• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Mein Mann und mein Garten

Seit die Kinder ihre eigenen Wege gehen, sind das die zwei Eckpfeiler in meinem Leben: Mein Mann und mein Garten. Leider sind meine zwei Lieblinge nicht hundertprozentig kompatibel.

Die Interessen meines Mannes in meinem Garten kann man in zwei Schlagworten zusammenfassen: Chill and Grill. Er kann stundenlang im Schatten der Blutpflaume auf seiner ergonomischen Liege vor sich hindösen und mir beim Unkraut zupfen zusehen, dann ist die Welt schwer in Ordnung für ihn. Wenn die Sonne scheint, ein paar Gäste auftauchen und mein Mann seine neuesten Kreationen an Steaks, Spießchen und Wedges ausprobieren kann, dann ist für ihn der Garten der schönste Ort der Welt. Dass alle Kräuter, die Fleisch und Gemüse so aromatisch machen, aus dem eigenen Anbau stammen, hebt er stets stolz hervor. Längst schon wurde der einfache Kugelgrill um ein High-Tech-Feldherren-Gerät ergänzt, dessen Funktionen er noch gar nicht zur Gänze ausgeschöpft hat. Ein Gutschein für einen Profigrillkurs dümpelt seit eineinhalb Jahren in der Lade, hoffentlich findet heuer im Sommer der Kurs statt.

Meine Beete findet er wunderschön, meine neuen Projekte findet er originell und freut sich mit mir auf die Verwirklichung. Die Sache ändert sich allerdings schlagartig, wenn ich ihm zumute, zu der Schönheit und Originalität etwas beizutragen. Soll er mir etwa beim Gießen helfen, murmelt er etwas von „betonieren und grün anstreichen“ in seinen Bart, dass die Wiese „schon wieder“ gemäht gehört, verweist er energisch in meinen Arbeitsbereich und gilt es etwas für eine meiner Ideen zu schleppen, dann ist die ganze Idee plötzlich ein nicht realisierbares Hirngespinst.

Wenn er lang genug protestiert hat, hilft er mir dann doch. Zum Beispiel schleppte er neulich geduldig mit mir 92 Ziegelsteine in den Garten. Wenn das Internet Recht hat und ein Ziegel 3,8 kg wiegt, dann waren das immerhin beeindruckende 350 kg. 300 kg Schotter brauchen wir noch demnächst für den Unterbau. Für die Bepflanzung fährt er mit mir drei Tage nach Oberösterreich zu meiner Lieblingsgärtnerei. Hin und wieder mäht er ja doch die Wiese und wenn er mir eine Zeitlang zugeschaut hat, wie ich einen Pfosten millimeterweise in die Erde klopfe, steht er auf einmal neben mir und sagt seufzend „gib her“. Danke, Schatz.

Seit ich die Webseite habe, ist ein neues Interesse in meinem Mann erwacht: das Filmen. Nicht das Filmen an sich, das tut er schon seit vielen Jahren. Aber den Garten gebührend darzustellen, mit Stativ und großer Kamera ausgerüstet Schwenks, Zooms, Makroaufnahmen und raffinierte Schärfenverlagerungen einzusetzen, Lichtstimmungen festzuhalten und später am Computer zu schneiden, zu überblenden und kleine „Universums“ zu gestalten, das ist ein neues Betätigungsfeld, das ihm viel Spaß macht. Das laufende Video des Monats ist nur ein erster, vorerst noch tonloser Versuch. 

Wie man sieht, ergänzen wir uns recht gut. Kein Wunder, dass wir schon fast vierzig Jahre verheiratet sind.

Eure Flora

Schreibe einen Kommentar