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Es war einmal... Fortsetzung

Schon lange hatten mich die eckigen Wege und die eckigen Beete gestört. Alles hübsch rechtwinkelig und symmetrisch, noch von meiner Großmutter als Nutzgarten angelegt und von meiner Mutter kritiklos übernommen. In den zahlreichen Beeten herrschte ein heilloses Durcheinander, weil ich immer wieder planlos Neues pflanzte. Die Wiese war nach dem Hitzesommer 2003 kaum mehr vorhanden. Kurzum, ich wollte den gesamten Garten umkrempeln. Ein geschwungener Weg, die langweilige Ordnung aufbrechen, bewährte Sträucher ins rechte Licht rücken und alles, was mickrig vor sich hin vegetierte, beseitigen. Und Platz schaffen für die zwei Kinder, die ständig in die Beete tapsten. Außerdem musste ich dringend die Gartenarbeit reduzieren, für die ich auf Jahre hinaus neben den Kindern keine Zeit mehr hatte. Gärtnerisch verwirklichen konnte ich mich ja später.

Ich beauftragte eine Gartengestaltungsfirma mit den Arbeiten, die Planung aber übernahm ich selbst. Den erträumten Weg aus Natursteinen ließ ich aus Kostengründen schnell wieder fallen, der Berater bot mir stattdessen an, den bisherigen Weg aus Betonplatten zur Hälfte zu entfernen und geschwungen zum Haus zu führen, erneut betoniert. Als dritten Baum neben Marille und Blutpflaume wollte ich eine Eberesche haben und vor die zwei Feuerdorne brauchte ich eine Pufferzone aus Fingersträuchern, damit sich die Kinder nicht verletzen konnten. Und viel Wiese, zum Fußball und Federball spielen, für ein Planschbecken und zum Fangen spielen und austoben.

Mein Mann wünschte sich eine „schöne“ Wiese und überredete mich zu einem Rollrasen. Ich war für die Aussaat, weil es wesentlich billiger war und weil mich der Pflegeaufwand eines Rasens schreckte. Christian versprach mir, das Gras mähen zu übernehmen und so wurde es der Rollrasen. Er sah ja wirklich prächtig aus – bis sich das übliche Unkraut einschlich, Ackerwinde, Klee, Löwenzahn, Gänseblümchen und Vogelmiere. Natürlich zupfte ich jedes Blättchen sofort aus und bohrte nach den bösen Wurzeln. Bald hatte ich das Gefühl, mir ein drittes Kind zugelegt zu haben, ständig lag ich am Boden und versuchte, das Unkraut im Zaum zu halten. Aber das Einzige, was sich im Zaum hielt, war Christians Eifer, den Rasen zu pflegen. Nach einem Jahr hatte ich es satt und ließ der Natur ihren Lauf.

Die reduzierten Blumenbeete erleichterten mir die Pflege des Gartens enorm. Eigentlich war es nur mehr ein größeres Beet rund um eine Scheinzypresse, wo ich die genügsamsten Pflanzen versammelt hatte, und ein zweites kleines in der Ecke. (In der Ecke ist mittlerweile der Bauerngarten entstanden, das größere Beet habe ich zum „Großen Staudenbeet“ erweitert.) Kopfschüttelnd erklärte mir der Gärtner, dass der Lavendel keine Chance hätte zu überleben, ich sollte ihn entsorgen und einen neuen pflanzen. Aber mir tat es leid um die Pflanze und ich bestand auf dem Umsetzen. Entgegen der düsteren Prognose wuchs der Lavendel zu einem prachtvollen, ein Meter hohen Stock heran, der mit seiner üppigen Blüte alles rundherum bedrängte. Erst heuer im Frühjahr habe ich ihn entfernt, weil er verholzt und unansehnlich geworden war.

Der geschwungene Weg führt direkt zu den Stufen der Terrasse. Die Terrasse selbst wurde vergrößert, indem zwei vorgelagerte Wannen, in denen ohnehin jede Pflanze wegen zu wenig Erde und zu viel Trockenheit kränkelte, mit Beton ausgegossen wurden. Es kostete mich einige Überredungskunst, das durchzusetzen, denn „so einen Pfusch“ wollte die Firma nicht durchführen. Der Berater schlug mir einen naturgemäß kostspieligen Neubau der Terrasse vor. Erst als ich entgegnete, dann hätte ich eine Goldterrasse vor einem alten Knusperhaus, gab er sich geschlagen. Trotz seiner Bedenken, der nächste Frost würde die Nahtstellen aufsprengen, hält der Pfusch bis heute.

Viel Freude hatte ich anfangs mit der Eberesche. Ein Baum wie aus einem Bilderbuch, mit einer kleinen Krone, perfekt gewachsen. Drei Monate lang, dann traf ihn buchstäblich der Schlag. Von einem Tag auf den anderen war er welk und mit nichts mehr zum Leben zu erwecken. Ich beschwerte mich bei der Gartenfirma, die versuchte, mir die Schuld zuzuschieben, ich hätte halt mehr gießen müssen. Wie bitte? Schon wegen des umliegenden Rollrasens lief dauernd der Rasensprenger und als Flachwurzler hat die Eberesche sicher mehr als genug Wasser abgekriegt. Nach langer Streiterei bekam ich doch aus Kulanz einen Ersatzbaum zugesichert, Termin für den Austausch war um 7.30 Uhr. Als ich mit hängender Zunge und zwei grantigen Kindern im Schlepptau um 7.30 Uhr im Garten ankam, war der neue Baum schon gepflanzt, die Gärtner waren schon früher da gewesen und hatten einfach ohne mich angefangen. Meine Gartentür ist ja nie versperrt. Was sie mir hingesetzt hatten, war ein Alleebaum, dessen Krone sich erst in zwei Meter Höhe verzweigte! Meinen Protest ignorierten sie und verschwanden. Ich war wütend und unglücklich, der Baum passte überhaupt nicht in einen Kleingarten und hatte keinerlei Ähnlichkeit mit seinem hübschen Vorgänger. Bald trieb der Baum von unten zusätzliche Stämme, egal wie oft ich sie wegschnitt. Zwei Jahre lang sah ich mir die Misere an, dann kappte ich in einem spontanen Anfall den Stamm in passender Höhe. Ehrlich gesagt hoffte ich, der Baum würde diese Behandlung nicht überleben, aber er erholte sich erstaunlich rasch. Ich ließ ein paar Triebe von unten stehen und so habe ich jetzt eine mehrstämmige Eberesche, die ich höhenmäßig mit regelmäßigen Schnitt im Zaum halte.

Fortsetzung folgt

Eure Flora

Der neue Weg
Viel Platz zum Spielen!

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