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Gartenfinger

Es gibt Leute, die können im Garten mit Handschuhen arbeiten. Ich kann das nicht und ich will es auch nicht. Ich liebe es, die Erde zwischen meinen Fingern zu spüren, mit meinen Pflanzen nicht auf Tuch-, sondern auf Hautfühlung zu gehen. Im Frühjahr kann ich es kaum erwarten, endlich wieder Erde anzugreifen. Wenn ich etwas einpflanze, zerbrösle ich noch die letzten Klümpchen mit der Hand, lasse die Erde vorsichtig über die zarten Wurzeln rieseln und drücke sie nach dem Einschlämmen wie bei einer zärtlichen Massage fest. Beim Unkraut jäten rupfe ich nicht einfach dahin, sondern ziehe sanft an, bis die Pflanze nachgibt, wie ein Angler, der mit einem schlauen und hartnäckigen Fisch kämpft.

Klingt das übertrieben, schwülstig? Na dann ist es halt so, die Arbeit in und mit der Erde ist tatsächlich eine sinnliche Angelegenheit für mich. Schon als kleines Kind gab es für mich nichts Schöneres als mit Gatsch zu spielen und bis heute ist es eines der wichtigsten Kriterien für ein Urlaubshotel, dass ein SANDstrand in der Nähe ist. Gibt es etwas Schöneres als die Zehen in die winzigen Körnchen einzugraben, Häufchen zu machen und sie glattzustreichen, im Sand zu malen und zuzusehen, wie die Bilder wieder in sich zusammenfallen?

Natürlich hat die Sache eine Kehrseite. Eigentlich mehrere.

Da sind einmal die ewig trockenen, rissigen Hände. Im Bad, im Schlafzimmer, auf dem Couchtisch und in sämtlichen Handtaschen habe ich Handcremes verstreut, immer griffbereit. Im Frühjahr fangen die Tuben an zu sprießen und sind meine ständigen Begleiter bis zum Herbst, um das Ziehen und Jucken zu lindern. Geldbörse oder Handy kann ich schon mal zu Hause vergessen, die Handcreme nie.

Das nächste Problem sind die Fingernägel. Wenn man so wie ich dauernd in der Erde (oder noch schlimmer: im Kompost) wühlt, sind sie einfach nicht ansehnlich zu halten. Irgendwann werden sie einfach nicht mehr sauber, egal wieviel man einweicht, schrubbt, bürstet und kratzt. Statt eines gepflegten Weiß nehmen sie einen gräulichen Ton an, der den ganzen Sommer über nicht mehr weggeht. Da hilft nur kurz schneiden und sie farblich zu überpinseln, wenn man sie einmal verstecken will oder muss. Zum Beispiel, wenn man bei weniger gartenverrückten Leuten eingeladen ist, die die Nase rümpfen würden. Sonst kommt wieder die Frage, warum ich denn um alles in der Welt nicht mit Handschuhen arbeite?

Im Moment schauen meine Hände halbwegs manierlich aus. Ich war auch gestern nicht im Garten, sondern mit Freunden unterwegs. Heute sind wir eingeladen, vorher fahren wir allerdings im Garten vorbei. Nur zum Gießen, dabei werden die Hände nicht dreckig. Wenn mir kein Unkraut in die Quere kommt, das ich schnell…

Eure Flora

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