Mein größter Stolz
Mein größter Stolz ist ein Gast aus Madeira.
Deswegen war ich im ersten Moment erschrocken, als mir eine liebe Kollegin vor zwei Jahren von einem Madeiraurlaub zwei Agapanthenrhizome mitbrachte. „Oh Gott“, dachte ich, „die bringe ich bestimmt um.“ Ich pflanzte die zwei Stücke ohne viel Begeisterung in Plastiktöpfe (was ich sonst nie mache, ich finde Tontöpfe viel schöner), denn ich dachte nicht, dass sie irgendeine Zukunft hätten. Als tatsächlich aus einem Rhizom zaghaft Blätter wuchsen (das zweite blieb unverändert, ich habe es nach einem Jahr kompostiert), begann ich vorsichtig, mich zu freuen. Aber viel mehr als ein paar Blätter wurden es nicht und es drohte der Winter. Kurz entschlossen erstand ich für mein Gartenhaus einen kleinen Heizstrahler, um die kostbare Pflanze keinen Minusgraden auszusetzen. Der Kundenberater im Baumarkt hielt mich wohl für ziemlich meschugge, als ihm den Zweck meines Kaufs erklärte, zumindest sah er mich so an. Egal, meine Agapanthe hatte warme Füße und fürsorglich besuchte ich sie alle zwei Wochen (bis dahin hatte ich mein Gartenhaus im November zu- und im März wieder aufgesperrt).
Im Frühjahr begann sie wieder mit der Blätterproduktion und ich war schon froh, dass sie wenigstens überlebt hatte, bis plötzlich eines dieser Blätter anders aussah als die anderen. Sie wird doch nicht… ? Nach wenigen Tagen war es Gewissheit, eine Blüte schob sich aus der Mitte empor. Mich packte das schlechte Gewissen wegen des schäbigen Topfes, aber ich wagte nicht, jetzt noch daran etwas zu ändern. Vorsorglich kaufte ich einen hübschen Holzkübel für nächstes Jahr.