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Dummheiten

Es gibt Dummheiten im Garten, die begeht man nur einmal. Ich kenne beispielsweise niemanden, der sich ein zweites Mal Minze in den Garten holen würde. Schließlich reicht das erste Mal für drei Generationen. Wer Efeu als netten Bodendecker unter Sträuchern betrachtet, besitzt entweder parkähnliche Latifundien oder ändert seine Meinung, sobald der Efeu das gesamte Umfeld überwuchert hat.

Als bienen- und schmetterlingsfreundliche Naturgärtnerin beschloss ich vor drei oder vier Jahren, eine zufällig in meiner Wiese aufkommende Distel blühen zu lassen. Sorgfältig umrundete ich sie mit Rasenmäher und zerstach mir die Finger bei dem Versuch, ihre Blätter mit der Grasschere händisch von den Grasbüscheln zu befreien. Von einer Kollegin gewarnt, nahm ich mir fest vor, die Blüten rechtzeitig abzuschneiden, bevor sie sich in umherfliegende Samen verwandelten. 

Doch die Distel war ständig schneller als ich. Am Abend noch kein Anzeichen von Verblühen, am Morgen bereits halbleere Blütenböden. Seither steche ich jeden Sommer unzählige Disteln aus meiner Wiese aus. Den Distelfalter sollen in Zukunft Andere retten.

War die Sache mit der Distel noch ein idealistischer Faux-pas, grenzte meine Laissez faire-Haltung beim Immergrün an gärtnerischen Selbstmord. Rund um den Wasserschacht beim Eingang hat sich ohne mein Zutun dieser hübsche Bodendecker angesiedelt und verschönt das hässliche Riffelblech des Schachts. Am Zaun entlang schlängelten sich einzelne Triebe in das Wegbeet (Mixed Border) hinein und ich dachte mir: „Was soll’s, sieht doch nett aus zwischen den Stauden.“ 

Heuer stellte ich fest, dass mein Mixed Border alles andere als nett aussieht, sondern nur mehr wie Kraut und Rüben durcheinander. Also setzte ich mich hin und versuchte, einen Überblick über das Chaos zu bekommen. Ich zupfte da und dort und stellte entsetzt fest, dass sämtliche Stauden vom Immergrün durchwuchert waren. Vorsichtig begann ich an den langen Trieben zu ziehen. Doch jeder dieser Triebe hatte sich bereits im Boden festgewurzelt und ein unglaubliches Netz von unter- und überirdischen Teilen gesponnen. Nach einer Zeit war es mir egal, dass meine Stauden unter dem Gezerre und Gestochere litten, dass sie lediglich als zerrupfte Flecken im Beet übrig blieben. Egal, sie sind frei!

Als nächsten Tunichtgut entlarvte ich die reizende rote Schafgarbe, die vom anderen Ende des Beets dem Immergrün entgegenstrebte. Einst wollte ich sie unbedingt haben, doch sie bleibt kein bisschen an dem ihr zugewiesenen Platz. An einem anderen Tag hätte ich sie vielleicht zurechtgestutzt oder umgesetzt, aber an diesem Tag siegte die Mordlust. Nie wieder Schafgarbe!

Das Schlimmste an der Aktion ist, dass ich sie höchstwahrscheinlich in zwei Wochen wiederholen muss, da es mir sicher nicht gelungen ist, jedes Wurzelfitzelchen aus der Erde zu kriegen. Und dann wieder in zwei Wochen und dann wieder… Dabei habe ich eh genug Arbeit, die Disteln auszustechen.

Eure Flora

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