukriegen. Als Nächstes schnippelte ich tagelang Staudenreste zur zweiten Schicht aus feinerem Schnittmaterial. Anschließend schleppte ich mich kübelweise mit Grobkompost ab (mein Komposthaufen steht hinter dem Haus, also am anderen Ende des Gartens) und schließlich schüttete ich noch zwei Säcke beste Hochbeeterde obendrauf. Geschafft, das Ding war voll.
Als erstes probierte ich Asia-Salate, Kohlrabi und Dille aus. Die Asia-Salate waren anfangs eine Wucht. Sie wuchsen nur leider so schnell, dass wir mit dem Essen nicht hinterherkamen. Aus den zarten Blättchen wurden harte, bittere Blätter, die erst recht keiner mehr wollte, bis sie so ins Kraut schossen, dass ich sie entfernte. Dille und Kohlrabi taten genau dasselbe, was sie auch schon früher im Beet gemacht hatten: Die Dille wuchs schütter und reichte gerade für einen Gurkensalat und die Kohlrabi blieben dünne Fäden, die sich um nichts auf der Welt in Knollen umwandeln wollten.
Vor dem nächsten Anbau musste ich erst einmal wieder zwei Säcke beste Hochbeeterde nachleeren, da der Pegel gute 25 cm gesunken war. Mein Mann, der alle meine Gartenprojekte seufzend mit mir durchsteht, konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass wir um das Geld, das uns das Hochbeet schon gekostet hatte, im teuersten Bioladen Wiens einkaufen gehen könnten. Ich musste ihm auch noch Recht geben.
Jetzt kam der Salat dran, auf den ich mich am meisten freute. Er sah vielversprechend aus, bis drei Starkregentage das Hochbeet in eine Schlammfläche verwandelten, in der mein Salat buchstäblich versank.
Das Ende des Experiments zeichnete sich ab. Das endgültige Aus kam, als ich eines Frühmorgens ein paar fette Schnecken entdeckte, die meine verdreckten Salatblätter abweideten. Noch am selben Tag wanderte der Inhalt meines Hochbeetes zurück auf den Kompost und das Gitter wurde abgebaut. Im nächsten Jahr pflanzte ich auf den Platz meine historische Strauchrose „Ferdinand Pichard“ und ersetzte meinen morschen Holzkomposter durch das ehemalige Hochbeet.
Somit habe ich das Kapitel Hochbeet für immer abgeschlossen. Obwohl, irgendwas muss doch dran sein. Schließlich lese ich in jeder Gartenzeitschrift, wie ertragreich so ein Hochbeet ist, kinderleicht zu bearbeiten und für kleine Gärten geradezu ideal. Vielleicht … eines Tages …
Eure Flora