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Die Selbstversorgerin

Gemüse selber anzubauen ist kinderleicht. Man muss nur den Boden gründlich vorbereiten, den richtigen Zeitpunkt zur Aussaat im Auge behalten, die Samen in der richtigen Tiefe ausstreuen, auf den richtigen Abstand achten, auf das richtige Wetter hoffen, nicht zu viel und nicht zu wenig gießen, die Vögel von einem Festmahl abhalten (und wenn das gelungen ist, die Schnecken!), ständig Unkraut zupfen (wenn man es unterscheiden kann) und die Bodenoberfläche aufharken, ohne die Neuankömmlinge zu beleidigen… Doch nicht so kinderleicht. Ehrlich gesagt hatte ich in der Vergangenheit eine Menge Probleme damit.

Da ist einmal die Sache mit dem richtigen Zeitpunkt. Meistens wenn ich draufkomme, dass ich etwas anbauen will, ist es zu spät im Jahr oder das Wetter passt nicht, der Boden ist zu gatschig oder zu trocken, und so fängt das Ganze schon mit einem Kompromiss („wird schon nicht so heikel sein“) an. Ist es doch und dann keimt es nur schütter im Gemüsebeet. Mit dem Vorziehen in Kistchen habe ich überhaupt nur schlechte Erfahrungen gemacht. Viel zu eng stehen die Pflänzchen da, beim Pikieren ruiniere ich die meisten und was meine Aktion überlebt, wächst am Fensterbrett keinesfalls zu stattlichen Pflänzchen heran, sondern bestenfalls zu langen dünnen bleichen Stängeln, Krewecherln halt. Kein Wunder, dass sie sofort zu Schneckenopfern werden, sobald ich sie auspflanze, ohne Stütze können sie sich kaum aufrecht halten und schlängeln sich in Fresshöhe über dem Boden. Bringe ich überhaupt etwas durch, ist die Pflege sehr aufwändig und es dauert ewig, bis sich ordentliche Pflanzen entwickelt haben. Jungpflanzen aus der Gärtnerei können noch so stattlich dastehen, unter meinen Händen kümmern sie bald dahin.

Aber zurück zur Direktsaat: Da mir die Abstände auf den Samenpackungen meist viel zu groß erscheinen, schummle ich beim Abmessen. Außerdem rechne ich sowieso damit, dass die Hälfte nicht aufgeht, also lieber etwas mehr ausstreuen als auf der Packung steht. Keimt dann doch einmal alles, habe ich ziemlich bald ein Platzproblem (wie vor zwei Jahren beim Mangold, wo ich den Hinweis „ein Korn pro Loch“ ignoriert habe – ich habe eine Woche lang Mangoldpflänzchen umgesetzt). Saatbänder, die meine Kreativität in vernünftige Bahnen lenken sollen, habe ich schon ausprobiert, eine mehr als lockere Reihe von Radieschen war das unbefriedigende Ergebnis.

Im Laufe der Jahre musste ich eingesehen, dass ich für den Gemüseanbau einfach nicht geeignet bin. Der Ertrag steht in keinem Verhältnis zum Aufwand. Vor ein paar Jahren habe ich mit viel Ehrgeiz aus Haselnussstangen hübsche Bohnenzelte gebaut, Stangenbohnen anzubauen ist schließlich keine Kunst und die gedeihen immer. Nicht bei mir. Die Haselnussstangen blieben ziemlich nackt und was sich hinaufwickelte, brachte kaum Blüten hervor. Wir hatten einmal Fisolensalat von fünf Zelten. Die Erbsen ergaben nicht einmal eine Beilage. Spinat (ebenfalls gaaanz leicht anzubauen) blüht bei mir, bevor namhafte Blätter entstehen, Radieschen bleiben mickrig und sind von braunen Gängen durchzogen, Karotten kommen als spindeldürre Fäden aus dem Boden, Kohlrabi bildet keine Knollen, der Palmkohl, ein einmaliges Experiment, schmeckte nach nichts. Über meine Erfahrungen mit einer Artischocke habe ich schon berichtet. Salat versuchte ich im Hochbeet und in Kistchen – vergiss es. Der Rucola, den ich schon als Pflänzchen kaufte, war beim ersten Schnitt zart und von feinem Aroma, dann wurde er scharf und konnte nur mehr sparsam wie Petersilie in eine Salatschüssel eingearbeitet werden. Zucchini blühen – und fallen ab. Paradeiser platzen auf (im Beet) oder kriegen die Blütenendfäule (im Topf unter dem Hausdach).

Am Boden kann es nicht liegen, Jahr für Jahr wandert mindestens ein ganzer Sack Kompost mit Hornspänen und Urgesteinsmehl auf die paar Quadratmeter Gemüsebeet. Starkzehrer wie Bohnen kriegen Extradünger. Die Erde ist die beste, lockerste, krümeligste im ganzen Garten. Vielleicht stört die angrenzende Berberitze. Oder die Nähe der Eiben. Oder der Weinstock. Oder was weiß ich.

Nächstes Jahr starte ich im Bauerngarten neu durch. Die Berberitze kommt weg, der Boden wird im März mit dem Sauzahn tiefgründig aufgelockert. Frisches Saatgut wird schon im Jänner bestellt, ein genauer Aussaatplan im Kalender eingetragen, ebenso die Gemüsewochen der Gärtnerei. Urlaub ist bis Juni gestrichen. Ich will Zucchini, Mangold, Buschbohnen und Kürbis. Dazwischen Karotten und Radieschen. Knoblauch zwischen den Erdbeeren, Kirschtomaten im Topf. Das wär doch gelacht, wenn ich das nicht hinkriege. Ist doch kinderleicht.

Eure Flora

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Dollesch Christian

    Na ich bin gespannt ob wir jetzt zum Selbstversorger mit entsprechenden Klimaabdruck werden, aber gelbe Spargelbohnen sind lecker

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