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Jurassic Park

Als ich gestern den frisch gepflanzten Beinwell goss, sauste aus dem Holzstapel ein grün schillerndes Zauneidechsenmännchen hervor. Interessant. Das war vorgestern auch schon so. Da hatte ich noch gedacht, ich hätte das arme Tierchen erschreckt, doch da es nun schon zum zweiten Mal passierte, kam mir die Idee, das plätschernde Wasser hätte es angelockt. Ich füllte einen Untersetzer mit Wasser, stellte ihn vor den Holzstoß und setzte mich zwei Meter weiter weg auf die Terrassenstufe. Die Eidechse sah mir ruhig zu, sie weiß schon, dass von mir keine Gefahr droht. Kaum hatte ich mich hingesetzt, umrundete sie den Untersetzer, bis sie schließlich auf den Rand hinaufstieg und sich vollschlabberte. Dann turnte sie zufrieden zwischen den Holzscheiten in der Sonne.

Dass Eidechsen trinken, habe ich schon öfters beobachtet. Beim Miniteich Nr. 1 sah ich immer wieder ein Weibchen seinen Durst stillen. Ich hielt jedes Mal die Luft an, denn der kleine Sturschädel hing abenteuerlich kopfüber ins Wasser (obwohl auf der anderen Seite das Wasser bis zum Rand des Gefäßes reicht). Prompt plumpste sie einmal hinein. Bevor ich in meiner Panik noch wusste, wie ich sie herausholen könnte, hatte sie sich unter Wasser schon umgedreht, paddelte zum Rand und kletterte ohne fremde Hilfe wieder heraus. Schwimmen können sie also auch, zumindest eine kleine Strecke.

Als sie wieder einmal am Rand des Miniteichs saß, schlich sich ein Männchen an sie heran. Das gefiel ihr gar nicht und sie fauchte ihn an. Nur kurz zog sich der Romeo zurück, tat eine Weile ganz harmlos, pirschte sich aber dann erneut an. Sie richtete sich halb auf und fauchte – hörbar! Ich traute mich kaum zu atmen. Plötzlich schoss er vor, verbiss sich in ihre Seite und schubste sie vor sich her. Sie wehrte sich heftig und versuchte ihrerseits, den stürmischen Liebhaber zu beißen. Ich klatschte entsetzt in die Hände um sie zu trennen, der Casanova ließ los und beide verschwanden im Efeu. Im Internet fand ich eine Erklärung zu dem seltsamen Verhalten der beiden: Es ist tatsächlich ein übliches Paarungsritual, nur muss das Weibchen auch dazu bereit sein, sonst wird das Männchen mit Bissen vertrieben. Ich war ziemlich beeindruckt von der Vorstellung. Wahrscheinlich wäre sie auch ohne mein Eingreifen mit dem Rüpel fertig geworden.

Schon am nächsten Tag hatte sie es sich anders überlegt und die zwei saßen einträchtig beieinander, keine Spur mehr von Kratzbürstigkeit. Eidechsen bleiben nach der Paarung zusammen, manche sogar bis zum nächsten Winter. Ich habe gelesen, dass sie ihre Eier gerne in Komposthaufen ablegen und tatsächlich habe ich sie ein paar Mal dort gesehen. Und ein paar Wochen später wuselten kleine Eidechsen durch meinen Garten. Eine Nachbarin hat mir erzählt, dass sie so zahm werden, dass sie ihr Mann mit den abgesammelten Raupen vom Buchsbaumzünsler füttern kann.

Nun, ihr Futter müssen sich die kleinen „Saurier“ bei mir schon selber suchen, aber ich werde heuer verstreut flache Schalen aufstellen, damit sie gefahrlos trinken können. Und ich sie besser beobachten kann.

Eure Flora

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