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Es war einmal... Schluss

Je älter die Kinder wurden, desto weniger Interesse hatten sie an dem Garten. Planschbecken und Sandkiste, Becherlupe und Kriechtunnel reichten bei weitem nicht mehr aus, ihren Bewegungsdrang und ihre Entdeckerfreude auszuleben. Fußball spielen musste ich meinem Sohn nach der dritten kaputten Fensterscheibe verbieten.

Solange ich nicht arbeiten ging (ich blieb zu Hause, bis mein Sohn in die zweite Klasse Volksschule kam), wohnten wir weiterhin im Sommer in dem winzigen Haus und ich unternahm in den Ferien unzählige Ausflüge mit den beiden. Nur hin und wieder schob ich einen „Gartentag“ ein und dann bastelten wir aus allem, was der Garten hergab. Mein Sohn hatte einen verhängnisvollen Hang zu Stöcken, in seinen Händen verwandelten sie sich in Ritterschwerter, mit denen er auf seine kleine Schwester losging. Oder auf meine Sträucher. Ebensoviel Anziehungskraft besaß der Gartenschlauch, doch zum Blumen gießen verwendete er ihn nur selten. Die Kleine wiederum liebte Alleingänge durch die Anlage, sodass ich die Gartentüre versperren musste.

Während unsere Tochter am Abend immer ziemlich fertig war, war ihr Bruder nicht müde zu kriegen. Nach dem Abendessen schnappte ich ihn und wir machten unseren Abendspaziergang durch die umliegenden Einfamilienhäuser. Ist die dicke Katze heute wieder da? Ob der nette Mann wieder an seinem Motorrad herumschraubt? Schnell auf die andere Straßenseite, der Schäferhund kann es gar nicht leiden, wenn jemand an seinem Haus vorbeigeht. Nach einer großen Runde landeten wir jeden Tag auf dem Spielplatz mit Schaukel und Klettergerüst. Wir plauderten, bis es finster war, erzählten uns Geschichten und sprachen über den vergangenen Tag. Einmal sahen wir an dem schwarzen Nachthimmel ein Flugzeug. „Der biegt gleich ab“, erklärte mir mein Sohn wissend. „Wie kommst du denn darauf?“ fragte ich ungläubig und er schüttelte den Kopf über soviel Unverstand. „Der blinkt doch schon!“

Schön war die Zeit. Dann stieg ich wieder in den Beruf ein, die Kinder mussten in eine Sommerbetreuung und sie waren auch schon zu groß, um mit den Eltern in einem Raum zu schlafen. Übers Wochenende grade noch, aber unter der Woche? Da war es gut, dass ich kaum Beete zu betreuen hatte, die meiste Zeit ging für das Hin- und Herfahren zwischen Wohnung und Garten drauf. Irgendwann, als mich die Kinder nicht mehr rund um die Uhr beschäftigten und ich auch einmal auf der Liege ausruhen konnte, begann ich mir im Geiste einen anderen Garten auszumalen. Die große Wiese wurde kaum mehr genutzt, also könnte man doch da ein Beet, dort einen Strauch…

EIN Beet, EIN Strauch? Meine Ideen sprudeln und werden nur von dem begrenzten Platzangebot behindert. Mein Mann hat es längst aufgegeben zu protestieren, wenn ich wieder einmal anfange „Was hältst du davon, wenn..?“ Eines Tages werde ich wieder rückbauen müssen, die Arbeit wird mir zu viel werden. Aber diesen Gedanken schiebe ich vorläufig weit weg. Jetzt gehe ich erst einmal in Pension und dann…

Eure Flora

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