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Das Insektenhotel

Vor einigen Jahren schenkte mir meine Familie zum Geburtstag (im März) ein Insektenhotel. Im ersten Jahr hing das Ding völlig unbeachtet in den Haselnüssen, im zweiten Jahr war es nicht viel besser. Aber plötzlich, im dritten Frühjahr, brach der Hype um die Brutröhren aus und hat seither angehalten. Es ist wochenlang ein gewaltiges Summen und Brummen und am Ende sind die meisten Schilfhalme verschlossen, also bewohnt. Der Erfolg war so durchschlagend, dass mir mein Mann vor zwei Jahren ein zweites Haus geschenkt hat, das seither daneben hängt und sofort von den Bienen entdeckt und bezogen wurde.

Freilich ist nichts von Dauer und auch mein erstes Insektenhotel wurde altersschwach. Die Halme trockneten aus und wurden locker, eine Tür, hinter der Holzwolle zum Überwintern steckte, fiel ganz aus den Angeln. Höchste Zeit für eine Renovierung! Das großzügige Angebot meines Mannes, mir ein neues Insektenhotel zu kaufen, schlug ich empört aus. Wer wird denn immer gleich alles wegschmeißen, ich brauche doch nur ein paar hohle Stängel und schon ist alles wie neu. Nachhaltigkeit ist Trumpf.

Ratgeber für den Bau von Insektenhotels gibt es wie Sand am Meer. Es klingt ganz einfach, aus einem markhaltigen Stängel das Innere herausstoßen, glatt feilen und fertig. Brombeerruten oder Holunderzweige eignen sich am besten. Voller Enthusiasmus schnitt ich meine abgeernteten Brombeerruten in passende Stücke und zweckentfremdete einen Grillspieß aus der Küche. Keine Chance. Ich schaffte grade einmal, ein kleines Grübchen von ein paar Millimetern in den Stängel zu bohren, von Durchstoßen war keine Rede. Als ich abrutschte und mir den Grillspieß in die Hand rammte, hatte ich genug. Ich stopfte die Brombeerstängel in einen quadratischen Blumentopf und steckte ihn in das Insektenhotel. Wenn es Bienen gibt, die Nistlöcher in einen Baumstumpf bohren, können sie sich auch selber die Stängel aushöhlen.

Pfusch am Bau

Gar zufrieden war ich nicht mit mir, das muss doch besser gehen. Also auf ins Gartencenter, dort gibt es bestimmt passendes Füllmaterial zu kaufen. Gibt es nicht, nur fix fertige Insektenhotels in allen Größen und Preisklassen. Im Internet wurde ich fündig, Schilf, Bambus, Weizenhalme, Pappröhrchen in verschiedenen Längen und Stückelungen. Ich bestellte um stolze 15 Euro 100 Stück, 10 cm lang. Das schien mir ein ordentlicher Haufen zu sein, zumindest sah es auf dem Foto recht voluminös aus. 

Als mir der Lieferant das handliche Päckchen überreichte, dämmerte mir, dass sich Nachhaltigkeit nicht immer auszahlt. Genau genommen war es eher ein dickerer Brief. Ich hätte mindestens drei Packungen gebraucht, um das Insektenhotel zu befüllen, aber um dasselbe Geld hätte ich auch ein komplett neues Haus kaufen können. Heute habe ich die Röhrchen platziert, die gähnende Lücke habe ich mit Haselnussstöckchen gefüllt und mit Steinen verkeilt, damit nichts ins Rutschen kommt. Es schaut eigentlich recht gut aus, nur sind es halt weniger Wohnungen für die Bienen geworden als geplant.

Bleibt noch die Frage, wer da einziehen wird. „Nur“ die Allerweltsmauerbienen oder verirren sich auch gefährdete Exotinnen in die Brutröhren? Ist mir egal, ich kenn sie eh nicht auseinander.

Eure Flora

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