• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Die Qual der Wahl

Zu Weihnachten habe ich nicht nur zwei große Keramiktöpfe von meinen Kindern bekommen, sondern auch noch einen solarbetriebenen Kolibristecker, eine Zuckerhutfichte und – einen Gutschein von einer bekannten tollen Samengärtnerei. Wie kommen die Leute nur auf solche Ideen?

Wo der hübsche Kolibri hinkommt, weiß ich schon ganz genau: Ins Kräuterbeet beim Haus, damit ich ihn jeden Abend von der Terrasse aus bewundern kann und damit in der Nacht nicht ein dunkler Gartenbereich gestört wird. Auf das Kräuterbeet (und damit auch leider auf mein „Schlafzimmer“fenster) fällt ohnehin ein Lichtschein von der Wegbeleuchtung, da werden Vögel und Insekten nicht zusätzlich irritiert. Für die beiden Töpfe wälze ich bereits unzählige Ideen für den besten Platz und die effektvollste Bepflanzung. Vielleicht in den weißen Topf die Zuckerhutfichte, die ich vorläufig über den Winter mitsamt Topf im Komposthaufen eingegraben habe, so friert der Plastiktopf nicht durch und die kleine Fichte genießt die frische Winterluft. Oder was Buntes, Wandelröschen mit ihrem südländischen Urlaubsflair finde ich unwiderstehlich. Im dunkelgrünen Topf würde sich was Weißes gut machen. Oder was Hängendes. Oder Gewürztagetes, für die ich seit meinem Besuch in der Kräutergärtnerei Syringa eine Schwäche habe. Ich hätte nie gedacht, dass das Zeug sooo gut riecht. Dann wäre der Liegeplatz neben dem Haus der richtige Platz, da hätte ich die Duftwolke von meiner Liege aus in Nasenhöhe.

Damit wären wir beim nächsten offenen Punkt, der Samenbestellung. Also: Gewürztagetes stehen schon fix auf der Liste. Und die essbare Chrysantheme und die schwarze Kornblume, die ich in Franks Salvias mitgenommen habe, ebenfalls. Vielleicht haben sie sich ja selber ausgesät, ich traue dem aber nicht. Was, wenn sie nicht aufgehen?! Dann geraten diese beiden Schönheiten in Vergessenheit und das, so habe ich mir geschworen, darf keinesfalls geschehen. Für die geplante Blumenwiese brauche ich Wiesenmargeriten, Klatschmohn und Wiesensalbei. Färberkamille habe ich selbst im Garten, Wilde Möhre, pfirsichblättrige Glockenblumen, Berufskraut, Wiesenflockenblume und Vergissmeinnicht verbreiten sich seit Jahren von selbst in dem Wiesenstück. Vor dem Umgraben drücke ich mich, steche nur ein paar Inseln aus und streue Samen ein. Den Rest muss die Natur selbst besorgen. Keine Ahnung, ob das funktioniert (laut allen Ratgebern ist es wenig fachmännisch), aber es kostet nicht viel Geld und Arbeit und ist ein spannendes Experiment. Schließlich hält sich mein Garten sonst auch nicht immer an das, was im Internet steht, wuchert an den unmöglichsten Problemstellen und mickert anderswo trotz liebevoller Zuwendung vor sich hin. Zum Beispiel im Gemüsebeet, das ich jedes Jahr mit Kompost überschütte, das folglich die schönste, krümeligste Erde aufweist und wo der Ertrag dennoch überschaubar bleibt.

Aber ich gebe nicht auf: Heuer kaufe ich einfach neue Samen, diesmal in der renommierten Samengärtnerei und nicht im Gartencenter, habe bereits einen detaillierten Anbaukalender erstellt, leiste mir beste Anzuchterde, werde im März das Beet tiefgründig lockern und perfekt die Reihen und Abstände ausmessen, fahre im Frühjahr nicht auf Urlaub, werde gießen, düngen, Schnecken absammeln (ich weiß immer noch nicht, was ich dann damit mache), täglich die Fortschritte überwachen, ausdünnen, zum richtigen Zeitpunkt ernten… Das Gemüsebeet lacht jetzt schon. Trotzdem: Grüne und gelbe Buschbohnen stehen auf dem Plan, Schnitt- und Stielmangold sowieso, dazwischen Ochsenherztomaten, Koriander und Dill. Und zwei Zucchinipflanzen aus der Gärtnerei (Ich habe es noch NIE geschafft, Zucchini zu ernten, nach der Blüte und einem winzigem Fruchtansatz ist Schluss. Entweder verdorrt die Hoffnung oder die Schnecken schmatzen sie weg.). Vielleicht kriegt Christian noch ein, zwei Reihen seiner geliebten Schalotten. Und ein paar neue Chilisorten, ist ja klar.

Mist, jetzt habe ich Erdbeermais entdeckt, liegt schon im Warenkorb. Dort, wo voriges Jahr die Sonnenblumen standen, wär eh noch Platz. Au weh, Sonnenblumen wollte ich ja auch noch pflanzen. Ein Sackerl Amaranth habe ich letzten Sommer auf der Gartenlust in Hartberg gekauft, wo könnte der hin? In meiner Sammelbox habe ich zu allem Überfluss noch selbstgesammelte Samen aus dem Garten entdeckt, unbeschriftet natürlich, denn die paar Samen merk ich mir eh (war das nicht schon einmal Thema in meinem Blog?). Seit Tagen rätsele ich herum, was das sein könnte. Duftwicken, Muskatellersalbei, Lupine, Nachtviolen? Ich werde sie einmal vorziehen und hoffe dann auf Erleuchtung.

Während ich mir stunden-, tage-, wochenlang das Hirn zermartere, was ich wo hinstelle oder anbaue, wird so mancher den Kopf schütteln über so viel müßiges Kopfzerbrechen. Es ist doch nur eine Liebhaberei, ein Steckenpferd, letztendlich ist es egal, wofür ich mich entscheide. Ich weiß. Es ist ungefähr genauso wichtig wie das nächste Level in einem Computerspiel, das vierhundertste Kuchenrezept, die neueste Netflixserie oder die passende Handtasche. Mögen wir nie größere Sorgen haben!

Eure Flora

Schreibe einen Kommentar